Bild für Beitrag: Chris Hopkins und Jörg Seidel Trio | Viva Valente!  feat. Sabine Kühlich
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Chris Hopkins und Jörg Seidel Trio

Viva Valente! feat. Sabine Kühlich

Bochum, 20.01.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius

Schon im letzten Jahr hatte Chris Hopkins mit einem Doppelkonzert im Bochumer Kulturrat das Neue Jahr eröffnet, damals mit den Young Lions. So auch in diesem Jahr am 7. Januar, doch diesmal mit der Sängerin und Saxofonistin Sabine Kühlich, dem Gitarristen und Sänger Jörg Seidel und dem Bassisten Jean-Philippe Wadle. Die vier sind schon im letzten Jahr als Quartett ‚Jörg Seidel Trio feat. Sabine Kühlich‘ durch die Lande getourt.

Die Januar-Konzerte unter dem Motto ‚Swingin into the New Year‘ bilden inzwischen eine Tradition. Und auch diesmal ist ‚die Bude voll‘, bei beiden Konzerten.

Doch dieses Konzert beginnt erstmal ohne Sängerin. ‚Sunny Side of the street‘ entspricht voll dem aktuell dringenden Bedürfnis nach ein paar Sonnenstrahlen. Wechselweise laufen die Soli am Schnürchen. Und schon jetzt ein langer Beifall.

Caterina Valente - Sabine Kühlich

Mit ‚Ganz Paris träumt von der Liebe‘ kommt Caterina Valente in der Person von Sabine Kühlich auf die Bühne. Mit diesem Stück von Cole Porter (‚I love Paris‘) war Valente 1954 zum Star geworden. Sabine singt es recht launig auf Deutsch und Französisch.

Caterina Valente feiert am 14. Januar ihren 93. Geburtstag und ist eine sehr versierte und vielseitige Künstlerin. Jörg Seidel informiert zwischen den Stücken über ihr Leben und ihre Arbeit. 1957 hatte sie mit ihrem Brunder Silvio Francesco die LP 'Viva Valente!' herausgebracht. Während sie in Deutschland eher als Schlagersängerin galt, war sie in den USA schon lange vor dem Bossa-Boom als exzellente Jazz- und Bossa Nova-Sängerin anerkannt.

So hören wir auch heute zunächst einige Stücke aus dem Schlager-Segment. Jörg Seidel mutiert bei ‚Eventuell Eventuell' zu Peter Alexander, begleitet von einem gepfiffenen Solo von Sabine. Andere Hits wie ‚Quizás, Quizás, Quizás‘ und ‚Quando, Quando‘ sind dabei, in jazzigem Format, sehr rhythmisch und mit vielen Soli.

Bei ‚Quién Sera‘ – mit dem deutschen Text (‚Zuckersüß‘) von Götz Alsmann - und ‚Sing, Baby, Sing‘ ist man nun doch recht nah am Schlager angekommen. Vor allem die Piano Soli retten aber hier vor dem Abrutschen ins Triviale. ‚Istanbul Not Constantinople‘ ähnelt in weiten Teilen ‚Puttin’ on a Ritz‘, das Irving Berlin zwanzig Jahre vor Nat Simon komponiert hatte, der der heutzutage damit wohl erhebliche Probleme mit der GEMA bekäme.

„Jazz ist, wenn der Fuß oben ist“

Nach der Pause erklärt Chris dem Publikum, wann von Jazz die Rede ist: „wenn der Fuß oben ist“. Gemeint sind nicht die offbeats, sondern es geht um die Betonung auf dem 2. und 4. Schlag. Dies übt das Publikum beim Klatschen zum folgenden Blues intensiv ein. Das Trio entwickelt dabei aus einem Blues heraus eine gelungene Improvisation, die sich harmonisch weiterentwickelt und am Ende zum Blues zurückkehrt. Die Musiker sind hier so richtig in ihrem Element, sie können freier agieren und müssen sich nicht an harmonischen Vorgaben eines Stücks orientieren.
‚Manha de Carnaval‘ wird als Swing gespielt und beginnt mit einem tollen Gitarrensolo von Jörg Seidel. Zum ‚Bossa Egal’ von Stefan Michalke hat Sabine Kühlich selbst einen deutschen Text geschrieben. Sie kommt mit ihrem AltSax auf die Bühne und spielt sehr ruhig, luftig, fast fast gehaucht klingt es, mit einem warmen melodieorientierten Solo. In rotem Jäckchen und Flamencokleid tänzelt sie manchmal über die Bühne. Auch sie ist vielseitig, sie singt in sechs Sprachen, pfeift und spielt Saxofon. Sie sieht die Musiker bei ihren Soli an und bewegt ihren erhobenen Arm im Takt, manchmal mit einem Egg Shaker in der Hand. Chris Hopkins überlässt bei vielen Stücken zeitweise der Gitarre und dem Bass den Groove und begleitet die Sängerin sehr frei mit glasklaren Einwürfen, oft im Stride Piano Stil, und mit bemerkenswerten Soli. Der Bassist steht im Hintergrund, bringt sich aber oft mit gelungenen Soli ein.

Ich Hätt' Dich So Gern Geseh'n‘ hat Jörg Seidel selbst komponiert. Er singt selbst, es passt sehr gut ins Repertoire und handelt von seinem Wunsch, mit Valente in Kontakt zu kommen. ‚Avalon‘ hat die junge Caterina Valente früher mit Ella Fitzgerald und Perry Como gesungen. Dieses lupenreine Scat-Stück schließt das Konzert ab. Zugabe und Höhepunkt ist ‚Adé`, eigentlich 'Pra dizer adeus' von dem Brasilianer Edu Lobo. Manfred Krug hatte dazu 1978 einen deutschen Text geschrieben und zusammen mit Valente gesungen. Heute singen nun Sabine Kühlich und Jörg Seidel im Duo und so endet dieses schöne Konzert recht stimmungsvoll.

Chris Hopkins gelobt, auch im nächsten Januar wieder im Kulturrat aufzutreten, gerade weil in solchen kleineren Locations die Atmosphäre viel angenehmer und der Kontakt zum Publikum viel intensiver sei als den riesigen neuen Veranstaltungspalästen.

Nächste Viva Valente! - Konzerte in NRW:
Sa, 20. Jan. 2024 (19:30)  52222 STOLBERG Museum Zinkhütter Hof
Do, 22. Feb. 2024 (20:00) 57462 OLPE Stadthalle
https://sabinekuehlich.com/projects

Infos zu allen Konzerten von Chris Hopkins

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