Von Kiew nach Bochum
Alexandra Zhernova begeisterte in virtuosem Trio
TEXT: Heinrich Brinkmöller Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller Becker
Draußen tobt der erste Herbststurm, drinnen im Saal des Kunstmuseums Bochum fegt ebenfalls ein frischer musikalischer Wind. Die Rede ist von dem Konzert des Alexandra Zhernova Trio, benannt nach dem Mädchennamen der Jazzpianistin Alexandra Hanke mit Wurzeln in Kiew. Sie spielte erst am letzten Wochenende im legendären Kiewer Jazzclub B 32 - mit dem Kontrabassisten und Kulturmanager Uli Bär und dem Drummer Martin Siehoff bildete sie jetzt hier ein hochinteressantes Trio im Rahmen des Jazzfestivals Take 5.
Die Kostprobe in Bochum lässt aufhorchen, präsentiert sich eine feinsinnige Pianistin mit offenkundig exzellenter Ausbildung – u.a. an der renommierten Musikhochschule in Katowice – und einer perfekten Spieltechnik, gepaart mit entschlossener Dynamik und kontemplativer Tiefe.
Zupackenden, ja mitreißenden Rhythmus versprechen Stücke wie ‚Tangalena‘ mit südamerikanischem Flair, ‚Rumba Bumba‘, der Tango ‚Mann für eine Nacht‘, der swingende Boogie ‚Go Snubby, Go!‘ – allesamt aus dem aktuellen Album von Alexandra Hanke ‚Hanke plays Hanke‘. Die Stücke der Doppel-CD sind überwiegend in größerer Besetzung aufgenommen, im Trio in Bochum wirken sie vielleicht fokussierter und konzentrierter, was nicht zuletzt der einfühlsamen Begleitung zu verdanken ist, die den oft vertrackten Rhythmen des Piano-Spiels mühelos folgt, wenn etwa in der Eigenkomposition der Pianistin ‚Klepsydra‘ der 5/4- unmerklich in einen 6/4-Takt übergeht. Wunderbar, wie Uli Bär auf seinem Vier-Saiter melodische Phrasen des Pianos aufgreift und in rhythmische Figuren überführt, wie Martin Siehoff sein Drum-Set entsprechend variiert oder sich auch einmal in einem furiosen Solo austobt.
Ganz anders der Mood bei ‚Blue Lake‘, ebenfalls einer Komposition von Alexandra, die einen ruhigen, ja melancholischen Kontrapunkt zu den rhythmisch stark akzentuierten Stücken setzt. Dazu gehört auch mit Gabriel Faurés ‚Pavane‘ der vielleicht überraschende Ausflug in die Welt der Klassik. Mit ‚New Voyage‘ aus Uli Bärs Feder erlebt das begeisterte Publikum wiederum ein mitreißend rhythmisiertes Stück.
In der Zugabe erweitert die Jazzsängerin Nina Dahlmann das Trio mit ‚Autumn Leaves‘ in französischer Fassung und schlägt damit einen gelungenen musikalischen Bogen zum von außen deutlich zu vernehmendem Herbst.
Dies war ein rundum überzeugendes Konzert mit einer überzeugenden Pianistin, die aktuell in NRW lebt und spielt - unter anderem im East West Sextett an der Seite des Trompeters Dmytry Telmanov aus Odessa – eine echte Bereicherung für unsere Musikszene!
Alexandra Hanke
Hanke plays Hanke.
Hankeland Records 05699











