Dancepaint Music – Lichten
Fuuko Shimazaki/Nicola L. Hein
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Genreübergreifende Kunstprojekte sind im Moment im Trend. Ein Beispiel dafür ist die erfolgreiche Performance der Künstlerin Anne Imhof im deutschen Pavillion auf der Biennale in Venedig.
Auch im Bereich des kreativen Jazz und der Improvisationsmusik gibt es eine ganze Reihe Musiker, die an intermedialen Projekten arbeiten. Neben Jens Düppe mit seiner Langzeitreihe Kommunikation 9, Matthias Muche , Udo Moll oder Matthias Schubert, ist der Gitarrist und Klangkünstler Nicola Hein einer der Vorreiter in diesem Bereich.
Seit 2014 arbeiten die Tänzerin und Malerin Fuuko Shimazaki und Nicola Hein in einem Projekt mit dem Titel Dancepaint Music in Essen zusammen.
Die diesjährige Dancepaint Music unterschied sich deutlich von den vorherigen Projekten. Bisher war die Ausgangssituation ein weißer Raum, den Fuuko zur Musik von Nicolas Gitarre tanzend bemalte. Diese Situation wurde nun radikal verändert.
Das Publikum im Essener Atelierhaus wird in einen völlig dunklen Raum geführt. Visuell gesehen ein “Nichtraum“, ein schwarzes Loch. In dieser Dunkelheit ertönen Klänge. Perkussion, Becken werden angeschlagen oder singende surrende Klänge kommen aus unterschiedlichen Orten aus der Dunkelheit. Dann blitzen an den Klangquellen Lampen in verschiedenen Farben auf. Nun betritt Fuuko Shimazaki diesen nicht mehr ganz dunklen Raum und beginnt zu tanzen. Im Tanz bemalt die sich selbst, die Wände, Boden und die Decke des schwarzen Etwas. Langsam schält sich aus dem schwarzen Loch ein Raum heraus. Die Musik, das Licht, die Bewegung und die Malerei erschaffen gleichsam einen Raum. Ein faszinierender Vorgang.
Fuuko bewegt sich zur Musik und zu den Lichtimpulsen, während Nicola sich von den Bewegungen Fuukos für seine Musik und sein Lichtspiel anregen lässt. In der gemeinsamen Improvisation erschaffen die beiden Künstler einen Klang-, Licht- und Farbraum, den die Tänzerin mit ihren Bewegungen belebt.
Nicola Hein hat die Klänge seiner Gitarre mit erweiterten Techniken in den Raum verlegt.
Während die Musik der Gitarre immer von einem Ort erklingt, sind die Klangquellen nun an verschiedenen Stellen im Raum verteilt. Dazu hat Nicola eine Reihe von elektro-mechanischen Instrumenten gebaut, Bambusrohre die angeschlagen werden, ein Becken auf das ein Klöppel schlägt und vor allem Ventilatoren, die in besonderer Weise, z.B. A-Dur gestimmt sind. An einem Ventilator ist ein Schlauch befestigt, der die Obertonreihe produziert. Mit Ein- und Ausschalten und einfachen Dimmern nimmt Nicola Einfluss auf die Instrumente und kann Stimmung und Tonhöhe verändern. So kann er immer situativ auf die Bewegungen von Fuuko reagieren. Improvisation mit simplen Musikgeräten.
Im anschließenden Künstlergespräch erklären die beiden Künstler ihre Absichten und Methoden. Hier wird der Charakter der gemeinsamen Improvisation sehr deutlich. So beschreibt Nicola, wie Fuuko länger getanzt und gemalt hat, wie es vorgesehen war und er nun darauf kreativ reagieren musste ohne sich einfach nur zu wiederholen.
Eine großartige Dancepaint Music Performance. Zwei junge Künstler aus unterschiedlichen Kunstsparten, die im gemeinsamen Miteinander einen Gesamtkunstraum erschaffen. Viel Zuspruch und Beifall beim Publikum. Die Zusammenarbeit von Fuuko Shimazaki und Nicola Hein geht weiter. Wir dürfen auf weitere inspirierende Projekte gespannt sein.