Blind Date Teil 4-2019

Ein musikalisches „Blind Date“, das sich wahrhaftig zu einem „perfekten Match“ entwickelte – mit Klarinettist Claudio Puntin und Kontrabassist Sebastian Gramss.

„Der eine kommt von Köln aus gesehen aus dem hohen Norden, der andere aus dem tiefen Süden“, kündigte Kurator Jens Düppe die beiden Musiker an, die beim „Blind Date“-Konzert aufeinandertreffen sollten. Eigentlich war es klar, wer beim vierten und letzten Blind-Date-Konzert miteinander spielt – aber nicht für die beiden Protagonisten des Abends. Weder Claudio Puntin noch Sebastian Gramss hatten sich vorher informiert, welche insgesamt neun Musiker zur Auswahl standen, noch wer bisher aufgetreten war. Das machte es für die beiden natürlich besonders spannend. Und die Freude war groß auf beiden Seiten, als Jens Düppe die beiden Blind-Date-Kandidaten auf die kleine Bühne im „Salon de Jazz“ bat. Vor vielen Jahren – „es ist bestimmt schon fast 30 Jahre her“, so Puntin – spielten sie zusammen und erinnerten sich an Fahrten in einem alten Citroen. Die Wellenlänge stimmte wohl damals schon und an diesem Mittwochabend in Köln war ihr gemeinsamer Auftritt ein besonderes Klangerlebnis für die Gäste. Sie boten beide als Einzelkünstler, als auch im Zusammenspiel eine musikalische Reise, die ganz sachte anfing. Fast wie eine Morgenstimmung im Wald klang es. Vogelgezwitscher und Brunftrufe vom Wild elektronisch und mit Stimme erzeugt von Puntin. Dazu knarzte der Kontrabass von Gramss. Sie ergänzten sich immer wieder aufs Neue. Beschritten einzeln neue Richtungen und kamen doch irgendwie wieder zusammen. Mit der Bass-Klarinette verblüffte Puntin ebenso wie mit der Maultrommel. Gramss zelebrierte den experimentellen, zeitgenössischen Jazz auf seinem Kontrabass. Mal besinnlich, mal rasant und immer wieder solistisch und im gemeinsamen Fluss. Insgesamt fünf Takes boten sie dem begeisterten Publikum.

Claudio Puntin stammt aus Zug in der Schweiz, spielte zunächst Mundharmonika und ab dem zehnten Lebensjahr Klarinette. Puntin ist nicht nur ausgezeichnet als Musiker – er erlernte den Beruf des Goldschmieds und erhielt 1985 den Prix Golay Buchel Schmuck und Design. Zwei Jahre später begann er mit dem Studium in Köln und anschließend in Rotterdam: Klarinette, Bassklarinette, Jazz und zeitgenössische Musik. Im Duo mit Schorn war Puntin 1991 Finalist der European Jazz-Competition Leverkusen, gewann 1993 den ersten Preis des Musik-Kreativ Wettbewerbs Frankfurt. 2004 wurde er erster Preisträger des WDR-Jazzpreises in Köln.

Sebastian Gramss ist in Wilhelmshaven geboren. Er ist Kontrabassist, Cellist und Komponist zeitgenössischer Musik und Jazz. Zudem ist er ECHO-Preisträger in der Sparte „Kontrabass“ 2013 und 2018. Bereits 1992 gründete er die bekannte Gruppe „Underkarl“. In jüngster Zeit ist er unter anderem mit seinem Trio „Fossile 3“, „Slowfox“, dem neuen Nonett „States of Play“ und mit Duke Ellington ́s „Far East Suite“ als Duo-Bearbeitung unterwegs. Außer für seine eigenen Projekte schrieb er Musik für Pina Bausch, sowie in für das Ensemble Modern. Gramss ist seit zehn Jahren Dozent für Ensemble/Improvisation und Kontrabass an der Musikhochshcule Klön und am Institut für Musik in Osnabrück.

Auch im nächsten Jahr plant Jens Düppe wieder Blind-Date-Konzerte. Gleiches Konzept, neue Künstler. Also wieder eine Auswahl an Musikerinnen und Musikern, die im Duo oder Trio aufeinandertreffen, ohne zu wissen, mit wem sie spielen. Improvisation kann hier zu einem wunderbaren Konzerterlebnis für die Aktiven als auch für die Zuhörer werden. Die Blind-Date-Konzerte sind unter https://vimeo.com/showcase/6537481 nachzuhören. Wer 2020 dabei ist und wann die Blind-Date-Konzerte stattfinden ist bald unter www.blind-date-music.com nachzulesen.