Conni Trieder Trio

Das Konzert des Conni Trieder Trios unterscheidet sich von üblichen Jazz Konzerten. Neben der Musik liest Conni Gedichte vor. Das ist nicht neu oder ungewöhnlich, und doch passiert hier etwas Besonderes. Musik und Lyrik begegnen sich auf Augenhöhe. Es handelt sich nicht um eine Lyriklesung mit Musikbegleitung. Gedichte und die Musik stehen dabei gleichwertig nebeneinander.

Das Conni Trieder Trio mit Conni als Flötistin, Lukas Keller am Kontrabass und Jacob Kemmerer am Schlagzeug spielen lyrischen Kammerjazz, der auch manchmal sehr temperamentvoll daherkommen kann, etwa bei dem Stück Er läuft wie ein offenes Rasiermesser durch die Gegend. Der Titel basiert auf einem Zitat aus Büchners Woyzeck. In dem Stück wird das Rasende von Woyzeck, das in den Mord an seiner Freundin mündet auch musikalisch erfahrbar. Gegen Ende wird die Musik immer schneller und höher.

Er läuft wie ein offenes Rasiermesser durch die Gegend ist ein Stück aus dem aktuellen Album Brot und Salz, wie die meisten der Stücke. So auch das Entscheiden Sie sich jetzt mit dem das Konzert eröffnet wurde. Auch auf der CD sind Gedichte und Musik nebeneinander zu finden. Die Gedichte sind kleine Text, die Musik mit Worten formen und die Musikstücke sind musikalische Lyrik.

Conni Trieder verzichtet auf Erläuterungen zu den einzelnen Stücken, stattdessen liest sie zur Musik passende Texte. Die Texte können sich in der Musik weiter entfalten und die Musik wirkt in die Texte hinein. Text und Musik befruchten sich gegenseitig. Das ist aber kein Automatismus, die Auswahl der Gedichte und der Musik, die wunderbar zueinander passen,lässt diesen Synergie Effekt aufkommen. Musik und Text gehören zusammen, obwohl die Musik nicht für die Texte geschrieben wurde. Text und Musik wurden erst nachträglich zusammengefügt.

Neben den Stücken aus dem Album Brot und Salz werden auch neue Stücke und Gedichte vorgestellt. Die neuen Stücke stammen aus einem Kompositionsstipendium des Landes Sachsen-Anhalt und sind mit Gedichten verbunden, die sich um die Kindheit von Conni in Halle ranken.

Mit einfachen Worten voller Wärme werden Kindheitserfahrungen beschrieben, die das Publikum in die eigene Kindheit zurückführen. Etwa in dem Gedicht Heute sind meine Füße zu groß wo das Hüpfen über die Steine am Flussufer beschrieben wird, bei dem man nicht auf eine Spalte oder einen Riss treten durfte. Oder das Gedicht Kinderfreuden, das wunderbar sinnlich, das durchwaten einer Pfütze und die durchnässten Schuhe beschreibt. Daran schließt sich ein kraftvolles Stück mit viel Bass und Schlagzeug an, wo die Lyrik sich weiter ausbreiten kann.

Die Texte enthalten sehr stimmungsvolle Bilder, die wiederum neue Bilder und Gedanken evozieren und die sich dann in der Musik ausleben dürfen und dort weiter genährt werden.

Die Musik ist einem lebendigen Spannungsfeld von Komposition und Improvisation, so tragen alle Musiker und die Musikerin ihren Anteil zu den einzelnen Stücken bei. Neben der Querflöte von Conni Trieder erzählt auch der Bass von Lukas Keller manchmal Geschichten und das überaus nuancierte Schlagzeugspiel von Jacob Kemmerer gibt der Musik nicht nur Rhythmus, sondern den Bildern auch Farbe.

Trotz der schönen Gedichte bleibt das Ganze ein Konzert und ist keine Lyriklesung. Aber die klangvollen Gedichte tragen nicht wenig zu den vielen schönen Eindrücken des Konzerts bei. Eine überaus gelungene Symbiose von Musik und Text.

https://connitrieder.de/

Link zum Interview mit Conni Trieder:

https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2021/Jazz_and_beyond_Radio_Interview_mit_Connie_Trieder_/

Link zur Besprechung der CD Brot und Salz:

https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2021/Conni_Trieder_Trio_Brot_und_Salz_CD_Besprechung/