Clubfeeling mit Ausnahmepianist
Robert Glasper Trio in Köln
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Bereits drei Mal begeisterte Grammy-Gewinner Robert Glasper mit seinem „Robert Glasper Experiment“ im Club Bahnhof Ehrenfeld. Dazu brachte er damals Jazzer mit HipHop- und Soulstars zusammen. Im Trio spielt Glasper nicht wie in seinem anderen Projekt am Keyboard sondern am Piano. Eigens dafür stand zum ersten Mal im Kölner Club ein Flügel auf der Bühne. Sein grandioses Spiel wird untermauert vom Rhythmus-Duo Vicente Archer am Kontrabass und Damion Reid am Schlagzeug. Hauptsächlich Stücke aus dem neuen Album „Covered“ präsentieren sie dem Kölner Publikum.
“I just picked stuff that’s in my iPod,” sagte er in einem Interview und so entstanden für sein neustes Album elf Stücke, die irgendwie bekannt, aber doch ganz speziell sind. Glasper-speziell!So auch das „So beautiful“ zum Auftakt des Konzertes. Ein wenig hatte er die Gäste im „Club Bahnhof Ehrenfeld“ warten lassen – aber das Warten hatte sich gelohnt. Völlig entspannt zeigte sich Glasper. Bevor er in die Tasten griff musste er sich aber erst einmal seiner Lederjacke entledigen und entlockte den „Ladys“ ein begeistertes Gekreische bei seinem kleinen Mini-Stripp.
Es folgte eine außerordentliche Symbiose von Jazz, Pop und Hip Hop. Dazu eine Einlage von Rapper Black Milk, der für noch eine weitere spezielle Note sorgte. Gerade so ein Club wie der in Ehrenfeld ist genial für ein Trio wie das „Robert Glasper Trio“. Hier kommt eine ganz spezielle Stimmung auf. Fast sah man die drei auf der Bühne nicht. Nur diffuses rotes, später blaues Licht, ließ sie fast nur erahnen. Dafür ist die Konzentration auf die Musik umso größer. Glasper ist grandios. Sein Spiel mal melodisch, mal schräg, mal treibend, mal dahinschwebend. Meist untermalt vom teils monotonen Schlagzeugspiel Damion Reids. Das Reid aber auch mehr Facetten hat, zeigte er zwischendurch und bei seinem Solopart. Ebenso Vincente Archer, der sich ansonsten im Hintergrund hielt. Zusammen mit Glasper, dessen Karriere mit einem klassischen Trio aus Piano, Bass und Drums einst begonnen hatte, bildeten sie ein kongeniales Gespann.
Robert Glasper ist Hip Hop und R’n’B orientiert. Er setzt nicht nur musikalisch Statements, sondern auch politische. Auf seiner neuen CD lässt er seinen kleinen Sohn Riley sprechen - in der Adaption des von Kendrick Lamar und Quincy Jones geschriebenen „I‘m Dying Of Thirst“ nennt dieser die Namen der unlängst von der amerikanischen Polizei getöteten Afroamerikaner. Mit Harry Belafonte hat Glasper gemeinsam das „Got Over“ geschriebenen. Glasper ist ein beeindruckende Musiker – nicht nur musikalisch. In Köln ließ ihn das Publikum natürlich nicht ohne Zugabe gehen.