Arabischer Geschichtenerzähler
Rabih Abou-Khalil Trio auf der Zeche Carl
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Der Libanese Rabih Abou-Khalil ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, mit seinen Musikstücken ebenso wie mit seinen Ansagen. Zusammen mit dem Italiener Luciano Biondini am Akkordeon und dem Amerikaner Jarrod Cagwin am Schlagzeug und der großen Rahmentrommel gibt der virtuose Oud (arabische Laute) Spieler ein Konzert auf der Zeche Carl in Essen. Rabih Abou-Khalils Musik entzieht sich allen festen Einordnungen. Sie ist sowohl Jazz, arabische Klassik als auch Weltmusik und sie ist weit mehr. In der Musik von Abou-Khalil verschmelzen alle diese Genres zu etwas Neuem.
Dass die drei Musiker schon viele Jahre zusammenspielen und einen tiefen emotionalen Bezug zu ihrer Musik haben, spürt der Zuhörer bei jedem Stück. So etwa bei dem traurigen Stück “Dreams Of A Dying City“, dass Abou-Khalil während des libanesischen Bürgerkrieges der Stadt Beirut widmete und von dem er hoffte es nie wieder spielen zu müssen. Heute ist dieses Stück leider wieder für viele Städte in Syrien oder im Irak sehr aktuell.
Bei den neuen Stücken fällt auf, dass sie besonders Rhythmus betont und schnell sind, ohne auf die gewohnten Melodiebögen und die reiche Komplexität zu verzichten. In der Musik von Rabih Abou-Khalil ist neben Sehnsucht und Melancholie auch immer ein tiefer Humor, der ein Gefühl von Hoffnung und Freude vermittelt, zu spüren. Seine Stücke sind vielfältig und bunt wie arabische Geschichten. Sein Humor drückt sich auch in Titeln aus, wie „Pizza Hawai“, die ein sizilianischer Erzbischof in einer Pizzeria in Kabul essen möchte.
Das Publikum ist verzaubert von der Musik. Das Rabih Abou-Khalil Trio spielt ohne Pause und muss zwei Zugaben spielen.
In der ersten Zugabe spielt er eines der neuen Stücke die besonders den Rhythmus betonen und für das er noch keinen Titel hat. Das Stück „L`heure du Croissant“ in der zweiten Zugabe lässt Bilder im Kopf entstehen, von einem kleines Bistro in Paris, wo sich arabische undfranzösischer Musiker treffen und zusammen Musik machen. Eben jene Musik, die gerade auf der Bühne erklingt.
Nach über eineinhalb Stunden geht ein großartiges Konzert zu Ende und die Bilder und die Musik wirken noch nach. Es ist kein Wunder, dass die CDs am Stand in wenigen Minuten verkauft sind.