Das Fuchsthone Orchestra ist zurück
Reloaded II im Stadtgarten vor Publikum
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Das Fuchsthone Orchestra ist eine Großformation der besonderen Art. Das zeigt sich schon an der Besetzung. So gehört eine Geigerin, eine Sängerin und eine Elektronic Künstlerin zur ständigen Besetzung, neben den obligaten Bläsern, einer Gitarre, Klavier und der Rhythmusgruppe aus Bass und Schlagzeug. Die Elektronik hat einen wichtigen Anteil an der Musik. So ist Eva Pöplein an der Elektronik und Livesamples wohl die meist beschäftigte Musikerin während des Konzertes.
Aber es gibt noch einen anderen wichtigen Unterschied zu einer typischen Big Band. Das Fuchsthone Orchestra ist keine Repertoire Band, sondern eine live Band, die bei jeden Auftritt neue Musik vorstellt, bzw. vorhandene Stücke werden neu bearbeitet. „Deshalb nennen wir uns auch nicht Big Band sondern Orchestra,“ so Christina Fuchs, eine der beiden Leiterinnen. Auch das ist etwas Besonderes ein Orchester, das von zwei Frauen, Christina Fuchs und Caroline Thon , gemeinsam geleitet wird.
Seit dem September 2020 konnte das Fuchthone Orchestra nicht mehr aufgetreten. Eines der letzten Konzerte fand Open Air bei schlechtem Wetter in der Jazz Schmiede Düsseldorf statt. Es war den beiden Leiterinnen anzumerken, wie sehr sie und die Musiker*innen sich freuen, dass sie nach so langer Pause wieder vor Publikum spielen dürfen.
Nicht nur die Stücke sind neu komponiert oder arrangiert, sondern auch der Ablauf des Konzerts. In ihren ersten Konzerten haben sich Christina und Caroline mit ihren Stücken abgewechselt, nun spielt das Orchester jeweils ein ganzes Set von einer der beiden Musikerinnen. Den Anfang im Stadtgarten macht Christina Fuchs.
Das Stück Yves Blau ist ein älteres Stück von Christina Fuchs, das sie ganz neu bearbeitet hat.Und wie der Titel schon andeutet, hat Christina sich vom besonderen Blau des Französischen Malers Yves Klein anregen lassen.
Danach gibt es die Suite Strukturen in sechs Teilen, inspiriert von sechs Bildern, die großformatig an den Bühnenhintergrund projiziert werden. Christina erklärt dem Publikum, dass sie sich von den Bildern anregen ließ und dass sie Eva Pöplein bat sich elektronische Musik zu den Bildern auszudenken. Dann wurde beides zusammen geführt. Wobei die Elektronik meist Intro und Ausklang bildete, während sie in den Stücken eher zurückhaltend eingesetzt wird.
Das zweite Set bestreitet Caroline Thon . Sie stellt eine Suite vor, die sich auf das Bühnenstück Die geschlossene Gesellschaft von Jean Paul Satre bezieht. Texte aus dem Einakter, gesprochen von dem Schauspieler Stefko Hanushevsky, werden in die Musik eingespielt. Auch ein Zitat des tibetischen Meditationsmeisters Dilgo Khyentse Rinpoche wird von Filippa Gojo gesprochen. Caroline Thon , deren Vater von Beruf Sprecher war, arbeitet gern mit Textcollagen, besonders im ersten Teil der Suite The Truth of J.P.S? Im Set von Caroline sind die Anteile der Elektronik etwas stärker betont. Die Komposition ist sehr vielfältig, von Sprachcollagen bis zu dezidiert rockigen Passagen. Ein langes Sopransaxophon Solo von Julian Bossert drückt die existenzielle Eindringlichkeit aus, die von Satre in der Geschlossenen Gesellschaft dargestellt wird. In allen Stücken gibt es herausragende Soli, wie das Tenorsaxophonsolo von Francois Ribeaupierre oder das Trompeten Solo von John-Denis Renken im Set von Christina Fuchs. Es gibt sehr eindrückliche Soli der Posaunen und auch Jens Düppe spielt ein drängendes Schlagzeugsolo, das das Stück vorantreibt. Und es ließe sich noch viel aufzählen, wie Filippa Gojo s Stimmakrobatik in schwindelden Höhen, die Geigen Parts von Zusana Leharova und vieles mehr. Alle Musiker*innen leisten Herausragendes, ob am Klavier, Geige, Gitarre und Bass oder bei den Holz-und Bleckbläsern.
Christina Fuchs und Caroline Thon sprechen deshalb auch von einem Solisten Orchester und das ist jeden Augenblick im Konzert zu hören. Obwohl wichtige Musiker*innen der Stammbesetzung, wie Roger Henschel, Theresia Philipp. Matthias Muche oder Matthew Helpin aus unterschiedlichen Gründen nicht dabei sein konnten.
Mit Reloaded II hat das Fuchthone Orchestra einen weiteren Schritt Vorwärts gemacht.
Das Einbinden der Elektronik in die Musik wurde ausgebaut und das ganze Konzert zeichnete sich durch Dichte und Klarheit aus.
Es macht viel Freude Christina Fuchs und Caroline Thon auf ihrem Weg zu erleben. Sie sind experimentierfreudig und offen für Neues. Mit den großartigen Musiker*innen in ihrem Orchester haben sie einen Klangkörper, der sie auf ihrem Weg unterstützt und ihre Ideen hervorragend umsetzt.
Die Besetzung des Fuchsthone Orchestra am 27.8. im Stadtgarten:
Christina Fuchs (composition; conduction, arrangement), Caroline Thon (composition, conduction, arrangement), Martin Gasser, Julian Bossert, Francois Ribeaupierre, Benjamin Steil (saxes), Christian Mehler, John-Denis Renken, Matthias Bergmann (trumpets), Philipp Schittek, Matthias Schuller (trombones), Wolf Schenk (basstrombone, tuba), Zuzana Leharovà (violin), Filippa Gojo (voice), Laia Genc (piano), Andreas Wahl (guitar), Alex Morsey (bass), Jens Düppe (drums), Eva Pöpplein (electronics, live samples)
Hier der Link zum Konzert des Fuchsthone Orchestra im November 2019 im Stadtgarten:
https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2019/FuchsThone_Orchestra_im_Stadtgarten/