"creole NRW"
Drei fahren nach Berlin
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Um kurz nach elf steigt die Spannung im Saal. Anderthalb Stunden hatte die fünfköpfige Jury von "creole NRW" Zeit gehabt, die drei Preisträger dieses Musikwettbewerbs für globale Musik aus Deutschland auszuwählen, die im Mai nächsten Jahres zum Bundesentscheid nach Berlin dürfen.
Die letzten Töne der Kölner Schäl Sick Brass Band, die außerhalb der Konkurrenz zum Finale aufspielten und mit ihrer von Humor durchsetzten Weltmusik mit deutlich arabischem Einschlag bestens unterhielten, sind soeben verklungen, da verkündet der Moderator der letzten der drei "creole"-Abende im Jazzclub "domicil" das Ergebnis.
Schwer sei es gewesen, meint Pit Budde, aus den 14 Finalisten an den drei Abenden (an die 50 Bands hatten sich zuvor beworben) nur drei auszuwählen. Aber so ist nun mal ein Wettbewerb. Gewonnen haben das "Duo Santoor", zwei Iraner auf der Santoor, der persischen Form der Zither, das Quartett "Kavpersaz", das sich dem Reichtum der anatolischen Musik widmet, sowie die wilde Viererbande "Uwaga!".
"Gypsy-Funk-Punk" heißt eine Nummer von "Uwaga!" und so klingt sie auch. Das Quartett mit zwei Mal Geige, Akkordeon und Kontrabass hat immer den Schalk im Nacken, auch wenn es mal kurz aus Tschaikowskis "Nussknacker" zitiert.
Frech, temperamentvoll und voller Mimik spielten sich "Uwaga!" durch ihren köstlichen Mix aus Klassik, Zigeunermusik, Tango und Jazz – und gewannen zu Recht das Ticket zum creole-Finale in Berlin.
Aber auch das "Ensemble DRAj" mit ihren erfrischenden jiddischen Liedern oder die Fado-Formation "Sina Nossa", deren Fado Verknüpfungspunkte zu anderen Genres suchte, hätten ein Weiterkommen in diesem Wettbewerb verdient gehabt.
Gewinnen konnte nicht jeder. Aber Sieger waren bei der gebotenen Klasse letztendlich doch alle Bands.