26. Jazztage Dortmund
John Coltrane reloaded
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Wer mag John Coltrane, will US-Posaunist Ryan Porter kurz nach Beginn seines Konzertes gleich mal vom Publikum wissen. Allzu viele melden sich irgendwie nicht. Vielleicht weil die im ausverkauften Saal vielfach ungewöhnlich jung sind für den normalen Altersdurchschnitt im Dortmunder Jazzclub „domicil“. Und die längst verstorbene Jazzikone gar nicht kennen?
An diesem Abend des Eröffnungswochenendes der 26. Jazztage Dortmund stehen mit Ryan Porter und seinem Projekt „The West Coast Get Down“ Künstler auf der Bühne, von denen der eine oder andere beim Meisterwerk „To Pimp A Butterfly“ von US-HipHopper Kendrick Lamar mitgewirkt haben.
So wie Saxofonist Kamasi Washington, inzwischen selbst ein Star. Also ist das „domicil“ auch mit Hipstern gefüllt. Und die hören dann eben mit „Impressions“ einen Klassiker Coltranes, aber in der Version des Ryan Porter. Das heißt viel funkiger und auf Jetztzeit getrimmt. Das Thema des Songs dabei viel lässiger gespielt. Aber wenn Kamasi Washington zu seinem minutenlangen, scheidend scharfen Saxofonsolo ansetzt, dann ist die Spiritualität, die „Trane“ einst auszeichnete, mehr als nur zu erahnen.
Ryan Porter und seine vier Mitstreiter liefern in Dortmund mit ihrem Mix aus Souljazz, R&B, Funk, Hardbop und hiphoppiger Attitüde eine energiegeladene, mitreißende, überzeugende Musikmischung, die in nur wenigen Momenten mal ruhig durchatmen lässt.
Bis zum 1. Dezember, wenn US-Saxofonist Chris Potter die 26. Jazztage mit seinem Auftritt abschließt, warten noch zahlreiche Höhepunkte auf den neugierigen Jazzfan. Etwa Zen-Funk mit „Nik Bärtsch´s Ronin“ (7.11.), eines von nur zwei Deutschlandkonzerten der bekannten US-Sängerin und Songschreiberin Rickie Lee Jones (9.11.) oder die beiden Duoabende von US-Sängerin Cécile McLorin Salvant mit Pianist Sullivan Fortner (22.11.) und Trompeter Nils Wülker mit Gitarrist Arne Jansen am 29. November.