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Acht Brücken Freihafen

Ein Tag mit Neuer Musik, Jazz und Improvisation

Köln, 04.05.2023
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Jörn Neumann - Acht Brücken

Das Motto des diesjährigen Acht Brücken | Musik für Köln vom 28.April bis zum 7. Mai lautet Musik oder Nichts. Das Nichts ist nicht einfach die Negation des Seins, sondern ein Innehalten, Stille und ein konstituierender Aspekt in der Musik.

Mit über 50 Konzerten an verschiedenen Spielstätten in Köln, von der Philharmonie, über das Baptisterium des Doms, dem Theater Senftöpfchen bis zur Lagerstätte für die mobilen Hochwasserschutzelemente an der Rodenkirchener Brücke, bildet das Festival die zeitgenössische aktuelle Musik in vielen Facetten ab. Die Portrait Künstlerin des Festivals ist die britische Komponistin Rebecca Saunders, die in Berlin lebt. In elf Konzerten wird ihr kompositorisches Schaffen vorgestellt. Wie in den letzten Jahren haben auch der Jazz und Musiker*innen aus den Bereichen Jazz und Improvisationsmusik viel Raum auf dem Acht Brücken Festival.

Am 1. Mai ist traditionell der Acht Brücken Freihafen, ein ganzer Tag mit Konzerten bei freiem Eintritt. Hier ein Bericht:

Max Andrzejewski und Zola Mennenöh

Zuletzt habe ich Zola Mennenöh auf dem Jazzfest Bonn mit der A-Capella Gruppe Of Cabbages and Kings erlebt. Mittlerweile hat sie die Gruppe verlassen und sich auf ihre Solo Projekte konzentriert. Zusammen mit dem Berliner Komponisten und Schlagzeuger Max Andrzejewski, der u.a. in den Bands Hütte, Expressway Sketsches und Training spielt ,hat Zola einen Kompositionsauftrag von Acht Brücken erhalten. Nun gibt sie ein Konzert im großen Sendesaal des WDR. Ihr Werk trägt den Titel: Ohne Garantie – Music for a future without guarantees. Die Musik dazu für die Besetzung Stimme, Flöte, Klarinette, Viola und Schlagwerk stammt von Max Andrzejewski. Zola Mennennöh hat inspiriert von der schwedischen Künstlerin Lisa Nyberg eine feinsinnige Klangcollage aus Fragmenten von Samuel Beckett, eigener Lyrik und Interviewstimmen gewoben. Die Instrumente haben sehr fein als Duo, Trio oder ganzes Ensemble miteinander interagiert und den Text und die schöne Stimme von Zola umspielt. Musik die im Grenzbereich von Komposition und Improvisation, Krisen und Unsicherheiten einbeziehend, auf eine Zukunft ohne Garantie verweist. Eine sehr sensible Instrumental- und Stimmkollage, die an einigen Stellen etwas gerafft werden kann, aber doch ein spannendes Stück Gegenwartsmusik mit anspruchsvoller Thematik darstellt.

Zola Mennenöh gibt noch ein Konzert am Sa 6.5. um 20 Uhr mit dem Titel Labour of Love. Ein multidimensionaler Kosmos, mit Stimme, Elektronik, Streichquartett, Harfe, Synthesizer, Klavier und Videoinstallation.

Ohne Garantie wird am 6.Mai in WDR 3 gesendet.

Helmut Lachenmann: Got Lost und Erzähltheater mit Michael Endes MOMO

Ein Werk von Helmut Lachenmann hat den Acht Brücken Freihafen in der Philharmonie eröffnet. Ebenso wie Zola Mennenöh, arbeitet er intensiv mit Sprache. Sein Werk Got Lost ist Musik für sehr hohen Sopran und Klavier. Sein Textmaterial stammt von Friedrich Nitzsche, Fernando Pessoa und einer Suchanzeige nach einem verlorenen Wäschekorb. Aber Lachenmann dreht die Texte so durch die Mangel von Phrasierungstechniken, dass der Wortsinn nicht mehr nachvollziehbar ist. So bleibt der Klang der Sprache und wird zu Musik.

Im Erzähltheater von Maria Trautmann (Erzählerin) und Maike Küster (Stimme und Geräusche), bleibt der Sinn des Textes nicht auf der Strecke, sondern soll an (nicht nur) Kinder vermittelt werden. Die beiden Jazz- und Improvisationsmusikerinnen aus den Bands hilde und Wir hatten was mit Björn, haben im Festivalzelt ein neues Format vorgelegt. Beide Musikerinnen treten aber auch mit ihren Bands auf Acht Brücken auf.

Das Lachenmann Konzert wir am 5.Mai in WDR 3 gesendet.

Mikel Urquiza – Werke für Flöte, Violoncello und Akkordeon

Zwischen 12 und 16.30 Uhr gab es Kammermusik von fünf Komponist*innen jeweils im Kleinen Sendesaal des WDR und dem Baptisterium des Doms. Eine gute Idee, die in der Praxis nicht gut funktioniert hat. Beide Räumlichkeiten waren zu klein für den Andrang des Publikums, so wurden viele Zuhörer*innen abgewiesen. Der Wechsel von einem Ort zum anderen führte dazu, dass man in der Schlange ganz hinten stand und nicht mehr in den Raum hineingelassen wurde. Einmal ist es mir gelungen im Baptisterium ein Konzert zu hören.

Der aus Bilbao stammende baskische Komponist Mikel Urquiza hat drei Miniaturen für Soloinstrumente geschrieben, für Flöte, Cello und Akkordeon. Alle drei Werke waren überraschend, spannend und nahmen das Publikum gefangen. Unvermittelte Wendungen, unerwartete Töne bildeten ein schlüssiges Ganzes, dem das Publikum gerne folgte. Im Programmheft wird gesagt Urquiza habe Sinn für Entertainment. Das war in den drei Werken zu spüren, aber mit hohem Niveau ohne Oberflächlichkeit. Dietmar Wiesner Flöte, Eva Böcker Cello und Krassimir Sterev Akkordeon, spielten alle drei herausragend.

Sendetermin wird auf WDR 3 bekanntgegeben.

Shadows – Aida Shirazi & Trio Gabbeh

Das iranisch - östereichische Trio Gabbeh hat sich nach einer Spielart des persischen Teppichs benannt. Gabbeh Teppiche werden traditionell von nomadischen Frauen geknüpft. Die abstrakten geometrischen Formen werden nach den individuellen Vorlieben der Frauen entwickelt. Das Trio arbeitet mit seiner Musik ebenso, Klänge werden verwoben und es wird improvisiert. Traditionelle persische Musik, Jazzelemente und zeitgenössische Musik kommen hier zusammen. Die temperamentvolle Sängerin Golnar Shahyar und die hervorragende Klarinettistin Mona Matbou Riahi waren im Herbst Gastmusikerinnen auf Annette Maye s Multiphonics Festival. Sie spielten u.a. in dem Projekt The Persian Side of Jazz des Gitarristen Mahan Mirarab mit. Auf Acht Brücken war Manu Mayr am Bass und Aida Shirazi sorgte für Live Elektronik. Golnar Shahyar, die ihren Gesang mit ausholenden Gesten und expressiver Mimik vorträgt bringt viel Emotion in die Musik. Zentral ist die Klarinette von Mona Matbou Riahi, die Geschichten erzählen, aber auch abstrakte geometrische Figuren hervorbringen kann. Das Konzert Shadows im großen Sendesaal des WDR bot Gegenwartsmusik, die sich jenseits von Stil- und Gattungsgrenzen bewegt, aber den persischen Einfluss deutlich spüren lässt. Bewegende, manchmal auch mitreißende Musik in der sich Orient und Okzident treffen.

Am 7.Mai wird das Konzert auf WDR 3 gesendet.

Rebecca Saunders – Die Haut der Stille aufreißen

Der diesjährige Porträt Komponistin Rebecca Saunders sind am Freihafen Tag zwei Konzerte in der Philharmonie gewidmet. Unter dem Sammelnamen Triptychon spielt das Ensemble Modern die Werke Scar und Skin und ein neues Werk. Rebecca Saunders ist eine Komponistin, die in besonderer Weise dem Motto von Acht Brücken gerecht wird. Die Stille spielt in ihren Kompositionen eine wichtige Rolle.“Stille kann etwas Gesättigtes haben. Die Abwesenheit von Klang ist überwältigend, sie ist voll mit Potential – wie eine leere Leinwand, der man mit Millionen von Entscheidungen begegnen kann, bis irgendwann ein Bild entsteht,“ sagte Saunders in einem Interview mit Leonie Reineke.

In dem Werk Scar werden aus der Stille langsam anschwellende Klänge, zu einem Höhepunkt mit Knalleffekt mit viel Schlagwerk und Pauken geführt. In unterschiedlichen Variationen wird dies wiederholt, mit einer scharfen Links-Rechts-Verteilung im Ensemble, werden alte Narben immer wieder aufgerissen. In der Komposition Skin setzt Saunders auch eine Stimme ein. Die englische Sopranistin Juliet Fraser legt mit ungewöhnlichen Vokaltechniken die Ebenen der Stimme Schicht um Schicht frei.

Das dritte Stück des Abends ist ein neues Werk, das, nach Saunders “die Suche nach einer formalen Antwort auf die ersten beiden“ ausdrückt. Es gibt Klänge, die sich auf die Werke Scar und Skin beziehen, aber es ist doch sehr eigenständig. Interessant ist die Entwicklung oder Veränderung, in den Werken von 2018 bzw. 2015 und dem Werk von 2023 zu verfolgen.

Am 4. und 11.Juni werden die Konzerte auf WDR 3 gesendet.

Jazz im Festivalzelt

Der Tag klingt mit einem Konzert von hilde im Festivalzelt aus. Die Band hilde aus dem Umfeld von Jan Klares The Dorf gehört zu den spannendsten Gruppen in der kreativen Jazzszene. Marie Daniels Stimme, Julia Brüssel Violine, Maria Trautmann Posaune und Emily Wittbrod Cello.

Jeden Abend gibt es im Festivalzelt Jazz und improvisierte Musik. Ampai:re feat. Ignaz Schick, Soulcrane invites Tony Lakatos, Wir hatten was mit Björn, Ausfahrt, Erdtöne mit Niklas Wandt und am So. 7.5. endet Acht Brücken im Festivalzelt mit einer Funk and Dance Night.

Zum weiteren Programm bis So 7. Mai:

https://www.achtbruecken.de/de/

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