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Der freie Fluss der Ideen

HDRS improvisierte im Cuba

Münster, 13.02.2015
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Erhard Hirt

Solche Klänge gab es wohl an diesem Abend kein zweites Mal in Münster – und auch im weiten Umkreis anderswo vermutlich kaum: Auf der Studiobühne des Cuba schöpfte das Quartett „HDRS“ aus dem grenzenlosen Fluss der Ideen.

Ein Kürzel, das schlicht und einfach für die Berliner Improvisatoren Tristan Honsinger, Axel Dörner, Olaf Rupp und Oliver Steidle steht. In dieser Konstellation sind die vier längerfristig auf Tour – und doch kommt jeden Abend etwas anderes heraus - verriet Trompeter Oliver Steidle in der Pause. „Die Atmosphäre in diesem kleinen Raum hier unglaublich konzentriert“ lobt Steidle diesen Ort in Münster, der fast eine Art Werkstattatmosphäre hat. Natürlich spielt das Quartett rein akustisch in diesem Raum, der von seiner Akustik an Studioqualitäten herankommt.

Alle vier sind ausgeprägte Charaktere, die auch eine gewisse skurille Bühnenpräsenz kurzweilig zu kultivieren wissen. Das gibt dieser freien Improvisation ihr ganz spezifisches Gepräge: Da ist der Gitarrenexzentriker Olaf Rupp, der sein Instrument so unvergleichlich senkrecht hält und heute eine Klangspektren auf der elektrischen Gitarre erzeugt. Schlagzeuger Oliver Steidle, der seine Impulse verschaltet und vermittelt, der dazwischenfunkt und interveniert.

Und vor allem der Cellist Tristan Honsinger – ein skurriler Typ mit Baskenmütze, der lyrisch fragil, sphärisch funkelnd und gerne auch spröde- brachial seine Saiten beackert, auf dass der Kolophonium-Staub sein kostbares Instrument ausgiebig beschneie. Trompeter Axel Dörner agiert vornehmlich auf einer äußerst raren Firebird-Zugtrompete, auf der der Berliner eben nicht nur hitzige Kangströme pulsieren lässt sondern auch für so manches sirenenhafte Glissando gut ist. Eine schräge Konstellation also - welche hier dem Klang nachspürt, mit wildem, oft auch sehr rohen Freiheitsdrang aus dem Fluss der Ideen schöpft, gerne auch mit gestischen, ja dadaistischen Aktionen dabei aufwartet – und bei aller Freiheit jedes einzelnen Individuums ein verblüffend organisches, hochenergetisches Ganzes bildet. Sowas funktioniert nur, wenn zwischen improvisierenden Musikern schon eine ganz hohe Ebene des intuitiven Verständnisses erreicht ist.

Im Münsteraner Cuba partizipiert ein zahlenmäßig überschaubares Publikum, das aber in der Kunst des konzentrierten Eintauchens bestens geschult zu sein scheint. In Berlin würde es in manchen Spielstätten auch gerne mal richtig voll und auch die Hörerschaft sei jünger, betonte Axel Dörner im Gespräch.

Seit fast 30 Jahren kuratiert Erhard Hirt nun schon diese ambitionierte Konzertreihe, die hier im nördlichen NRW einen verdienstvollen Außenposten in Sachen freier Improvisationskultur darstellt. Möge dieser Institution noch eine lange Zukunft beschieden sein!

Schon am 27. Februar sind schon wieder profilierte Protagonisten am Start, nämlich Peter Brötzmann, zu dem man hier nichts mehr sagen muss sowie der amerikanische Posaunist Steve Swell sowie Paal Nilssen-Love aus Norwegen am Schlagzeug.

Info: www.blackbox-im-cuba.de

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