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52. WeihnachtsJazz-Matinée im Dortmunder Opernhaus

„… der Jugend ihren Lauf …..“

Dortmund, 28.12.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

Zur 52. Jazz-Matinee am 2. Weihnachtsfeiertag hatte das domicil ins Dortmunder Opernhaus eingeladen – und wieder sind viele gekommen.

„Lasst nur der Jugend ihren Lauf …“ – so lautet der Vers eines alten Volksliedes, dessen Botschaft auch heute noch ihre Gültigkeit hat. Das domicil hatte deshalb überwiegend junge Musikerinnen und Musiker eingeladen, deren frische Energie und innovative Spielweise sicherlich auch zur Verjüngung des Publikums beigetragen haben. Verlass war auch darauf, dass bei der WeihnachtsJazz-Matinee im Opernhaus kein einziges Weihnachtslied zu hören war. Stattdessen präsentierten zehn Bands aus dem Ruhrgebiet auf fünf Bühnen eine Vielzahl moderner Jazz-Varianten und demonstrierten das große musikalische Potential der Region. Viele "Silver Agers" waren gekommen, doch das Weißgrau dominierte nicht. Insgesamt war es weniger eng als in den Vorjahren und man kam leichter durch die Flure zu den Konzerten. Der Getränkeausschank war besser organisiert, weil nicht mehr nur an einer Theke verkauft und lange Schlangen vermieden wurden. Das alles trug zur locker-entspannten Stimmung bei.

Big Band Stage

Ganz oben im Foyer spielen wieder Bigbands. Klaus Heimann macht den Anfang. Ein Solo folgt dem anderen.‚Sloopy‘ Bialas singt ‚Hi-de-Ho’, den Song von Blood, Sweat & Tears, ganz ähnlich wie vor gut 50 Jahren David Clayton-Thomas. Die Band kommt aus Hamm und ‚Sloopy‘ singt dort in der Joe Cocker – Tribute -  Bigband ‚Sheffield Steel‘, zu der auch Klaus Heimann gehört.
Das Jazzensemble der TU Dortmund unter der Leitung von Peter Brand ist nach der Pause zu hören. Es ist aus einem festen Stamm von Lehramtsstudierenden entstanden und nennt sich Ensemble, weil auch Violine, Tuba, Vibes und eine Sängerin dazu gehören. Sehr funkig und toll arrangiert klingt das, z. B . bei Stings Hit ‚Roxanne‘.

Funk & Fusion Stage und Global Stage

Die Vielfalt des musikalischen Angebots wird besonders an diesen beiden Bühnen deutlich. Das herbe.quartett mit dem  Saxophonisten Milan Kühn, das nach langer Funkstille wieder auftritt, klingt recht laut und sphärisch, ähnlich, wenn auch variantenreicher bei Silk mit seiner dominanten Bläser-Section.
Im Gegensatz dazu wirken die Bands der Global Stage fast schon kontemplativ. Das Byggesett Orchester & Ludger Schmidt sind für lange Klangpanoramen bekannt, in denen auch viel Elektronik zum Einsatz kommt. Das Duo Kioomars Musayyebi & Andreas Heuser spielt unplugged, nur mit Mikro. Die beiden Musiker spielen  Gitarre und die 72-saitige persische Santur und sind auch beim Transorient Orchestra dabei. Ihre meditative Musik steht für die Begegnung von Orient und Okzident.

Family Stage

Für die ganz jungen Jazzfans gibt es im Keller auf der Family Stage Konzerte für Kinder. Im Rahmen der im domicil schon seit Jahren laufenden SOUNDZZ-Reihe singen und spielen Frank Scheele & Erik Richards und das B-Flat Duo. Frank Scheele war schon vor zwei Jahren mit seinem Swing Quartett dabei, doch heute in anderer Mission: Mit „Willkommen im Opernhaus Bällebad!“ begrüßt er die Kinder und erklärt, wie es nun weitergeht. Er hat – ähnlich wie Volker Rosin - deutsche Texte für Swingstandards geschrieben, auch für seine Töchter, ‚Have you met Miss Jones‘ wird so zu ‚Stell dir vor Miss Jones‘. Er singt sehr ansprechend und zugewandt; Erik Richards, in Dortmund als „Barpianist“ bekannt, begleitet ihn und spielt zwischendurch auch kleine Soli. Das alles ist kindgerecht und trotzdem anspruchsvoll. Ein Genuss auch für die Großen.

Modern Jazz Stage

Der Tenorsaxophonist und Komponist Marc Doffey ist ein Newcomer mit internationalem Ruf, man könnte ihn fast als Ehrengast bezeichnen. Er spielt mit seinen ‚friends‘ Florian Menzel , Lena Lorberg und Jakob Hein und stellt Stücke aus dem Programm ‚Illusion‘ vor. Allerdings dominiert er in seiner Band, warum lässt er seinen Freunden nicht mehr Spielraum?
Omnibus fucking Volume’ hat nicht nur wegen des spektakulären Namens in letzter Zeit viel Aufsehen erregt. Ohne Bass mit Milan Kühn am Alt- und Tenorsaxophon ist grooviger Avantgarde Jazz zu hören, sphärisch, mit vielen Tonreihen, oft als Ostinati.

Hinter der Band an der Wand ist ein Bild der Alten Synagoge zu sehen (s. Foto oben), die sich bis 1938 hier am Platz der heutigen Oper befand, und die dann von den Nazis abgerissen wurde. Wahrscheinlich wird dieses Foto kaum jemand aufgefallen sein, und doch könnte man darüber nachdenklich werden.
Ist es nicht ein Erfolg, dass die Barbarei der Nazis nicht Bestand hatte und hier nun ausgiebig die „Negermusik“ Jazz in all ihrer Vielfalt gespielt wird?
Doch das Foto ist auch als Mahnung zu sehen, als Aufruf gegen Antisemitismus und Populismus der neuen Rechten. Nie wieder ist jetzt!



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