Das Publikum jedenfalls lauschte gebannt
Yair Dalal im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Der Mann strahlt eine ansteckende innere Ruhe aus. Langsam spricht Yair Dalal, erzählt dem Publikum bei seinem Auftritt im Rahmen des Klangvokal-Festivals im „domicil“ ein wenig von seiner Musik. Das macht Sinn, feiert der israelische Komponist und Musiker irakisch-jüdischer Abstammung mit seinem Ensemble und dem Programm „Bagdad – Jerusalem“ an diesem Abend doch die Deutschland-Premiere.
Und in seine Musik gilt es einzuführen. Denn es ist traditionelle jüdische, religiöse Musik aus dem alten Bagdad. Aus dieser Stadt seien die Juden inzwischen weitestgehend verschwunden, bemerkt Yair Dalal nicht ohne spürbare Wehmut.
Die Musik jener Zeit aber hält er gemeinsam mit seinem vierköpfigen Ensemble lebendig. Mit Flöte, Oud, Perkussion und der orientalischen Zither Kanun ist die Band instrumentiert. Alle singen, wie Yair Dalal auch, der auch ein wenig Oud, aber meistens Geige spielt.
Friedensgebete, Erlösungslieder, religiöse Liebeslieder, aber auch Hochzeits- und Festmusik bilden das Repertoire. Und diese Lieder bewegen sich stimmungsmäßig fast immer in einem spirituellen, sehr gefühlvollen Rahmen, brechen nur kurz einmal daraus aus.
Gesungen wird auf Arabisch, Hebräisch oder gar Aramäisch. So wirken die Melodien und Rhythmen der Lieder noch exotischer.
Das Publikum jedenfalls lauschte ganz gebannt dieser ungewöhnlichen, auf die Konzertdauer von zwei Stunden gesehen aber auch ein wenig gleichförmigen Musik. Ein Hauch von Frieden, für den sich Yair Dalal nicht nur in seiner israelischen Heimat im Konflikt zwischen Juden und Arabern bemüht, schwebte durch den Jazzclub.