Ali Claudi Duo mit Eric Richards
E-Gitarre und Kontrabass
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert, Archivfotos
Ali Claudi hat erst kürzlich sein Live Doppelalbum 'We blow your blues away' mit dem Keyboarder Hans-Günther Adam veröffentlicht. Am 16. Dezember spielte er im Alten Bahnhof Kettwig mit dem Kontrabassisten Eric Richards. Doch E-Gitarre und Kontrabass - wie ging das zusammen? Das Konzert fand in dem schönen Alten Bahnhof Kettwig im Süden Essens in der Nähe der Ruhr statt. Auch über das Konzert des Ellington Trios dort haben wir schon im Mai berichtet.
- E-Gitarre und Kontrabass
Kontrabässe haben als Streichinstrumente eine lange Tradition in der klassischen Musik. Im Jazz waren sie für die marching bands in New Orleans völlig ungeeignet, da sie nicht wie Sousaphon und Tuba tragbar sind. Doch in der Swing-Ära gehörten Kontrabässe zum Orchester, auch in den Combos der folgenden Jahrzehnte, man denke nur an Charles Mingus.
E-Gitarren waren dagegen noch längst nicht erfunden, als der Jazz entstand. Erst am Ende der Swing-Periode kamen sie, z. B. mit Charlie Christian, auch dort zum Einsatz. Inzwischen stehen sie als reguläres Jazz-Instrument für Modernität, Leichtigkeit und schnelle Soli. Der Kontrabass mit seinem wuchtigen Aussehen und den langen, straff gespannten Saiten steht dagegen für Bodenständigkeit und Kraft, erdige tiefe Töne und durchdringenden Rhythmus. Er ist aber nicht ganz so schnell zu spielen, Akkorde können im Gegensatz zu Gitarre und Piano nur in Einzeltönen abgebildet werden.
- Das Duo
Ali Claudi kommt aus Düsseldorf. Ihn muss man nicht vorstellen, denn er blickt auf eine mehr als 50 jährige Karriere als 'Gitarrenlegende' zurück und ist vor kurzem 80 Jahre alt geworden. Das Plakat rechts zeigt ihn 1973 zusammen mit Chuck Cornish, mit dem er lange zusammengearbeitet hat.
Eric Richards wurde in England geboren, lebt aber schon lange in Dortmund. Vorher arbeitete er als freier Musiker in der Londoner Jazz-Szene und hat viele internationale Stars auf Tourneen begleitet. Auf seiner website pianoandbass.de kann man sich über seine vielfältigen musikalischen Erfahrungen als Pianist und Bassist informieren. Heute spielt er Kontrabass.
- .. das ganze Programm ..
Ali verfügt über ein Riesenrepertoire, doch er hat einige Lieblingsstücke, die er immer wieder spielt. Baby Grand von Billy Joel, Affirmation von José Feliciano und Sweet Emma (Nat Adderley) zählen dazu. Ali erzählt gerne Geschichten zu den Stücken, z. B. zu Sweet Emma Barett, die schon vor 100 Jahren als Sängerin und Pianistin vor allem in New Orleans auftrat.
Aber auch berühmte Bossa Nova Standards von Antonio Jobim wie Chega de Saudade und Black Orpheus (Manha de Carnaval) finden sich oft in seinem Programm. Ali erläutert dazu eigene Erfahrungen und den Textzusammenhang. Trotz des eher melancholischen Timbres spielt das Duo diese Stücke ziemlich schnell. E-Gitarre und Kontrabass ergänzen sich in diesem Duo ganz ähnlich wie Akustik-und Rhythmusgitarre im Gypsy-Jazz. Doch anders als die Rhythmusgitarre erreicht der Bass mit seinen langwelligen Tönen auch das Zwerchfell der Zuhörer. Erics rhythmische, manchmal knallende Basslines treffen auf die perlenden Töne von Alis perfekt gespielter E-Gitarre. Im Wechsel von Melodie, Solo und Begleitung ergänzt sich das Duo sehr gut.
Idle Moments des Gitarristen Grant Green ist Ali sozusagen auf den Leib geschrieben. Es passt gut zu seiner Spielweise, auch wenn er dieses Stück ein wenig schneller spielt. Manchmal hat man den Eindruck, er will Clapton Konkurrenz machen. Recht romantisch/melancholisch geht’s dann weiter mit Duke Ellingtons Just Squeeze Me mit My one and only love, Once I had a secret love und als Zugabe recht tröstlich You've got a friend von Carol King.
Yes, Ali, you got a lot of friends! Das war wirklich ein schönes Konzert, in dem Gitarre und Bass sehr harmonisch agierten.
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