Bild für Beitrag: Humor und Exzellenz | Wolfram Huschke beim ‚Celloherbst am Hellweg‘
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Humor und Exzellenz

Wolfram Huschke beim ‚Celloherbst am Hellweg‘

Fröndenberg, 14.10.2024
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Von den geplanten 35 Konzerten des diesjährigen ‚Celloherbstes am Hellweg‘ war am Wochenende bereits ein Highlight zu erleben: Organisator Uli Bär konnte zum wiederholten Male den Ausnahmecellisten Wolfram Huschke für ein Solo-Konzert in der Kulturschmiede in Fröndenberg begrüßen. Die ganze Bandbreite an Spieltechniken und Klangmöglichkeiten des Cellos und E-Cellos demonstrierte der 4-Saiten-Artist in einem  fast drei-stündigen Konzert, das ein begeistertes Publikum in den Bann schlug.

Das Konzert beginnt mit einem Walking bass und leitet über zu einer gezupften Melodie, Spizzicato wird durch kräftigen Strich und geschlagene Saiten abgelöst. In humorvoller Anmoderation begleitet der Cellist sein Spiel, erklärt etwa, welche Wirkung der Dämpfer hat, um anschließend das Dämpfer-befreite Cello kraftvoll den Herbst beschreiben zu lassen. Unmerklich geht die Melodie über zum „Hänschen klein“-Thema. Es folgen jazzartige Phrasen. Stilistik und Spieltechnik sind atemberaubend, wie sie Elemente von Country-Folk und Western mit angedeuteten Gesangs- und Pfeifphasen verbinden und in eine Bach-Suite übergehen.

Auch ein Sequenzer kam zum Einsatz

Dann wechselt Huschke zu dem E-Cello und lässt einen völlig anderen Klangraum entstehen: Ein Sequenzer übernimmt Bass-Läufe als Taktgeber, während gitarrenähnliches Akkord- und Solo-Spiel mit viel Hall in luftige Höhen führt oder das Geräusch von Möwen imitiert. Weiter geht es rockig-hart mit Motorrad-Atmo-Sound. Raffinierte Mehrfachgrifftechnik lässt per Multiphonic einen energiegeladenen Dialog zwischen tief verzerrter Struktur- und hoher Sing-Stimme entstehen, eine fetzige Rockballade entwickelt sich, die am Ende dekonstruiert wird. Auch nach der Pause zaubert Wolfram Huschke mit seinem Zeta-Cello den Eindruck eines kompletten Rock-Konzerts. Stupende, wie nur mit vier Saiten, Sequenzer und Effektgerät Riffs und „Gitarren“-Soli erzeugt werden, an denen Hendrix seine Freude gehabt hätte. Man kann sich gut vorstellen, wie der Cellist im Vorprogramm von Marius Müller-Westernhagens „Affentour“ die Besucher in den großen Stadien beglückte.

Zwischen den „Gailer Krach“-Ausflügen – so ein Titel einer seiner zahlreich erschienen CDs – kommt immer wieder das Cello zum Einsatz: Bachs Präludien, Courante aus den Cello-Suiten, die D-moll Sarabande oder das „Kaffeetrinken bei Tante Lu“. Eigentlich ist bei allen Stücken, die Wolfram Huschke spielt, immer mehr oder weniger der Einfluss seiner intensiven klassischen Ausbildung zu hören. Auch Alfredo Piattis Capriccio No. 2 „Andante religioso“ intoniert er bei den halsbrecherischen Griffen absolut treffsicher.

Hervorzuheben ist neben der musikalischen Exzellenz der überaus humorvolle Umgang mit dem Publikum. Immer wieder versteht Huschke es, seine Klangkunst einzubetten in eine Erzählung voller Esprit. Mit welchem Charme er etwa das Publikum für seine CDs begeistert, dürfte eine Lehrstunde für andere MusikerInnen sein. 

Hardrock-Extase und Klassik - hier kein Widerspruch

Rundum gelingt auf dem ‚Celloherbst‘-Abend eine Performance eines äußerst wandlungsfähigen Musikers, der seine tiefe Verwurzelung im klassischen,  Bach-getränkten Cello-Spiel mit wilden Ausflügen in Hardrock-Ekstasen zu verbinden versteht. Seine Bogentechnik, Triolen-Artistik, sein Pizzicato-Spiel sind perfekt. Ob gestrichen oder gezupft: Huschkes Polyphonie-Zauber mit seinem meisterhaften Flageolett-Spiel und unzählig variierten arpeggierten Akkorden ist auf seinen beiden Instrumenten schlicht faszinierend. Seine Musik ist facettenreich von feinfühlig gespielter Klassik bis zum aggressiven Hardrock, immer gepaart mit einer Spur Melancholie und Humor. Mit seinem Witz und Charme versteht er es, das Publikum zu umgarnen. Stehende Ovations – wen wundert‘s.

Übrigens, die Kulturschmiede in Fröndenberg ist auch unabhängig von den Konzerten dort ein Besuch wert: Zu sehen ist die 3,6 Meter hohe Markus Lüpertz-Skulptur und Dauerleihgabe ‚Paris‘ und das angebundene Westfälische Kettenschmiede-Museum.

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