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Authentisch, vielseitig

Moritz von Kleist's "Tonwerkstatt"

Aachen, 19.02.2013
TEXT: Heinrich Fries | FOTO: Heinrich Fries

Klirrende Trompetenklänge, ächzende Basswalzen, Klangwolken zischen aus Schlagzeugkesseln und das Saxophon weist die Richtung zum nächsten Produktionsschritt. Was der Aachener Saxophonist Moritz von Kleist mit seiner „Tonwerkstatt“ auf die Bühne des Dumont zauberte, darf man getrost improvisierte Musik der Extraklasse nennen. In zwei rund 45 minütigen, ununterbrochenen Konzertteilen wurde man durch die spannendsten und überraschendsten Bereiche der zeitgenössischen Musik geführt

Die einzelnen Kompositionen bestanden lediglich aus rhythmischen Fragmenten und kurzen melodischen Statements. Diesen aussagekräftigen Ursprungsideen folgend, entwickelte die Band absolut schlüssige und fesselnde Bilderwelten, fernab von willkürlichen Geräuschcollagen. Vergleiche zu Ornett Coleman's „The Shape of Jazz to Come“ liegen nahe, von Kleist allerdings schafft mit hoch kontrolliertem und konzentriertem Saxophonspiel einen völlig eigenen, wiedererkennbaren Sound. Der mit zwei Snare-Drums spielende Schlagzeuger Etienne Nillesen entlockte seinem Instrument ein außergewöhnliches Klangspektrum. Teilweise erinnerte sein Spiel an plätschernden Regen oder knisternde Lagerfeuer und trug so einen erheblichen Teil zur fesselnden Atmosphäre bei. Bassist Reza Askari verausgabte sich förmlich und bearbeitete sein Instrument so konsequent und energetisch, dass man meinte, dieses müsste jeden Moment bersten. Eruptive, hochvirtuose Saxophonsoli trieben Nillesen und Askari unerbittlich voran, Trompeter Ryan Carniaux's Tonkaskaden befeurten den Energiefluss zusätzlich. Das hoch kommunikative Zusammenspiel der hervorragenden Instrumentalisten begeisterte das Publikum durchweg.

Aber auch ruhige, grade zu intime Bereiche wurden dem Zuhörer nicht vorenthalten und eben diese waren es, welche auf besondere Weise berührten. Besonders die Ballade „Bratto“ schlug die Zuhörer in ihren Bann. Mit hochdifferenziertem Ausdruck und einem Ton der unter die Haut ging, erzählte von Kleist eine sehr persönlich klingende, bewegende Geschichte, deren Hintergrund sich nur erahnen lässt.

Authentisch, vielseitig und jederzeit packend, präsentierte sich Moritz von Kleist's „Tonwerkstatt“ und begeisterte das Aachener Auditorium restlos. Das diese Band in Zukunft einem größeren Publikum zugänglich gemacht wird kann man dem deutschen Jazz nur wünschen.

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