Charisma und Theatralik
Abschluss der ACT-Tage im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Kurt Rade
Von seinem Bruder stammt die Liebe zu AC/DC. Und schon seit ein paar Jahren trug sich Jens Thomas mit dem Gedanken, die Musik der australischen Hardrocker in sein ganz eigenes Musikverständnis zu überführen. Jetzt hat er es getan. „Speed Of Grace“ heißt die Ende Januar erschienene Platte beim ACT-Label, das am Samstag den letzten von vier Abenden im Jazzclub „domicil“ mit den eigenen Künstlern füllte.
Doch während der inzwischen in Berlin lebende Pianist auf der CD Songs wie „Highway To Hell“, „T.N.T.“, „The Jack“ oder „It´s A Long Way To The Top“ total entkleidet und herunterreduziert hat auf ein dunkles, verträumtes Balladentempo, haben diese Stücke in ihrer Live-Fassung in Dortmund oftmals doch bedeutend mehr Kraft. Zwischendurch brüllt dieser charismatische Jens Thomas sogar ins Mikro – das würde den Hardrock-Fans sicher gefallen. Aus dem Lager der AC/DC-Anhänger jedenfalls hat er erstaunlich gute Resonanz auf sein Album bekommen; ein renommierter Musikkritiker der Süddeutschen Zeitung findet dieses Projekt weniger gelungen, um es sanft auszudrücken.
Dabei hat es was! Einen Hauch Randy Newman und interessante Perspektiven. Mit Theatralik und Dramaturgie und bei vielen Stücken mit Unterstützung des finnischen Trompeters Verneri Pohjola zelebriert Jens Thomas körperlich die Songs von AC/DC. Das muss man nicht, aber das kann man mögen, sehr sogar!
Verneri Pohjola bestritt mit seinem Quartett den zweiten Teil des Abends. Und gefiel dabei als ausdrucksstarker Komponist wie auch Solist, der mit seiner Trompete in strahlende Höhen aufzusteigen versteht, ohne sich dabei zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Sein junges Quartett ist eine spielfreudige Viererbande, seine oft hymnische Musik hat Seele und atmet was Nordisches und klingt viel frischer, als es der Titel seines gelungenen neuen Abums „Ancient History“, das er in Dortmund ausgiebig vorstellte, vermuten lässt.