Bild für Beitrag: Begeisterung und Frustration | 33. Leverkusener Jazztage 2012
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Begeisterung und Frustration

33. Leverkusener Jazztage 2012

Leverkusen, 17.11.2012
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann, Zbyszek Lewandowski

Sonderlich attraktiv ist die Heimstadt des Jazzfestivals in Leverkusen nicht. Und daran hat sich auch in den langen Jahren nichts geändert. 70iger Jahre Betonbau, kaum Rückzugsräume und immer Ärger mit den Parkplätzen.

Aber darum geht es dem Veranstalter ja auch nicht. Ihm ist es wichtig große Namen auf die Bühne zu stellen. Und in den meisten Fällen dankt das Publikum das ja auch, indem es zahlreich erscheint. So zum Beispiel an dem Abend, als der phantastische Marcus Miller auf dem Programm stand. Ein Feeling wie auf einem Rockkonzert. Das Forum in Leverkusen komplett gefüllt. Die Zuschauer standen dicht an dicht und es war vielerorts kein Durchkommen mehr. Die Techniker der WDR-Bigband, die zuvor mit Peter Erskine und Victor Bailey ein beeindruckendes Konzert hingelegt hatte, hatten ziemliche Probleme mit ihren Flightcases direkt durch die Menschenmenge zu bahnen. Und trotzdem war das Konzert nicht ausverkauft(?). Im Foyer saß so mancher frustrierte Besucher, der es aufgegeben hatte wenigsten einen Blick auf diesen Star seiner Zunft zu werfen. Im Forum, also drinnen, eine Bombenstimmung. Wo sonst auf Jazzkonzerten feine Soli mit freundlichem Applaus goutiert werden, ergossen sich Begeisterungssalven wie bei einem Fußballspiel. Selbst der Lichttechniker vergaß ein ums andere Mal seine eingeschalteten Stroboskope wieder auszuschalten und nerverte damit sichtlich das Publikum. Marus Miller und seine Mannen ließ das alles kalt. Er bearbeitete seine fünf Bässe mit einer Perfektion und einem Groove, der jeden im Publikum mit riss.

Eher belustigt nahm dagegen das Publikum die Verhaltenshinweise und "Drohungen"vor jedem einzelnen Konzert zur Kenntnis. "Das Fotografieren und Mitschneiden von Konzerten ist verboten". Das Sprechen und die Nutzung von Handys ebenfalls. "Bitte verlassen Sie die Halle, wenn Sie sich unterhalten wollen". Zuwiderhandlungen können mit einem Konzertverweis oder -abbruch geahndet werden. Eine unvermeidliche Konsequenz, wenn Weltstars auf der Bühne stehen? Sicherlich nicht, denn auf vielen internationalen Festivals gibt es zwar auch zu beachtende Regeln - und das ist auch gut so, aber in dieser Form ist das sicherlich beinahe einmalig.

Dafür ist man in Leverkusen aber auch vor unliebsamen Überraschungen gefeit. Was da auf die Bühne geholt wird ist Extraklasse und so sind die Leverkusener Jazztage seit vielen Jahren eines der wichtigsten und größten Jazzfestivals der Welt. Das bedeutet aber auch, dass es wenig positive Überraschungen oder Neues zu entdecken gibt. Eine war da sicherlich Butterscotch, die bereits im Mai das Elbjazz-Festival in Hamburg gestürmt hatte. Mit ihrer Verbindung von Beatboxing und Jazzstandards (Summertime) ist sie in kürzester Zeit zu einer Marke im Jazz aufgestigen. Mit ihrer fröhlich lockeren Art verbreitete sie eine freundliche Atmosphäre beim überraschten Publikum. Etwas eintönig kam dagegen zuvor die Neuentddeckung des künstlerischen Leiters Eckhard Meszelinsky, Y'Akoto daher. Tolle Performence, tolle Stimme, die Musik bot allerdings nicht die Vielfalt, so dass sie das Publikum hätte fesseln können. Großartig aber dann zum Schluss der Women's Night Esperanca Spalding. Mit einem Großaufgebot an Musikern zündete sie ein Feuerwerk an neuen Klängen ab.

Eine kleine Enttäuschung war allerdings Sonny Rollins am zweiten Tag des Festivals. Der Altmeister auf dem Saxophon nervte so manchen erwartungsvollen Zuhörer mit eintönigen Melodienfolgen, die leider nicht da einschlugen, wo man es bei einer solchen Lichtgestalt des Jazz hätte erwarten können. Herz und/oder Bauch.

Auffällig bei diesem Vorzeige-Festival war einmal wieder, dass deutsche Nachwuchskünstler außer beim FutureSound wenig Platz bekommen. Es wäre sicherlich zu wünschen, wenn ein solches Festival dem deutschen Jazz etwas mehr Platz einräumen würde.

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