Dein Spiel, das Spiel von Dir oder das Spiel mit Dir
Das Musical „The Game of You”
TEXT: Barbara Seppi | FOTO: Barbara Seppi
Die Uraufführung des Musicals „The Game of You” von Maren Kessler wurde in Gladbeck mit stehenden Ovationen gefeiert.
Zehn Monate regelmäßige Probenarbeit plus mehrtägige Ferienworkshops, so sah das Arbeitspensum zur Einstudierung von „The Game of You“ an der Gladbecker Musikschule aus. Am letzten Sonntag im Oktober dann die Uraufführung des Musicals in der Aula des Heisenberg Gymnasiums, Musik und Texte sind aus der Feder der Jazzsängerin und Komponistin Maren Kessler, in arte Maren Montauk.
„The Game of You“, Dein Spiel, das Spiel von Dir oder das Spiel mit Dir, im Prinzip lässt der englische Titel Raum zur Interpretation. Virtuelle Welten und soziale Medien im Kontext des Heranwachsens, Gefahren und Möglichkeiten, das alles wurde hier genial auf die Bühne gebracht. Eine bewusst offene Kooperation der Musikschule Gladbeck mit der Jugendkunstkunstschule Gladbeck, der Kindersportschule des VfL Gladbeck 1921 e.V. und dem Internationalen Mädchenzentrum Gladbeck, um möglichst viele Jugendliche abzuholen, sich monatelang kreativ mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Relevanz und die Wertigkeit des Projektes wurden bestätigt durch die Fördermittel im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die zur Verfügung gestellt wurden.
Zurück in die Welt oder weiterhin einsam am Bildschirm?
Vorab gesagt, die Musik von „The Game of You” ist keineswegs auf jugendliche Laienstimmen „heruntergebrochen“, die Solo-Lieder, die Duette, Terzette und Chorstücke sind von musikalischer Komplexität. Harmonische Aufbauten mit Spannungsbögen, die perfekt zu den Texten passen, hier und da durchaus dissonante Klänge, wenn es der Inhalt einfordert. Träumerische und melancholische Stimmungen werden ebenso packend eingefangen, wie Verzweiflung, Einsamkeit und Leere. Das Ende bleibt offen: Finden die Mädchen zurück in die reale Welt oder bleiben sie einsam am Bildschirm ihrer Social-Media-Profile?
Ein ambitioniertes Projekt für die jungen Sängerinnen, es hatten sich zum Projekt durchweg nur Mädchen angemeldet. Das Ergebnis war von fantastischer Professionalität. Alle Hauptrollen waren hervorragend besetzt, der Gesang von bester Qualität. Annika Studenski als Myra und Viola Christiansen als Kim verkörperten glaubhaft und stimmsicher, wie sie immer heftiger der morbiden Anziehungskraft des Influencer-Daseins verfallen. Ceren Altinbüken war eine lockende künstliche Intelligenz, AI Candy. Ihr Solo zu Beginn versprach mit strahlenden Tönen ein wunderbares Leben im Netz, doch in den Untertönen, der Gestik und Mimik schimmerte die Gefahr angsteinflößend durch.
Rund 30 Schauspielerinnen waren bei einigen Szenen auf der Bühne, ein gut eingespieltes Tanzensemble unter der Leitung von Doralisa Reinoso de Tafel und das Ensemble des Internationalen Mädchenzentrums Gladbeck. Das multimediale Bühnenbild, ebenfalls von Jugendlichen unter der Leitung von Mario Simon erarbeitet, nahm das Publikum mit in die digitale Welt, Sound und Technik professionell, ebenso wie die Live-Musik von David Schwarz (Gitarre, Drums, Synthesizer) und Martin Lelgemann am Keyboard. Lelgemann hatte in den Monaten zuvor auch die Korrepetition bei den Proben übernommen.
Unzählige Helferinnen und Helfer, Koordinatorinnen und Koordinatoren, ohne die so ein Mammutprojekt gar nicht möglich gewesen wäre. „Es war ein Riesen-Kraft-Akt“, unterstrich Musikschulleiter Rolf Hilgers dezidiert. Maren Kessler war nach den zwei Aufführungen sichtlich stolz auf alle Beteiligten. „Mein Dank geht auch an die Eltern dieser tollen Kinder“. Vor allem an Kinder, Jugendliche, die nicht nur eine fantastische künstlerische Leistung abgeliefert haben, sondern sich dank der Geschichte „The Game of You“ intensiv mit den Gefahren der Scheinwelt des Internets befasst haben. Kessler würde sich freuen, wenn das Projekt mit anderen Schulen der Region oder des Landes wiederholt werden könnte. Auch eine weitere Aufführung mit Teilen des Gladbecker Cast in einer anderen Stadt wäre ebenfalls möglich.