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Blühender Ideengarten

Kahibas Klänge und Melodien betörten das Publikum

Gelsenkirchen, 09.11.2014
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Bernd Zimmermann, Ingo Marmulla, Zbigeniew Lewandowski

Die Musik des österreichisch-schweizerischen Trios KAHIBA ist eine Welt zum Eintauchen und sich darin zuhause fühlen. Da haben weitgereiste, vielfältig musikerfahrene Instrumentalisten über Jahre, nein eigentlich Jahrzehnte ihre Sache kontinuierlich reifen lassen. Heinrich von Kalnein (sax, fl), Christian Bakanic (acc, piano, key) sowie Gregor Hilbe (dr, electr.) schafften es bei ihren Auftritten im Gelsenkirchener stadt.bau.raum und im Palace St. George zu Mönchengladbach auf Anhieb, den Lärm im Kopf und jede Alltagshektik zuverlässig wegzublenden.

Der Sound dieses Trios und auch die Emotionalität ihrer melodischen Erfindungskraft, fordern geradezu die behagliche Versenkung. Nicht falsch verstehen: der ausgeprägte Wohlfühlfaktor, die den meisten Stücken von KAHIBA eigen ist, bedeutet nicht etwa oberflächliche Gefälligkeit. Vielmehr durchmisst, wer sich zusammen ihnen auf Klangreise begibt, einen blühenden Garten voller gereifter musikalischer Ideen! Auf der Bühne, die im stadt.bau.raum mitten im Publikum eine ganz besondere Präsentation der Musiker erlaubt, ist alles aufs Wesentliche reduziert: Gregor Hilbe agiert hinter einem sparsamen Drumset. Christian Balkanic tobt sich am Flügel und einem Synthesizer/Fender Rhodes aus, wenn er nicht gerade zum Akkordeon greift. Unsichtbar ist der „Bassist“ dieser Band – denn zum knackig vorwärts treibenden Fundament in vielen Stücken werden elektronische Basslinien, für die der Schlagzeuger verantwortlich zeichnet.

Und da sind wir auch schon bei den bevorzugten Klangfarben dieser Band, die soeben ein neues Album vorgelegt hat: Phasenweise flutet ein Sound durch die ehemalige Maschinenhalle, wie sie durchaus den Fusionbands aus den 70igern oder 80igern gut zu Gesicht stehen würden. Vorausgesetzt, diese würden im Jahr 2014 nochmal auferstehen! Denn was KAHIBA hier zelebriert, ist nach heutigen Maßstäben up to date. Will sagen, dass das akustische Element auch wieder mehr Raum beansprucht, etwa, wenn der Schlagzeuger in seinen rhythmischen Aktionen und Interventionen auch alle Beats und Breaks sämtlicher Clubstile integriert. Viele Nummern von KAHIBA stürmen entsprechend agil und dynamisch voran. Andere laden zum Zurücklehnen ein, oft bestreicht eine Komposition auch eine logische Entwicklung von einem Zustand in den anderen.

Nur zu gerne atmen die Rhythmen ein stark lateinamerikanisches Flair – es gibt sogar eine Tango-Passage in ihrem Set, aus der im nächsten Moment wieder Jazzrockiges oder auch Sinfonisches hervorgehen kann. Und über allem erheben sich diese starken Melodien – vor allem in den weit ausholenden Soloparts von Heinrich von Kalneins Saxofonen. Sein Spiel auf Alt und Tenor ist von großer Einfallskraft, ebenso ist die emotionale Farbpalette überreich. Das setzt sich fort, wenn Kalnein phasenweise auch zur Altquerflöte wechselt. Aber dieses Spiel bleibt nicht mit sich allein – oft verbindet es sich unisono mit lyrisch verführerischen Akkordeonläufen zu einer gemeinsamen Singstimme. Das Sangliche, Kantable ist und bleibt der Kernbestand in der Ausdruckswelt von KAHIBA. Und damit erobert dieses Trio unweigerlich das Publikum. Und zum wiederholten Male hat der Veranstalter PublicJazz ein gutes Händchen bewiesen und eine außerordentliche Formation mit außergewöhnlichen Spielorten verknüpft. Widerstand zwecklos!

Aktuelle CD: Kahiba : The Sixth Sense Natango Music 2014

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