Klassischer Swing ist garantiert
Auf Chris Hopkins war bei den Kemnade Swing Nights Verlass
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert
Die 'Kemnade Swing Nights‘ von Chris Hopkins gibt es seit nunmehr 24 Jahren und sie haben inzwischen mit mehr als 20 Doppelkonzerten Kultstatus erreicht. Beide Abende sind mit jeweils über 250 Personen meist ausverkauft. Jedes Mal stellt Chris Hopkins eine Band aus seinem internationalen Freundeskreis zusammen wie die ‚Dutch Swing All Stars‘ und die ‚Jazz Kanguroos‘, mit denen er dann durch die Lande tourt. Es wird immer klassischer Swing gespielt. Beim jüngsten Konzert im Rahmen der Kemnade Swing Nights waren die ‚German American Allstars‘ eingeladen.
Was ist das Besondere an diesen Konzerten?
Die Person
Chris Hopkins
spielt die zentrale Rolle. Er verkörpert Kontinuität und Qualität und er hat es geschafft – ähnlich wie Milli Häuser beim Tatort Jazz – mithilfe eines Mailverteilers sein Publikum mit Nachrichten zu versorgen und an sich zu binden. Zudem moderiert er sehr humorvoll und zugewandt, immer wieder spricht er das Publikum an und stellt eine persönliche Beziehung her.
Auch die Location Kemnade trägt zum Erfolg bei. Burgen mit Wassergraben und einem Innenhof, in dem man in der Pause Getränke zu sich nehmen kann, haben ein besonderes Flair und sind nur selten zu finden. Nicht zuletzt spielt auch die Musik eine wichtige Rolle. Klassischer Swing ist garantiert, da weiß man genau, was auf einen zukommt. Manche mögen das für altmodisch oder gar langweilig halten, doch die Virtuosität von Chris’ Musikern ist unbestreitbar und könnte auch Anhänger von modernem Jazz begeistern.
Das Publikum selbst ist ebenso ein wichtiger Faktor. Viele ‚alte weiße Männer‘ und Frauen sind da, von denen Chris viele kennt und die er persönlich beim CD-Verkauf in der Pause begrüßt. Doch auch einige Musiker, die schon oft auf der Kemnade gespielt haben, sind Teil dieses Bedingungsgefüges. Heute sind es Engelbert Wrobel und Oliver Mewes, die einmal wieder auf der Bühne stehen.
Über die Jahre hinweg haben die ‚Kemnade Swing Nights‘ inzwischen eine Tradition entwickelt, die sich von Jahr zu Jahr fortsetzt und auch in den nächsten Jahren Bestand haben wird.
New Orleans Jazz - Duke Heitger
Auch beim Konzert am 5. Juni ist das Konzert ausverkauft. Außer
Chris Hopkins
sind Duke Heitger (Trompete), Engelbert Wrobel (Klarinette, TenorSax), Michael Schöneich (Bass) und Oliver Mewes (Drums) dabei. Im Vordergrund stehen diesmal Duke Heitger und der New Orleans Jazz. Heitger kommt aus dieser ‚Wiege des Jazz‘; Stücke wie ‚What it means to miss New Orleans‘ und ‚Swing That Music‘ bilden den Schwerpunkt des Programms.
Duke Heitger spielt dabei auf seine eigene Weise, seine Trompete klingt nicht schrill, sondern melodisch und warm, fast schon wie ein Flügelhorn. Auch als Sänger ist er dabei mit ‚St. James Infirmary‘. Er singt nicht nur die drei bekannten Strophen, sondern auch drei weitere, die eine Rahmenhandlung darstellen.
Meistens stehen Duke Heitger und Engelbert Wrobel vorne auf der Bühne und dominieren das Geschehen, während Chris vom Piano aus die Fäden zieht. Bass und Drums spielen den durchgängigen Groove, treten aber nur selten mit Soli in den Vordergrund.
Engelbert Wrobel hat sich ‚Running Wild‘, ein Stück des im French Quarter von New Orleans geborenen Klarinettisten George Lewis ausgesucht. Sein langes Solo hätte gut auch von Benny Goodman stammen können. Vor der Pause kommt Angela Siebold von der Stiftung Kinderzentrum Ruhrgebiet auf die Bühne und überreicht Chris einen ‚Oscar‘ für seine Verdienste als Botschafter des Kinderhilfswerks.
Weitere Highlights
‚The Echoes of Spring‘ ist keinem Genre zuzuordnen, erklärt Chris und er spielt zu diesem Stück ein Solo Piano Feature. Das ist kein Zufall, denn ‚Echoes Of Swing’ hieß auch das Quartett von Chris, das er 1998 gegründet und das über 20 Jahre bestanden hat; der Drummer Oliver Mewes war damals schon dabei.
Nach der Pause ist Chris auf dem Altsax zu hören und das Bläser-Trio mit Sax, Trompete und Klarinette bringt nun eine ganz andere Klangfarbe ins Konzert. ‚Delta Bound‘ erklingt und die Kenner hören sofort den Komponisten Duke Ellington heraus. Trompete mit Dämpfer, dumpfe Schläge auf den Toms erinnern an den ‚Jungle Style‘ des frühen Duke Ellington.
Am Ende bedankt sich Chris ausgiebig mit ‚Thanks A Million‘ von Louis Armstrong beim Publikum. Er sagt, er habe viele bekannte Gesichter gesehen, die er hier immer wieder antreffe. Er weist auch auch darauf hin, dass das Konzert fast unverstärkt gespielt wurde, und dass bei NRWJAZZ bald über dieses Konzert etwas zu lesen sei.
Vielen Dank, Chris für das tolle Konzert und für deine freundliche Moderation!