Atemberaubende Interpretationen
Christian McBride
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Eigentlich sollte er ja mit seinem Quintett „Inside Straight“ vorbeischauen. In dem sind durchaus namhafte Musiker wie der Saxofonist Steve Wilson oder der Drummer Carl Allen vertreten. Doch am Mittwochabend stand dann überraschenderweise ein mit zwei noch unbekannten Jungspunden besetztes Trio von Christian McBride auf der Bühne des Jazzclubs „domicil“. Ein echter Glücksfall!
Denn was diese drei Amerikaner dem Publikum boten, war atemberaubend. Ein Programm ausschließlich aus bekannten Stücken der Jazzliteratur – aber diese Interpretationen!
Christian McBride fungierte da mit seinen 38 Jahren auf seinem Kontrabass schon rein optisch als abgeklärter Ruhepol zwischen und Schlagzeuger Ulysses Owen, Jr. und dem Pianisten Christian Sands.
Aber von wegen Ruhe. McBride spielt physisch spürbare, kräftige Linien, voller Groove, wenn es sein muss, und vor allem voller Swing. Nicht nur den Musical-Song „My Favorite Things“, ein beliebter Jazzstandard, schiebt er so mächtig voran.
Welche eine Einladung für seine beiden jungen Kollegen. Quicklebendig und vor Energie sprudelnd trommelt Olysses Owen, Jr., und unglaublich abgeklärt, geschmackvoll und mit allen Wassern gewaschen greift der erst 22-Jährige Christian Sands in die Klaviertasten.
Dieses Trio steckt ganz tief in der US-amerikanischen Jazztradition, bewegt sich traumhaft sicher darin und kann so mit einer frappierenden Leichtigkeit eigene Ideen und Gestaltungen der Songs von Benny Golson, Horace Silver oder Thelonious Monk entwickeln.
Der Höhepunkt dabei: Die Version von John Coltranes „Giant Steps“, bei der Pianist minutenlang das Thema nur mit seiner linken Hand auf der Tastatur auftauchen und wieder in einem Strudel an Einfällen verschwinden lässt. Purer, traditionsorientierter Jazz klingt bei diesem Trio so aufregend wie lange nicht mehr!