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Andreas Wahl beim Tatort Jazz

"Play and smile"

Bochum, 04.12.2021
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

Tatort Jazz 1. Dezember im Kunstmuseum Bochum

"2G+" - Inzwischen weiß jeder, dass damit nicht ein spezieller Jazz- Akkord gemeint ist, sondern die aktuelle Corona-Auflage für Konzerte. So etwas hat es noch nie gegeben beim Tatort Jazz, doch trotzdem sind relativ viele gekommen. Wo andernorts Veranstalter absagen, bei Milli Häuser spielt die Musik immer noch, und das nun seit 15 Jahren!

Play and Smile heißt das Motto des Konzerts und Smiling faces gibt es reichlich, auf und vor der Bühne. Vor allem der Jazz der 80er Jahre ist angesagt und so hören wir erst einmal Footprints von Wayne Shorter. Alex Morsey am Bass setzt ein mit der Bassline, die das Stück durchgehend begleitet. Andreas Wahl eröffnet den Reigen der Soli, dem sich die anderen Musiker anschließen. Dieser ‚Fingerabdruck‘ verspricht Gutes für das weitere Konzert.

Aufgefallen ist mir sofort die Gitarre, eine Strandberg wie mir Andreas hinterher erzählt. Es gibt sie schon seit den 80ern, sie fallen durch ihre ergonomische Form auf (s. Foto links) und sind ‚headless‘, ohne Kopf. Die Saiten werden oben eingehängt und unten am Corpus gestimmt.

Andreas Wahl kommt aus Essen. Er ist inzwischen auch über NRW hinaus bekannt, denn er spielte auf zahlreichen international bekannten Festivals und hat viele Förderpreise bekommen, z. B. mehrmals den Jazzpreis Ruhr. Aktuell ist er ein wichtiges Mitglied in The Dorf und im Essen Jazz Orchestra.

Wes Montgomery, John Abercrombie und John Scofield sind Vorbilder von Andreas, deshalb hören wir Bock to Bock, Ralph's ,Piano Waltz und Keep me in mind. Dementsprechend variiert auch seine Spielweise; mal sehr schnell in kurzen Tonfolgen, dann wieder ruhig mit einem Klang, der manchmal an eine Zither erinnert.

Sehr vielfältig – und das überrascht nicht – zeigt sich wieder Alex Morsey. Hackensack von Monk eröffnet er mit einem sehr langen, aber trotzdem abwechslungsreichen Solo. Bei Bock to Bock und Keep me in mind bringt er sich mit Vokalisen ein, bei Heaven kommt der Bogen zum Einsatz.
Matthias Dymke am Piano ist für seine langen melodischen Soli bekannt. Besonders beeindruckt hat mich sein variantenreiches umfassendes Solo bei Rhythm a ning, das er zeitweise als Rock‘n Roll spielt.
Zu diesem Stück gehört auch ein Drum Solo von Uwe Kellerhoff. Uwe begleitet die Band sehr rege und wie immer sehr präzise und akzentuiert. In letzter Zeit bringt er sich mit längeren Soli ein, bei denen er verschieden Spielweisen kombiniert.

Mit Andreas Wahl hat Milli Häuser – wie immer beim Tatort Jazz - einen Gast eingeladen, der seine Stücke mitbringt und erst am Nachmittag vor dem Konzert mit der Hausband probt. Da bleibt nicht viel Zeit für Absprachen. Das Konzert lebt von Improvisationen, vor allem aber von der Dynamik der Band. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass sich Musiker so schnell aufeinander einstellen können. Aber genau das ist Jazz: Jetzt und hier entsteht die Musik und man weiß vorher nicht genau was dabei herauskommt. Und da ist auch das Publikum wichtig. Am Anfang ist es noch zögerlich, kaum Applaus für Soli, doch das steigert sich im weiteren Verlauf und erreicht am Ende einen Höhepunkt.

Bei diesem Konzert sind die Soli besonders lang und vielfältig. Das heißt aber nicht, dass sich die anderen Musiker dabei langweilen. Ganz im Gegenteil, sie hören aufeinander, geben Impulse, greifen Ideen des Solisten auf, unterstreichen diese oder führen sie gar weiter. Interessant sind immer die Übergänge. Wann ist ein Solo zu Ende? Wer spielt dann weiter? Das ist nicht immer geplant und wird oft nonverbal kommuniziert. An Mimik und Gestik kann man dies manchmal erkennen. Die Band spielt professionell und diese Spielfreude überträgt sich auf das Publikum.

Am Ende erklatschen die Zuschauer zwei Zugaben, das hat es beim Tatort schon lange nicht mehr gegeben! Bei Old Folks und Israel zeigt die Band nochmal, was sie kann. Doch das wars dann für dieses Jahr mit dem Tatort. Gut, dass die die letzten Konzerte noch stattfinden konnten. Weiter geht’s erst im März.

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