Amor Brutal
Stella Tonon & Band im Pantheon Casino
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
“Love will make you do things that you know is wrong”, so lautet eine Zeile aus “Fine and Mellow“ von Billie Holiday. Ein Lied über Leidenschaft, Abhängigkeit und Sehnsucht nach wirklicher Liebe. “Fine And Mellow“ ist ein Lied aus dem Programm „Amor brutal“, der Kölner Jazz Vokalistin Stella Tonon. Mit südländischem Temperament führt Stella, die italienisch-portugiesischer Abstammung ist, durch den Abend. Ihr Gesang ist leidenschaftlich, zart, wütend, schreiend, hauchend und mit vollem Köpereinsatz. Sie singt die Lieder nicht, sie führt sie auf. Die Musiker, die sie begleiten, arbeiten seit einem Jahr fest mit ihr zusammen. Marcus Schinkel (Piano/Melodika), Martin Weiss (Gitarre), Klaus Mages (Drums) und Gerd Dierig (Violine). Unter Federführung des Bonner Pianisten Marcus Schinkel gab die Band den Liedern, die Stella auswählte, ganz eigene Arrangements. Die Setlist ist abwechslungsreich, neben dem Jazzstandart “Fine And Mellow“ von 1939 finden wir “Dope Show“ von Marilyn Manson, “Personal Jesus“ von Depeche Mode, “Ring Of Fire“ von Johnny Cash oder den Blues Klassiker “I Put A Spell On You“. Außer den englischsprachigen Songs hat Stella auch italienische und spanische Lieder aus den 60ern, wie „La Bambola“ von Patty Pravo oder „Amor Brutal“ von Juan Salazar,im Programm. All diese unterschiedlichen Songs aus Jazz, Blues, Rock und Worldmusic, von denen viele den Zuhörern bekannt sind, werden durch das Arrangement der Band und vor allem durch die Vortragsweise der Sängerin, zu “Stella Songs“. Sie vereinnahmt die Lieder ganz und gar und trägt sie buchstäblich mit Haut und Haaren vor.
Dass die Zuhörer immer wieder neue Nuancen in den altbekannten Songs entdecken können, ist aber nicht nur das Verdienst der Sängerin, auch die Band trägt einen gehörigen Teil dazu bei. Die Musiker integrieren dabei auch ungewohnte und fremde Klänge in ihre Musik, so setzt der Drummer Klaus Mages eine singende Säge und ein Megaphon ein und Marcus Schinkel bearbeitet die Saiten des Flügels mit Klöppeln und Händen. Aber es geht hier nie um billige Effekte. Band und Sängerin gelingen es, die Lieder spannend und interessant zu machen. Das Publikum ist ganz hingerissen von diesem Liederabend.
In der Zugabe wird dann endlich auch der Titelsong der Show „Amor Brutal“ gespielt. Stella hatnämlich den Ablauf spontan geändert und das Lied nicht in der Show gesungen. Aber wozu ist wohl die Zugabe da?