Chris Hopkins Music Friends feat. Duke Heitger
„Salute to Louis Armstrong & the Trumpet Kings“
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius
Eigentlich brauchte man gar nicht viel zu diesem Konzert zu schreiben außer: Fantastic!
Was die vierköpfige Band von der ersten Note an spielte, war phänomenal. Dabei war es für sie schon das dritte Konzert am selben Tag, von denen die beiden im Kulturrat in Bochum-Gerthe ausverkauft waren.
Denn Louis Armstrong wurde zwar laut Konzert-Motto gegrüßt ('salute..‘), aber nicht kopiert. Die Band spielte klassische Stücke aus dem New Orleans und Dixiejazz, machte aber daraus ihre eigene Musik und erweckte nie den Eindruck einer Coverband.
Apropos Dixieland. Der Begriff steht für die Südstaaten der USA und für den Dixieland-Jazz. Ich habe dabei immer an die holländischen Marching Bands und an den Gute-Laune-Strohhut-Dixiejazz gedacht, der in deutschen Kneipen sonntags zum Frühschoppen serviert wird. Dieses Konzert aber belehrte mich eines anderen. Dixiejazz als Weiterentwicklung des New-Orleans-Jazz kann durchaus auf hohem Niveau gespielt werden. The Riverboat Shuffle und Sing that music stellten das unter Beweis.
Duke Heitger begann mit einem Trompeten-Solo und überzeugte sofort mit seinem weichen klaren Ton. Alle Musiker stellten sich mit einem Solo vor – so dachte ich, aber was nun kam war ein Konzert, das nur aus Soli zu bestehen schien. Duke Heitger, born in New Orleans, ist in der ganzen Welt unterwegs und hat in den Staaten seine eigene Band, die ‚Steamboat Stompers‘, auf dem historischen Mississippi-Dampfer ‚Natchez‘. Wie viele Trompeter singt auch er.
Chris Hopkins
spielte im ersten Set Piano in seiner unverwechselbaren Art, im zweiten Set, und das gefiel mir noch besser, war er am Alt Sax zu hören.
Die Band spielte in unterschiedlichen Konstellationen, sicher auch um Duke Heitger zu schonen, dessen Lippen durch die drei Auftritte arg in Mitleidenschaft gezogen waren. Zu hören waren u. a. I can’t get started, Ain’t misbehavin‘, Thanks a Million, Stardust, What is that thing called love. Chris glänzte auch mit einer lässig-lockeren Solo- Improvisation zu Someone to watch over me.
Beeindruckend war besonders der St. Louis Blues, ein alter Liebeskummer-Blues von W.C. Handy, der durch das Zusammenspiel von Trompete und Sax sehr lebendig rüberkam und eine freudig-angeregte Stimmung schuf. Trompete und Sax sind als Melodieinstrumente ja eigentlich geborene Konkurrenten. Hier aber ergänzten sie sich idealerweise und hauchten diesem Blues, erst durch abwechselndes, später auch durch paralleles Spiel, neues Leben ein.
Nicht zu vergessen Bass und Gitarre, die in der Band auch den Part des Schlagzeugs übernehmen mussten. Auch sie waren ständig mit Soli vertreten. Michael Schöneich spielte auf einem großen Kontrabass ohne Verstärkung, was einen besonderen Kraftaufwand erfordert, der seinen melodiösen Soli - manchmal auch als Intro - keinen Abbruch tat. Eine Überraschung war Johannes Zink an der akustischen Gitarre und am Banjo. Er war für den erkrankten Pluto Kemper eingesprungen, fügte sich aber sehr gut in die Band ein. Neben der Fleißarbeit der rhythmischen Begleitung glänzte er durch viele unterschiedliche Soli, die mal paraphrasierend, mal sehr frei gespielt wurden und manchmal an Django Reinhardt erinnerten.
Und Solo heißt in dieser Band nicht, dass man allein spielt, denn Kommunikation wird dort ganz groß geschrieben. Von der Dauer-Impro abgesehen, die ja permanentes Zuhören und Reagieren erfordert, gab es oft 'Duett-Soli‘, z. B. von Sax und Gitarre, Trompete und Bass.
Für die Zugabe blieb uns Hello Dolly erspart, danke, stattdessen:
What a wonderful world.
Yes, it’s true!