Comeback mit Highlights
9. Jazz Meeting Oberberg
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
An drei Tagen hieß es in Gummersbach „Jazz Meeting Oberberg“. Nach zehn Jahren Abstinenz starteten die Organisatoren Stefan Heidtmann und Manfred Bestgen ein Comeback des kleinen, aber feinen Festivals. An neuem Ort – in der Halle 32 auf dem Steinmüller-Gelände. Zuvor fand „Jazz Meeting Oberberg“ im kleinen Gummersbacher Bruno-Goller-Haus statt – und auch damals schon mit einem ausgewählten Programm.
Gleich zwei doch unterschiedliche Konzerte, die mitnahmen zu einer Reise durch den Jazz-Klang-Kosmos am Samstagabend. Ein hochenergetisches John-Coltrane-Tribute des Gerd Dudek / Martin Sasse Quartett“ folgte auf poetische Jazzstücke des Quintetts „ Stefan Heidtmann & Friends“. Als Opener am Freitag hatte das „9. Jazz Meeting Oberberg“ dem Publikum schon ein fulminantes Konzert des „Tingvall Trio“ geboten.
Nicht nur mit Sasse und Dudek katapultierte sich der zweite Abend zu einem weiteren Highlight. Sehr balladesk, aber dennoch mit viel Dynamik hielt es das „Dudek / Sasse Quartett“. So den „Afro Blue“ aus 1963 von Mongo Santamaría. Das Stück ist in f-moll, was eigentlich viel Schwere und Melancholie ausdrückt, aber dennoch eine wunderbare Leichtigkeit hat. Martin Sasse ist seit über 25 Jahren einer der gefragtesten Jazzpianisten Deutschlands und Jazz-Urgestein Gerd Dudek spielte in den 1960ern in der Kurt Edelhagen-Band Tenorsaxophon und der Klarinette und ist einer der Mitbegründer des European Jazz Quintett. Gemeinsam mit Markus Schieferdecker (Kontrabass) und Hendrik Smock (Schlagzeug) widmeten sich Sasse und Dudek mit ihrem Quartett der Musik von John Coltrane. Den US-amerikanischen Jazz-Saxophonisten (1926-1967) hatte Dudek persönlich kennengelernt und spielte den speziellen Coltrane Sound in seinem eigenen brillanten Stil in Gummersbach.
Grandios Schieferdecker am Kontrabass. Der c-moll-Blues „Mr. PC“, den Coltrane selbst in 1959 komponierte beeindruckt ebenso wie die Ballade „Soul Eyes“ mit vielen Wechseln. Mit Saxophonist Dudek, der mit viel Intensität und Melodik grandios spielt, einem stürmischen Smock am Schlagzeug, dem brillanten, sinnierenden Sasse am Flügel und dem immer wieder beeindruckenden Soli des Kontrabassisten. Sie bereichern die Musik Coltranes mit ihrer eigenen musikalischen Stimme und Authentizität.
Stefan Heidtmann ist nicht nur gemeinsam mit Manfred Bestgen einer der Organisatoren des „Jazz-Meeting Oberberg“, sondern fungierte auch als Künstler mit „ Stefan Heidtmann & Friends“ an diesem Abend auf der Bühne. Gemeinsam mit Sandra Klinkhammer (Gesang), Oscar Kliewe (Trompete), André Nendza (Bass) und Martell Beigang (Schlagzeug) präsentierte er die gerade im März erschienene CD „Fields“. Die Texte dazu stammen von dem New Yorker Dichter und Performance-Künstler Steve Clorfeine. „Es sind kurze prägnante Texte“, so Heidtmann, der diese mit seiner Musik zusammenbrachte. Entsprechend der Stimmung fügte er sie jeweils zu einem Stück zusammen. „Die Texte sind das Salz in der Suppe“ und so ergab sich ein opulentes Gericht. So geht es in „Mystery“ um die kurze Lebenszeit. Das Stück hat etwas melancholisches, was durch die Stimme von Sandra Klinkhammer noch mehr betont wird. Dazu die perlenden Pianoklänge und der Rhythmus von Bass und Schlagwerk. Das „Mystery“ noch von der Trompete betont. Ob „Blue day“, „Spring“ oder „Golden cage“ – man erkennt den Heidtmann-Guss bei den sehr eingängigen Melodien und wird in eine poetische Welt hineingenommen.