Allgäuer Brazilian Motions
Mixtur der Musikwelten mit Matthias Schriefl und Band
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Der Jazztrompeter Matthias Schriefl verquickte mit seinem Projekt "Brazilian Motions" in der „Kellerei“ in Reutte/Österreich teilweise leicht allgäuerisch angehauchte Eigenkompositionen mit vielen brasilianischen Stilen.
Am Abend zuvor bespielten die vier Musiker plus Sängerin in Köln das Publikum in der Kirche St. Maria im Kapitol im Rahmen des Musikfestivals „Romanischer Sommer Köln“. Das Thema während der längsten Tage des Jahres: Licht – mit Musik vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Und Matthias Schriefl widmete sich dazu dem Thema „Mariä Verkündigung“. Diese Thematik nahmen sie auch mit nach Reutte in Österreich. Vier Stücke hatte der umtriebige Jazztrompeter, Multi-Instrumentalist, Komponist und Bandleader Matthias Schriefl dazu neu geschrieben. „Das nennt man dann wohl eine Suite“, erklärte er dem Reutter Publikum verschmitzt. Angefangen mit einer Hommage an sein Heimatdorf Maria-Rain im Landkreis Oberallgäu. Anschließend ein „Sofisticated Virgin“, eine „Maria Mambo“ und schließlich ein „Maria Schnacker“. Die Texte auf portugisisch, geschrieben von der brasilianischen Sängerin Patricia Cruz. Schriefl erklärte sich bereit, die Texte gerne auf allgäuerisch zu übersetzen.
Das lateinamerikanische mag er, betont er zwischen den Stücken. Mit einem Augenzwinkern angeblich wegen der früher auf lateinisch gehaltenen Messen in seinem 200 Seelen Heimatdorf. Und die Maria zog sich weiter durch das Programm. „Maria unser“ komponierte Schriefl in den Bergen – in einer wunderschönen Mariengrotte im Oberallgäu. Die befindet sich an einem Berg, in der Nähe von Pfronten. „Wie ein jeder echter Allgäuer hatte ich mein Alphorn dabei“ und in der Tasche hatte er ein altes Notenblatt von einem Arrangement seines Vaters zu „Vater unser“ – da musste er als Gegenpol ein „Maria unser“ komponieren. Und natürlich kam auf der Bühne auch das Alphorn zum Einsatz. Das kann Schriefl auch gleichzeitig mit der Trompete oder Flügelhorn bespielen. Er ist halt ein Multitalent und sehr speziell. Das ist auch an seiner Bekleidungsauswahl zu erkennen – ein roter und ein grüner Strumpf („die habe ich wieder gefunden, vorher bin ich barfuß aufgetreten“), Lederhose mit Edelweiß-Trägern und weißes Satinhemd. Der äußerst kreative Allgäuer Jazztrompeter lebt seit Jahren im Rheinland – so sprach er dann beim Kölner Konzert im verständlichen Hochdeutsch. In Reutte verstanden ihn die Gäste auch auf allgäuerisch. Bei allem, was ein wenig spaßig daherkommt, ist er ein brillanter Musiker, der sehr ideenreich seine Musik umsetzt, immer wieder neue Instrumente dazu nimmt und sogar auch mal ein quickendes Gummi-Schwein.
Seit 2004 existiert „Brazilian Motions“. Bei einem Konzert, wo Patricia Cruz und Matthias Schriefl als Ersatz in einem Ensemble auftraten, kam den beiden die Idee dazu. Seit rund drei Jahren spielen sie in der derzeitigen Besetzung gemeinsam mit Bassist Camilo Villa, Schlagzeuger Rodrigo Villalon – beide aus Kolumbien – und dem brasilianischen Gitarristen João Luis Nogueira. Hervorragende Musiker, die natürlich Stücke wie ein „Samba pra virginia“ oder „Tiro ao álvaro“, einer brasilianischen Samba von Adoniran Barbosa, perfekt umsetzten und ihren Stempel aufdrückten. Ebenso beim „Sombra“ – ein Stück von Patricia Cruz. Es erinnert an ihren Hund, der wie ihr Schatten war. Das Publikum war begeistert und ließ die Musiker so schnell nicht gehen. Sie sangen auch eifrig mit bei der Tiroler Hymne, aber auch bei „Mas que nada“ – die erste Zugabe, begleitet am Flügel von Jazzpianist und Kellerei-Mitglied Andreas Kopeinig. In der „Kellerei“ finden regelmäßig Veranstaltungen statt, die der Verein „Außerferner Kleinkunstbühne – Die Kellerei“ seit 2013 organisiert. Rund 150 Gäste passen in den Saal und das Programm geht von Kabarett über Theater bis zu Jazzmusik, wie an dem Abend mit Matthias Schriefl und Band.