COLOGNE JAZZWEEK
JORIK BERGMANN - PERENNIAL POTPOURRI
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Jorik Bermann, Flötistin, Komponistin und Arrangeurin aus den Niederlanden, die seit 2020 in Köln lebt, war als diesjährige Horst & Gretl Will Stipendiatin im Stadtgarten zu Gast. Das Konzert war ein Teil der Cologne Jazzweek.
THE LARGE IMGINARY BIG BAND CONSTELLATION
Der Kölner Stadtgarten bebte vor Publikum, der Konzertraum war bis in den letzten Winkel besetzt – ein Preisträgerkonzert, das so gut besucht war wie nie zuvor. Nach der Laudatio des Kölner Bürgermeisters und der Jury begann ein beeindruckendes Konzert mit dem Titel Perennial Potpourri, bei dem alle Stücke nahtlos ineinander übergingen und Zwischenapplaus nicht erwünscht war. Jorik Bermann präsentierte ein Nonnett, das sie als „Kölner Allstar Band“ formiert hat: Jorik Bergmann and her large imaginary Big Band Constellation.
Die Besetzung (Nonnett):
Jorik Bergmann - Flöten, Komposition
- Martin Gasser – Tenorsaxofon und Klarinette
- Jens Böckamp – Altsaxofon und Flöte
- Kira Linn – Bariton-Saxofon und Bassklarinette
- Matthias Bergmann – Trompete und Flügelhorn
- Shannon Barnett – Posaune
- Clara Vetter – Piano
- Reza Askari – Kontrabass
- Alex Parzhuber – Schlagzeug
EIN QUERSCHNITT AUS JORIK BERGMANNS SCHAFFEN
Alle Stücke stammten aus Jorik Bermanns eigener künstlerischer Arbeit – komponiert oder arrangiert von ihr. Eröffnung mit Pink Sand, benannt nach einem Eyeliner, den Bermann schätzt. Das Stück mündete in Ravels Prelude 1913, in dem Bermann ein langes Flötensolo spielte und dadurch Klangfarben in impressionistischer Farbpalette erzeugt.
Weiter geht es mit einer Referenz an die Jazz Geschichte, eine Bearbeitung von Goodbye Pork Pie Hat von Charles Mingus, komponiert zu Lester Youngs Tod. Bermann verknüpfte Klassik-Überleitung mit traditionellem Jazz, das Stück entstammt ihrem Mingus-Projekt.
Das Stück All I Want begann mit einem über fünf Minuten langen Basssolo von Reza Askari – eine starke Solo-Stelle, die dennoch Raum für weitere Höhepunkte ließ.
Zahlreiche Solo-Beiträge: Matthias Bergmann an Trompete und Flügelhorn, Martin Gasser am Tenorsaxofon, Kira Linn am Baritonsaxofon, Shannon Barnett an der Posaune und Clara Vetter am Piano; Clara Vetter gehörte insgesamt zu den herausragenden Musikerinnen des Abends. Auch Jorik Bergmann führt ewiederholt Flötenpassagen an, deren Reichtum und Farbpalette den Abend prägten, z.B. am Ende von All I Want.
Aber die solistischen Leistungen waren nur das Sahnehäubchen, das tragende Element des Konzertes war der Ensembleklang, in den sich die Soli eingeben.
Afrofuturistische Farbmarken gab es bei Satellite aus dem Projekt Take me to Space. Mit Afrofuturismus war Bergmann schon aus ihre Arbeit mit Marshall Allen, dem Leiter des Sun Ra Orkestras, vertraut. Für Allen schrieb sie ein Streicher Arrangement für African Sunset, eine eindrucksvolle Brücke zwischen Tradition und Avantgarde.
Den Abschluss bildet The Devil’s Rope – ursprünglich für ihr Trio komponiert, nun neu arrangiert für das Nonnett, ein dramatischer, stimmungsvoller Abschluss des Abends. Als Zugabe gab es ein straightes Jazz Stück, das Bermann erst drei Tage vor dem Konzert geschrieben hatte.
JURY WÜRDIGT DIE FARBIGE DIFFERENZIERTHEIT IHRER MUSIK
Die Jury des Horst & Gretl Will Stipendiums würdigt „die Qualität und Originalität sowie die farbige Differenziertheit ihrer kompositorischen Arbeit für größere Ensembles“ als außergewöhnlich. Als Flötistin repräsentiere Bermann eine eigene, im Jazz-Kontext eher seltene Stimme, was der Abend eindrucksvoll bestätigte.
Das Konzert bleibt unvergesslich: Reichtum an Klangfarben, fein nuancierte Instrumentalparts und das harmonische Zusammenspiel der Ensemble Musiker*innen gaben diesem Abend eine ganz besondere Note. Standing Ovations nach dem Abschluss waren ein deutliches Zeichen für die Begeisterung des Publikums.
Dieses Preisträgerkonzert im Stadtgarten war eine eindrucksvolle Demonstration von Jorik Bermanns eigener Stimme im Jazz/Improvised Music-Kontext: farbenreich, strukturiert, mutig in der Mischung von Jazz, Klassik, und Afrofuturismus. Eine starke Präsentation einer viel versprechenden künstlerischen Zukunft. Jorik Bergmann ist ein echtes Ausnahmetalent.