AEROPHONIC – MUSIK LIEGT IN DER LUFT
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Der deutsch-indische Pianist Jarry Singla gründete mit zwei französischen Musikern das Trio Aerophonic, mit Klavier, Harmonium, Akkordeon und Mundharmonika. Ihr erstes Deutschlandkonzert hat das Trio nun im Kölner LOFT gespielt.
Der Bandname Aerophonic leitet sich davon ab, dass drei Instrumente in der Band, Harmonium, Mundharmonika und Akkordeon, aerophon sind, d.h. Töne werden durch Luft erzeugt. Die Musik von Aerophonic ist ausgesprochen wohlklingend und nimmt das Publikum mit auf eine spannende Klangreise. Die drei Instrumente Klavier, später auch Harmonium, Mundharmonika und Akkordeon harmonieren in wunderbarer Weise miteinander und es entsteht ein warmer Klang. Die Stücke haben Tiefe, sind komplex, aber haben auch wieder erkennbare Motive und Melodien. Alle drei Musiker steuern Kompositionen zum Programm bei.
Jarry Singla hat einige seiner Stücke aus früheren Alben, auch Stücke die er für die Band Eastern Flowers komponiert hat, neu für diese Besetzung arrangiert. Bei den Stücken des Mundharmonikaspielers Olivier Ker Ourio blitzt immer wieder die französische Chanson Tradition mit auf. Die Zuhörenden fühlen sich nach Paris auf einen Spaziergang an der Seine versetzt. Die Musik des Trios schöpft aus dem Reichtum diverser Klangkulturen. Maloya-Rhythmen aus Réunion und südindische Talas werden für die Instrumente neu gedacht und mit zeitgenössischer Harmonik verbunden. Unkonventionelle Rollenverteilungen bei den Instrumenten, erweiterte Spieltechniken und Präparationen bereichern die wunderbar farbige Klangwelt des Ensembles. So erlebt das Publikum im Loft viele besondere Musikeindrücke, mit perlenden Klavierpassagen von Jarry Singla , mit Duetten von Klavier und Mundharmonika oder Mundharmonika und Akkordeon. Die drei Musiker spielen so leicht und selbstverständlich miteinander, inspirieren sich bei den Improvisationen und arbeiten die individuellen Ideen gemeinsam aus, als seien sie schon Jahre lang in einer gemeinsamen Band.
GLOBALE MUSIKKULTUREN BEREICHERN DEN JAZZ
Dabei bahnte sich die Gründung von Aerophonic erst 2023 an, als Jarry Singla sich mit einem Stipendium der Kulturstiftung der Länder an der Pariser Cité Internationale des Arts aufhielt. Dort traf er auf den Mundharmonikaspieler Olivier Ker Ourio, den er schon vor zwanzig Jahren auf einem Konzert in Mexiko kennen lernte. Dieser wiederum machte Singla mit dem hoch gehandelten jungen Akkordeonspieler Noé Clerc bekannt. Beide Musiker besitzen eine große Bandbreite an Erfahrungen mit unterschiedlichen musikalischen Traditionen. Olivier Ker Ourio ist in der französischen Übersee Provinz Réunion aufgewachsen und hat sich im Jazz mit seinem virtuosen Mundharmonikaspiel den Ruf erworben, der würdige Nachfolger des legendären Toots Thielemanns zu sein. Der junge Akkordeonspieler Noé Clerc wird als “Rising Star“ gefeiert und bezeichnet sich als „eklektischen Musiker“, der neben Jazz und improvisierter Musik, auch außereuropäische Musik, Klassik und zeitgenössische Musik spielt. Jarry Singla , der mit Klassik sozialisiert wurde, dann Jazz Klavier studierte, bringt seine Kenntnis der indischer Musik und Erfahrungen mit verschiedenen lateinamerikanischen Musikkulturen mit.
Dieser Reichtum der drei Musiker von Aerophonic an musikalischen Ideen und instrumentalem Können floss in diesem Konzert zusammen und bildete einen Wohlklang, der sich nicht in Genre- Schubladen pressen lässt. Das Publikum im Loft war regelrecht verzaubert durch die Musik von Aerophonic.