CHRIS HOPKINS meets PARIS JAZZ ALL STARS
Hommage à Benny Goodman & Lionel Hampton
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert
Über Chris Hopkins ist viel geschrieben worden, denn seit 21 Jahren gibt er in der Kemnader Scheune seine Konzerte , die inzwischen legendär geworden sind. Chris lädt dazu meist amerikanische Musiker ein. Heute am 2. September sind es fünf in Frankreich sehr bekannte Musiker, die nun die Swing-Ära mit einem Feuerwerk von Standards wieder auferstehen lassen.
Es beginnt mit Wholly Cats. Michel Pastre auf dem TenorSax legt los und man könnte meinen, Lester Young spielt. Trompete und Piano schließen sich mit Soli an. Zu Avalon kommt auch Dany Doriz auf die Bühne, der mit seinem Vibraphon die Zuhörer und -schauer klanglich wie optisch gefangen nimmt.
In 1st line stehen sie nun da, von links nach rechts (s. Foto oben): Malo Mazurié (tp), Michel Pastre (ts) und Dany Doriz (vib). Und sie stehen für 3 Generationen, die die Swing-Leidenschaft verbindet. Drei Melodieinstrumente könnten sich auch gegenseitig Konkurrenz machen, aber hier laufen die Soli im Wechsel und die Stücke in einer guten Abfolge unterschiedlicher Konstellationen.
Zu hören sind entsprechend dem Hommage-Motto Titel, die Benny Goodman und Lionel Hampton komponiert bzw. oft gespielt haben, u.a. Wholly Cats, Avalon, Air Mail Special, Flying Home und nicht zuletzt Six Appeal, ein Titel, der hier auch für die 6köpfige Band steht.
Dany Doriz hat sehr viel Erfahrung und verfügt trotz seines Alters über eine erstaunliche Kondition. Am Vibraphon spielte er schon in den 70ern in der Band von Lionel Hampton, später u.a. auch mit Scott Hamilton. Heute steht er mit seinem imposanten Instrument immer wieder im Mittelpunkt und löst mit seinen fulminanten Soli stürmischen Applaus aus.
Michel Pastre ist in Frankreich als Swing-Saxofonist sehr bekannt, seit 2000 leitet er seine eigene Bigband. Heute spielt er sehr viele Soli im Stil Lester Youngs. Bei Blue and Sentimental klingt er etwas anders, denn hier bezieht er sich auf Herschel Evans, den einstigen Rivalen von Lester Young im Orchester von Count Basie.
Malo Mazurié (tp) und Sebastien Girardot (Bass) gehören zum Trio Three Blind Mice, das schon Anfang 2019 zusammen mit Chris im Bochumer Kulturrat aufgetreten ist. Die beiden waren auch 2015 beim Michel Pastre Quintet (Charlie Christian Project: Memories of You) dabei. Malo spielt fast in jedem Stück ein Solo, bei Stardust fällt er mit einem Rubato auf. Sebastien bleibt dagegen oft im Hintergrund, gefeatured bei Pagin' the Devil glänzt er aber mit einem langen Bass-Solo.
Chris Hopkins hält sich zurück und lässt den anderen Musikern viel Raum. Immer wieder bringt er sich in gekonnter Weise mit kleineren Soli ein; gegen Ende soliert er - bei sanfter Begleitung von bass und drums - mit dem Klassiker Memories of you.
Stan Lafferière kann viele Instrumente spielen. Heute sitzt er zwar als Drummer im Hintergrund, ist aber weder zu überhören noch zu übersehen. Auch er ist mit vielen Soli dabei, bei My Blue Heaven singt bzw. scattet er mit seiner leicht metallisch klingenden Stimme, manchmal im Duett mit dem Trompeter.
Am besten gefällt mir Air Mail Special, da geht die Post ab. Soli am laufenden Band, Spielfreude ohne Grenzen, Dany Doriz geht schließlich rüber zum Piano und spielt mit Chris vierhändig.
Nach der Zugabe Flying Home riesiger Applaus. Da kommt die Band noch einmal zurück. Mit La Vie en Rose und einem Zitat von Frère Jacques auf dem Vibraphon klingt das Konzert aus. Merveilleux!