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BoSy Bones meets Jeff Cascaro

“…besser als in der Elbphilharmonie“

Bochum, 04.10.2020
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Dovile Sermokas

‚Musik und Applaus hören sich hier besser an als in der Elbphilharmonie‘, meint Jeff Cascaro beim Konzert im Bochumer Musikforum am 2. Oktober. Das hört man in Bochum gern. Auf jeden Fall sind die Bühne und der Konzertsaal schon ein Erlebnis für sich. Rot beleuchtete Wände, die hell angestrahlte Bühnenmitte und die vielen Blechblasinstrumente, in denen sich das Licht spiegelt, schaffen schon am Anfang eine angeregte, festliche Atmosphäre.

BoSy Bones, das sind die vier (Trom)Bone-Spieler der Bochumer Symphoniker. Sie stehen zusammen mit Ludwig Nuss, dem Lead-Posaunisten der WDR-Bigband, im Vordergrund. Und darum starten sie erstmal ohne Sänger mit Straighten Up and Fly Right, einem Swing von Nat King Cole, den sie sehr fetzig rüberbringen. Warmspielen ist hier nicht – Peter Brandrick, Alexander Merz, die beiden Schotten Douglas Simpson und Murray Stenhouse, zusammen mit Ludwig Nuss, legen los. Dieser Sound ist phänomenal, die Zuschauer werden sofort ergriffen von diesem Rhythmus.

Bei Bad Guy, einem aktuellen Stück in einem ganz anderen Stil, klingt die Band manchmal fast wie Deep Schrott, nur etwas höher und mit Posaunen eben. Und dann kommt Jeff Cascaro auf die Bühne. Er ist zwar nur Gast bei den Bosy Bones, doch alle Aufmerksamkeit richtet sich erstmal auf ihn. Da steht er nun, recht steif, das Kinn vorgestreckt. My Babe, da ist er gleich in seinem Element. Scatten ist ja sein Markenzeichen, das geht auch im Wechsel mit Ludwig Nuss in einer Call-Response-Form, bei der er singt und die Posaune dieses nachspielt. Ähnlich bei I got Rhythm.

Das Programm ist sehr abwechslungsreich in Bezug auf Bandkonstellationen und Auswahl der Stücke. Es geht nun ohne Sänger ruhiger weiter mit In the Wee Small Hours und I will Remember You. Bei dem letztgenannten Stück verlassen die Bones die Bühne, nur Ludwig Nuss spielt nun Posaune. Er soliert wie immer phänomenal, denn er ist im Jazz zu Hause und schöpft aus dem Vollen. Aber warum sind die anderen Posaunisten kaum an Soli beteiligt? Von wegen ‚klassisch ausgebildete Musiker können keinen Swing‘, das kann ich mir für die Bosy Bones kaum vorstellen. Benyamin Nuss begleitet nicht nur am Piano, sondern bringt sich auch mit komplizierten Soli ein. Jörg Achim Keller an den Drums bleibt meist im Hintergrund, ist aber hier mit einer Call-Response-Sequenz mit John Goldsby am Bass dabei.

Wenn Jeff Cascaro dann wiederkommt und Stormy Monday singt, dann klingt das nicht besonders bluesig, das lag auch Sinatra nicht im Blut. Cascaro hat mit seiner Soul-Stimme auf seiner CD Love & Blues in the City seine eigene Art von Blues entwickelt, der atmosphärisch eher an den Film Noir erinnert, so auch bei Stormy Monday. Sein Scat-Gesang in Kombination mit einer ausgiebigen Körpersprache kommt dabei voll zur Geltung. Zeitweise spielt er eine Art ‚Luft-Contrabass‘ und ‚Luft-Posaune‘ mit Ausrufen wie ‚hoooooo hooo hoooo heeeeee‘, zum Schluss ein Duett mit Benyamin Nuss am Piano.

A Taste Of Honey, dieses alte Beatles-Stück, singt Cascaro zunächst sehr ruhig, fast feierlich. Die Posaunen steigen mit langen Tönen ein, manchmal sirenenähnlich, und leiten – ganz anders als in der CD-Version - ein Crescendo ein, das mit einem bemerkenswerten Piano-Voice-Duett endet.

Zum Abschluss Carte Blanche, arrangiert vom Drummer Jörg Achim Keller,. Es ist schon beeindruckend, in welchen hohen und tiefen Lagen Jeff Cascaro singen kann. Sein Versuch das Publikum zum Mit-Summen und Klatschen einzubeziehen ist nicht erfolgreich, so dass der wohl so geplante krönende Abschluss kaum gelingt.

Umso besser dagegen die Zugabe Mercy, Mercy, Mercy von Joe Zawinul. Jeff Cascaro beginnt mit einem schönen Trompeten-Solo, John Goldsby ist auf einen 5-Saiten-E-Bass umgestiegen und steigt mit einem funkigen Solo ein, die anderen schließen sich an, das fühlt sich wieder an wie am Anfang.

Ein sehr gutes Konzert, ein schönes Erlebnis!

PS zur location:

“…besser als in der Elbphilharmonie“ - mehr Lob für die location ist kaum vorstellbar. Da ist es schon schwer nachzuvollziehen, warum dann keine Fotos vom Konzert veröffentlicht werden dürfen, das hab ich bisher bei keinem anderen Veranstalter erlebt! Ohne Fotos machen Reviews für nrwjazz.net jedenfalls keinen Sinn!

Foto oben links: https://jeffcascaro.de/

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