Brachial und radikal „Steamboat Switzerland“ bei der Ruhrtriennale
TEXT: Christoph Giese |
Mit einem Dampfschiff verbindet man ja eher was Gemütliches und Gemächliches. Das trifft nun auf das „Steamboat Switzerland“ so überhaupt nicht zu. Das Hammond Avantcore-Trio aus der Schweiz beendete die Reihe „MaschinenHausMusik“ im Rahmen der diesjährigen Ruhrtriennale mit infernalisch lauer Musik.
Seit 1995 schon spielen Schlagzeuger Lucas Niggli, E-Bassist Marino Pliakas und Hammond Organist Dominik Blum als Trio zusammen. Für die Ruhrtriennale spielten sie im Maschinenhaus der Zeche Carl eine einstündige, pausenlose Auftragskomposition, fünf Module ihres Landsmannes Michael Wertmüller. Keine Zeit zum Luftholen zwischendurch.
Es sind streng durchkomponierte und genau aufeinander abgestimmte Stücke Musik, aber dennoch mit Freiräumen, die eines schon mal nicht sein wollen: eingängig. Stilistisch ist das oft nicht fassbar bei diesen Dreien. Es ist Rock wie es Impro-Jazz, Neue Musik oder vertrackte, wuchtige Rhythmen sein können. Körperlich ist ihre Musik, schwer, kraftvoll, gekennzeichnet durch abrupte Wechsel. Große Dynamik prägen so manche Momente, es entwickeln sich langsam Strukturen und auch Melodien, die oft, aber auch nicht immer in einen soghaften Rausch münden.
Diese Band ist ein echtes Live-Erlebnis. Weil sie fühlbar und spürbar musiziert. Im in Trockeneisnebel gehüllten und in bunte Lichter gekleideten Maschinenhaus kommt dieses „Steamboat Switzerland“ richtig gut. Und wenigstens der gelegentlich auf die Bühne geblasene Nebel erinnert bei den Schweizern an ein Dampfschiff.