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10th Anniversary

Das YstadSweden JazzFestival

Ystad, 19.08.2019
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Tim Dickeson

11.000 Besucher, 48 Konzerte, 12 Veranstaltungsorte, 80 Journalisten aus dem In- und Ausland und – gefühlt – hunderte Musiker. Das war die Jubiläumsausgabe des YstadSveden JazzFestival in Zahlen.

Nicht selten wurde es auf den Bühnen in diesem Jahr eng - rekordverdächtig eng. Sieben Bigbands in 5 Tagen begleiteten die großen Namen des Jazz. Benny Golson, Omar Sosa, Jill Johnson, Hayati Kafe oder Sinne Egg. Sie alle wurden von den großen skandinavischen Bigbands und im Falle von Omar Sosa von der NDR-Bigband begleitet. Wer also Bigbands mag, ist in Ystad an der richtigen Adresse.

Auch eher ungewöhnlich. Der künstlerische Leiter engagiert sich in jedem Jahr auch als Musiker und stellt hier seine hochkarätigen aktuellen Projekte vor. Kein Wunder, ist Jan Lundgren doch nicht nur der Publikumsliebling dieses Festivals, sondern auch einer der populärsten Jazzmusiker Schwedens. Bei der diesjährigen Jubiläumsausgabe steuerte er drei Konzerte bei. Das Jan Lundgren Trio mit dem Göteborg Wind Orchestra, das „Mare Nostrum“ Projekt mit Paolo Fresu und Richard Galliano und als besonderer Gast bei der Hannah Svensson Group.

Der erste Tag des Festivals begann mit einer Überraschung und zwei weiteren großartigen Konzerten. Aus Italien war die Street Marching Band „Funk Off“ angereist. Sie bestritt bereits am Tag zuvor die traditionelle Jazzparade in Ystad und – neu in diesem Jahr – in Malmö. Zum Auftakt spielten sie ein „Open Air Castle Concert“ am Bergsjöholms Slott, einem Renaissanceschloss aus dem 16. Jahrhundert, 3km nordwestlich von Ystad gelegen. Diese Band war zum Auftakt ein wahrer Glücksgriff. Mit ihrem groovigen, unterhaltsamen Funk-Jazz und einer engagierten Bühnen-Performance versetzte „Funk Off“ das Festival-Publikum in die richtige Stimmung. Dazu ein herrlicher Rasen in einem herrlichen Garten und ein wunderbarer Blick auf die Ostsee.

Am Abend dann folgten im Ystads Teater „4Wheel Drive“ mit Nils Landgren, Wolfgang Haffner, Lars Danielsson und dem alles überragenden Michael Wollny. Zu später Stunde stellte dann Tord Gustavsen sein neues Projekt "The Other Side" vor. Geniale Klangfarben des Pianos wurden von einem höchst sensiblen und kreativen Schlagzeug begleitet. Jarle Vespestad war es letztendlich, der diesem Trio den besonderen Kick gab.

Auf diesen herausragenden ersten Tag folgte am zweiten Tag gleich das nächste nachhaltig in Erinnerung bleibende Highlight. Palle Mikkelborg, Altmeister des skandinavischen Jazz, der bereits mit so vielen großartigen Musikern (u.a. Miles Davis) gearbeitet hat, gab mit Jakob Bro und Jorge Rossy (Drums) ein atmosphärisch eindrucksvolles Konzert in der Maria Kyrka. Die Frage, warum ein solches Konzert um ein Uhr Mittags stattfinden musste war letztendlich völlig irrelevant. Die drei faszinieren ihr Publikum spielend zu jeder Tageszeit.

Im Saltsjöbad dominierte diesmal Portugal und Brasilien. Den Auftakt dort machte Christina Branco mit ihrer Mischung aus Pop und Fado, gefolgt von der brasilianischen Singer-/Songwriterin Joyce Moreno, die seit 50 Jahren den Geist der Samba und des Bossa Nova, wie kaum eine andere in ihren Songs lebt. Das dritte Konzert bestritt Ed Motta mit einer Misschung aus wenig Jazz, wenig Rock, wenig Funk und etwas mehr Soul oder anders ausgedrückt, eine nicht ganz so gelungene Mischung aus Steve Wonder und George Benson.

Einen wunderbaren Abend bescherte der inzwischen 90ig-jährige Benny Golson dem fachkundigen Publikum. Dabei verzauberte er weniger mit seinem Saxophonspiel als mit seinem Charisma und seinen wunderbaren Erzählungen aus den 50er und 60er Jahren des Jazz.

Der letzte Tag des Festivals gestaltete sich dann wieder so, wie es am ersten Tag begonnen hatte. Mit zwei herausragenden Konzerten im wunderschönen Teater. Zunächst traf Omar Sosa wieder mal auf die NDR Bigband. Ein Kombination, die begeisterenden Bigband-Jazz erwarten ließ und auch bot. Im Ansschluss zeigte Charles Lloyd mit seinen mittlerweile 81 Jahren (1), was im Alter auf einem Plasinstrument noch möglich ist. Er brillierte mit seiner Jazz-Rock-Fusion zum Ende und begeisterte das Publikum mit einem fast zweistündigen Konzert. Dabei wurde er von 4 phantastischen Musikern begleitet.

Fazit des 10. Ystad-Festivals: Wer Bigband mag und die alten Meister noch einmal hautnah erleben will, ist hier goldrichtig. Aber auch diejenigen, die Neues entdecken wollen kommen zwischendurch durchaus auf ihre Kosten. So kann das YstadSveden JazzFestival im Kanon der großen europäischen Festivals im besten Sinne als "The Best Conservative Festival of Europe" bezeichnet werden. Und - was das Wichtigste ist - dem Publikum gefällt's und goutiert es mit massenhaftem Besuch der Konzerte. Chapeau Herr Lundgren.

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