„Blind Date“ Teil 2-2019
Ross, Hanschel und Düppe im Trio
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Im Salon De Jazz am Severinsplatz in Köln trafen beim zweiten „Blind Date“ 2019 drei Musiker aufeinander, die alle drei den WDR-Jazzpreis erhielten, in verschiedenen Formationen spielen und einen grandiosen Auftritt bei diesem „Date“ gemeinsam improvisierten und das Publikum begeisterten.
Neun Musiker – bzw. acht Musiker und eine Sängerin – stehen für die Jazzreihe „Blind Date“ in diesem Jahr auf dem Programm. Bei einem Konzert von „Blind Date“ weiß weder der einzelne Musiker, noch das Publikum, wer mit wem im Duo oder Trio auf der Bühne stehen wird, um zusammen zu improvisieren. Im Teil zwei diesmal ein Trio, zu dem auch Jens Düppe gehörte – der wusste natürlich schon im Vorfeld, auf wen er da trifft. Für das Publikum im Salon de Jazz machte er es aber ein wenig spannend. Mit „Willkommen in der Klangküche“, begrüßte er die Gäste. So war dieses Format just in der Presse bezeichnet worden. Sehr treffend, denn hier wird ein Sternegericht gekocht – wenn die Zutaten harmonieren, kommt es zu einem vortrefflichen Geschmackserlebnis bzw. in diesem Fall zu einem überragenden Klangerlebnis. Eben genauso wie es beim Kochen eines neuen Gerichts fabelhaft funktionieren kann. Die Betonung liegt auf „kann“. Manchmal kann man rühren wie man will, da harmonieren die Geschmacks- oder auch Klangkomponenten nicht. Das war bei diesem „Blind Date“-Konzert allerdings nicht der Fall. Das Klangerlebnis kann als fabelhaft bezeichnet werden.
„Der erste Musiker lädt sich immer andere Musiker ein und ist sehr umtriebig“, so Jens Düppe in seiner Ankündigung der beiden Mitmusiker Und „der zweite Musiker schafft immer neue Formationen – eine davon ist die Kölner Saxophon Mafia“. Gemeint waren der in Pforzheim geborene und in Köln lebende Komponist, Jazz-Pianist und Jazz-Bandleader Florian Ross und der aus Wolfsburg stammende, ebenfalls in Köln lebende Saxophonist und Komponist Roger Hanschel . Alle drei – Ross, Hanschel und Düppe – erhielten den WDR-Jazzpreis. Somit war es dann fast ein Preisträger-Konzert. Zwei im Bereich „Improvisation“ und einer, Florian Ross , in der Sparte "Komposition und Arrangement" - und das bereits 2006. Da bezeichnete die Jury Ross als vielseitig interessierten und raffiniert schreibenden Komponisten und Arrangeur, dem es mit seinem kompositorischen Werk stets gelinge, Brücken zwischen der weit verzweigten Jazzgeschichte und einer multistilistischen Avantgarde zu schlagen. Die Brücken schlug er auch beim „Blind Date“. Und das nicht nur auf dem Flügel. Ein kleines außergewöhnliches Instrument mit afrikanischer Herkunft, dass auch zu Meditationszwecken genutzt wird, setzte er unter anderem ein: eine Kalimba. Zudem spielte er nicht während des Konzertes an seinem Smartphone herum – oder eigentlich doch, aber rein zu dem Zwecke, noch eine Zutat zum „Improvisations-Gericht“ bei diesem Zusammentreffen hinzuzufügen. Mit der GarageBand App erzeugte er hiermit weitere Klang-Zutaten. Zudem setzte er auch immer wieder Loops ein und zeigte sich wie gewohnt als erfindungsreicher Improvisator.
Laut WDR-Jazzpreis-Jury ist Roger Hanschel „der Traum eines virtuosen Stilisten, einer der sein Ding macht, dieses Ding stetig fortentwickelt, perfektioniert und einmal angekommen, direkt wieder um die nächste Ecke verschwindet, um sich eine weitere musikalische Welt zu erschließen“. 2018 erhielt Hanschel den Preis und auch er bewies in diesem „Blind Date“-Gericht, dass die Ausführungen der Jury den Nagel auf den Kopf getroffen hatten. Er fügte Impulse hinzu mit rhythmischen Mustern und harmonischen Strukturen und übernahm auch gerne einen Part zum Solospiel in dieser gemeinsamen Improvisationsmusik. Als „kompletten Schlagzeuger“ hatte die WDR-Jazzpreis-Jury Jens Düppe anlässlich der Verleihung des Preises an ihn in diesem Jahr bezeichnet. Sowohl in kleinen Ensembles als auch im Big-Band-Format falle er durch seine rhythmische Gestaltung auf. Zudem sei Düppe ein besonders „melodischer“ Drummer: Seine Sounds umhüllten die Improvisationen seiner Mitmusiker. Das konnte bei diesem „Blind Date“ auch mal auf einem Stück Holz-Beeteinfassung oder mal mit bunte Müllsäcken passieren. Das Trio Ross-Hanschel-Düppe klang sehr homogen, fast nach jahrelangem Zusammenspiel und immer wieder sehr überraschend. Ein wohlmundender oder besser gesagt wohlklingender Abend in der Jazzküche am Severinsplatz.
Das nächste „Blind-Date“-Konzert findet am 30. Oktober 2019 statt – Zutaten bzw. Künstler werden noch nicht verraten. Es bleibt weiter spannend, auch wenn jetzt nur noch vier Komponenten/Künstler auf der Karte stehen.