Belebend wie ein Mocca
Mulo Francel & Friends
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
„Mocca Swing“ ist Musik, die belebend ist wie ein kräftiger Mocca. Mulo Francel hat hier eine Mischung zwischen sanft und beschwingt – und dabei immer wach machend – geschaffen. Nicht mit seiner Band „Quadro Nuevo“, aber auch nicht solo – sondern mit seinem hervorragenden Quartett servierte er den „Mocca Swing“ kürzlich in Bonn.
Um einen Mocca richtig zuzubereiten muss man ein paar Dinge beachten. Zum einen benötigt man die richtigen Utensilien – ein kleines Kännchen aus Edelstahl oder Kupfer –, eine gute Mischung an Kaffeebohnen, die staubfein gemahlen sind und dann kann man mit der Pulver- und Wassermenge experimentieren. Ungefähr so funktioniert es auch mit „Mocca Swing“. Mulo Francel hat hier ein paar „Friends“ hinzugenommen, die genau die richtige Mischung an Utensilien und deren Handhabung bieten. So den schillernden, aus Armenien stammenden Pianisten David Gazarov, der sowohl Jazz mit Klassik, als auch mit Weltmusik verbindet. Den richtigen Rhythmus mit viel Feingefühl bringen Robert Kainar am Schlagzeug dazu sowie Sven Faller am Kontrabass, der dem Instrument sehr melodische Klänge entlockt. Mit den drei Musikern hat Francel auch zusammen die CD „Mocca Swing“ produziert – allerdings als Doppel-Album. Eine Scheibe mit dem „Münchner Rundfunkorchester“ des Bayerischen Rundfunks, die zweite als Quartett „Mulo Francel & Friends“. Genau mit diesen Friends gastierte er in der „Harmonie“ in Bonn.
Deutlich ist zu spüren, dass sie sich nicht festlegen lassen auf eine Stilrichtung. Stücke aus verschiedenen Genres, die sich teilweise vermischen. Und so gehen sie an die Grenzbereiche von Jazz, Tango, Klassik und Weltmusik. Da wird der „Mocca Swing“ warm, belebend, vollmundig und reich an musikalischen Aromen. Er nimmt mit auf eine Reise von Bayern, über den Balkan, bis nach Buenos Aires. Da sind bei „Pixinguinha“ die brasilianischen Einflüsse nicht zu überhören und es wird deutlich, dass die Experimentierfreudigkeit mit Musik aus aller Welt dem gesamten Quartett im Blut liegt. Sie können auch leise und sanft. Bei „Südlichere Tage“ klingen Nuancen von Stings „Fragile“ hindurch. Fast zornig und mit viel Saxophon-Improvisation das „Atahualpa“. Und bei „La Vida Del Senor Lorenzo“ war wohl ein Papagei mit im Spiel, wie Francel verrät. Das „Susannata“ ist einer kubanischen Traumschiff-Barpianistin gewidmet. Und der Mocca? Immerhin gehören die Zubereitung von Mocca und die Türkische Kaffeekultur seit 2013 zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe. Beim „Harmonie“-Konzert in Bonn rundet der „Mocca Swing“ – gut gewürzt und ein wenig gezuckert den Abend ab. Mulo Francel hat bei diesem Programm die klangliche Ausrichtung seiner größtenteils eigenen Stücke - die in der Quartettform klar in Richtung klassischer Jazz getrimmt sind - wunderbar serviert. Aber: auch seinen Mitstreitern gibt er immer wieder die Chance zu glänzen. So liest Sven Faller zudem aus seinem Buch die anrührende Lebensgeschichte seiner Großeltern – und anschließend folgt ein Stück aus seiner Feder, dass genauso heißt wie die Großeltern: „Laqueur“. Als Zugabe noch eine Ballade, die Francel vor 21 Jahren für die damals noch kleine „Pauline“ schrieb. Und weil das Publikum die vier gar nicht mehr von der Bühne lassen möchte, gibt es noch „Polkadots“ dazu.
Die wohl bekannteste seiner Formationen, „Quadro Nuevo“, bescherte Mulo Francel schon viele Konzerttourneen. Aber auch Solo bzw. mit seinem Quartett, ist er unterwegs. Die wachmachende Mischung ist Ende März wieder gemeinsam auf Tour: am 24.03. in Sulzbach-Rosenberg und am 25.03. in Coburg. Weitere Termine im April: www.mulofrancel.de.
Die „Harmonie“ in Bonn ist Kneipe, Biergarten und Live-Club. Vor 100 Jahren war die Harmonie noch ein Tanzhaus. Das einzigartige der „Harmonie“ ist, das im Lokal der “normale” Kneipenbesucher sitzt, während sich im angegliederten Saal mehrere hundert Zuhörer bei einem Jazz-, Blues- oder Rockkonzert vergnügen. So auch beim Konzert mit „Mulo Francel & Friends“. Am 18. April ist „Malia“ mit Jazz, Blues und Soul aus Malawi hier – und am 24. Und 25. April wird das „Tingvall Trio“ auftreten – www.harmonie-bonn.de.