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Auf dem Highway wird entspannt gecruist

Tobias Hoffmann Trio bei FineArtJazz mit neuen "Heimatklängen"

Herten, 17.06.2021
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Kurz vor der Sommerpause meldete sich die Konzertreihe mit zwei stimmungsvollen Live-Gigs auf dem Freigelände der Zeche Schlägel und Eisen in Herten zurück. Den zweiten Teil bestritt das Tobias Hoffmann Trio - und hatte aufregende Novitäten in Gepäck.

Eine weitere der vielen Live-Widergeburten begingen das Tobias Hoffmann Trio und das Team um den Verein zur Förderung von Jazz und Kunst im liebevoll gestalteten Areal der Eventlocation Schlägel und Eisen. Ein solcher Abend war längst überfällig. Es fühlt sich gut an auf dem open-Air-Gelände vor der Zeche Schlägel und Eisen. Es gibt Speis und Trank - und der sitzende Aufenthalt an den Tischen gewährt qua Gesetz eine Befreiung von den unsäglichen Masken. Mit viel Aufwand und Liebe war alles für das Drumherum gestemmt worden: Reichhaltiges Catering, optimal abgestimmtes Licht und Sound, sogar ein eigener kleiner Backstagebereich in einem improvisierten Zelt. Die Konzertreihe hat sich hiermit gerade noch vor der Sommerpause zurück gemeldet - nach einer aufreibenden Durststrecke, die wirtschaftlich an die Substanz ging, die aber auch von Solidarität seitens des Stammpublikums getragen war.

Für Tobias Hoffmann , Bassist Frank Schönhofer und Jan Philip ist dieser Auftritt gleich in mehrfacher Hinsicht eine Premiere. Gespielt wird zum großen Teile eine ganz frische Musik, die vorher noch nicht veröffentlicht, geschweige denn live aufgeführt wurde - ja, die sogar nur ein einziges Mal geprobt wurde zum Teil. Aber gerade aus so etwas entsteht oftene Spontaneität, die den Funken zünden lässt. Das ist gut so - allein weil dieser Sommerabend doch reichlich kühl wird und es hier die ganze Klangwärme aus Tobias Hoffmann s Röhrenverstärker dringend braucht.

Es geht ums Ganze - um den Blues. Um die hohe Kunst, daraus etwas unmittelbar Fühlbares zu machen. Die neuen Stücke, mit denen Hoffmann an diesem Abend auch seine Bandmitglieder und das Publikum überrascht, kosten alle nur denkbare Freiheit aus - vor allem in Sachen Sound. Keine komplizierten kompositorischen Entwürfe, dafür klare Akkordfolgen, hypnotischer Rhythmus. Eine verlässliche Straße, um in die endlosen Weiten der improvisierten Bluesphrasierungen aufzubrechen. Tobias Hoffmann ist die ganze Zeit auf Wolke sieben. Spielt obertonreich, mit diesen satten “Twang-Effekten”, die auf den großen Blues-Erneuerer Stevie Ray Vaughan oder an die Surfmusik der 1960er anspielen. Das braucht nie einen Ton zu viel. Irgendein Hochgeschwindigkeitsgefrickel überlässt Hoffmann doch lieber anderen - auf dem Highway wird in entspannten Tempo gecruist. Umso mehr entfaltet das Tobias-Hoffmann Trio sein Feuer durch gelebten Kollelktivgeist. Frank Schönhofer breitet mit seinen Basslinien den fetten Urgrund und bestimmt den Kurs. Schlagzeuger Jan Philip hält durch seine ruhelos pochenden Achtelketten den Spannungslevel kontinuierlich oben. So könnte es endlos weitergehen. Mal eher lyrisch-melancholisch und hintergründig, dann wieder fröhlich auftrumpfend. Immer mit langem Atem, einem ausgeprägten Sinn für Timing. Weniger ist mehr, wenn es man auszubreiten versteht. Irgendwann lässt Hoffmann mal ganz seine Gitarre los - aber es geht weiter, ist doch schon so viel Sound ist in den Effektgeräten unterwegs, dass die ganzen Überlagerungen und Echoschleifen mit einer eigenen Klangpoesie weiter machen.

Die vielen “Uraufführungen” des Abends docken geschmeidig an diverse, schon oft gespielte, charismatische Nummern an. Ganz groß ist immer wieder die Cover-Version von Chris Isaacs “Wicked world” - sie fühlt sich, zeitlich wunderbar ausgedehnt und klangsinnlich ausgekostet - an diesem Abend ganz besonders innig an. Als Zugabe besinnt sich George Harrisons “While my guitar gentle wheeps” auf das Gegenteil des Originals: Die Nummer groovt in einem latent funkigen Beat, die Gitarre entfaltet eine fast wütende Stimme. Sich laut und wütend einzumischen, tut der Kultur auch immer wieder gut...

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