BLIND DATE 2. Konzert
Tamara Lukasheva/ Francesco Bearzatti
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Die Vokalkünstlerin Tamara Lukasheva und der Klarinettist und Saxophonist Francesco Bearzatti treffen zu einem Konzert im Kölner Salon de Jazz aufeinander ohne vorher davon gewusst zu haben. Sie spielen das zweite Konzert in der Reihe BLIND DATE von Jens Düppe. Das erste Konzert spielte Jens Düppe selbst zusammen mit Lukas Niggli und Ramesh Shotham , eine Art Perkussion Gipfeltreffen.
Dass die Künstler vorher nicht Bescheid wissen, zeigt sich auch bei diesem Konzert. Als Tamara Lukasheva ihre Mikros auf der Bühne plaziert fragt Francesco Bearzatti sie: “Are You playing with me?“
Und dann spielen sie über eine Stunde frei miteinander, als ob sie seit Jahren aufeinander eingespielt seien. Jens Düppe hat Musiker von Format eingeladen, die alle große Erfahrung in freier und spontaner Improvisation haben.
Francsco Bearzatti, der aus dem norditalienischen Friaul stammt, gehört zu den vielseitigsten jüngeren Jazzern Italiens. Er hat lage mit Aldo Romano zusammengearbeitet und hat mit Stefano Battaglia ein Album als Hommage an Pasolini eingespielt.Er leitet verschiedenen Bands mit großer Bandbreite, so die Sax Pistols mit sehr punkigen Jazz, The bear Trio und das Quartett Tinissima.
Tamara Lukasheva , die aus der Ukraine stammt, in Odessa am Konservatorium war, lebt seit 2010 in Köln. Sie war Solistin der Big Band von Nikolay Goloshapov und hat als Sopranistin an den Opernhäusern der Ukraine gesungen. In Köln hat sie mit vielen bekannten Musikern der jungen Jazzszene zusammen gearbeitet: Matthias Schriefl, Bodek Janke, Dominik Mahnig, Jens Düppe und vielen anderen. Sie gilt als eine der besten Jazzsängerinnen der jüngeren Generation.
Zu Beginn des Konzerts improvisiert Francesco Bearzatti auf der Klarinette und Tamara Lukasheva spiegelt ihn mit Vokallinien. Sie klopft sich dabei auf das Brustbein um den Resonanzraum zu verändern.
Francesco spielt einige lyrische Klarinettenphrasen, die Tamara mit Scatten begleitet. Dann übernimmt Tamara die Führung und geht in ein Solo über. Francesco nutzt die Zeit und wechselt von der Klarinette zum Altsaxophon. Er beginnt mit Klappen- und Luftgeräuschen und spielt dann eine längere lyrische Ballade.
Nun verfremdet Tamara ihre Stimme elektronisch und benutzt Looptechnik, um sich zu doppeln.
Dann greift Francesco wieder zur Klarinette und spielt kleine melodische Phrasen und obwohl Tamara mit reinen Vokallinien begleitet, hört es sich so an als ob sie ein italienisches Volkslied zusammen vortragen.
Tamara arbeitet nicht allein mit der Stimme, sondern setzt auch den Flügel ein, der auf der Bühne steht. Erst greift sie in die Saiten und zupft sie, dann spielt sie auch auf den Tasten.
Danach spielt sie auf einer Melodica. Francesco begleitet sie auf der Klarinette. Anschließend geht Francsco an den Flügel und spielt. Tamara begleitet mit Stimmmodulationen und bringt immer neue überraschende Klänge hervor.
Tamara Lukasheva und Francesco Bearzatti fallen immer neue musikalische Ideen ein. Bei Francsco kommt einem das eine oder musikalische Zitat bekannt vor. Nach dem Konzert habe ich dann erfahren, dass er gern Musik aus Fellini Filmen zitiert und verarbeitet.
Es ist großartig, daran teilzunehmen als Zuhörer*in, wie das Blind Date Duo miteinander improvisiert und Musik aus der Situation spontan auf der Bühne entwickelt.
Jens Düppes BLIND DATE ist ein interessantes Format, aber vor allem seine Auswahl der Musiker machen Konzerte auf solch hohem Niveau möglich.
Nächste Termine: 18.9. / 9.10. / 9.10. / 14.11. alle Termine finden im Salon de Jazz,
Severinskloster 3a, 50678 Köln, 20 Uhr statt. Eintritt: 12,- / 8,- €.
Reservierung: kommunikation9@gmail.com
Bericht von Vera Marcinski vom 1. Blind Date Konzert:
http://nrwjazz.net/jazzreports/2018/BLIND_DATE_Konzertreihe_Dueppe/