100% Black Power
Akua Narus jazziger Hip Hop
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Akua Naru, Afroamerikanerin aus New Haven, die nun in Köln lebt, gibt dem Hip Hop wieder einen rebellischen Geist. „Akua Naru ist 100% Black Power,“ so würdigt Funkhaus Europa die Sängerin und Poetin, anlässlich der Auszeichnung „Bestes Konzert 2015“. Auf ihrer Tour “Black Noise“ tritt sie auch im Duisburger Grammatikoff auf. Der Konzertsaal ist gut gefüllt, das Publikum ist mehrheitlich zwischen 20 und 30.
Die fünfköpfige Begleitband kommt auf die Bühne, spielt einen groovigen Fusion Jazz,das Publikum bewegt sich zur Musik und dann kommt Akua Naru auf die Bühne und beginnt ihren Sprechgesang. Sie trägt einen Hut aus dem ihren Hüftlangen Zöpfchen herunterhängen und ein langes Jacket. Die kleine zierliche Frau hat enorme Bühnenpräsens.
Ihre Musik ist Hip Hop mit Einflüssen von Jazz, Soul, karibischer Musik und Funk. Sie ist viel in der Welt herumgekommen und hat viele musikalische Einflüsse aufgesogen. Die funky jazzige Musik ist das eine, die Lyrics sind das andere Element das Akua Naru hörenswert machen. Sie gehört zu den VertreterInnen des Concious Rap, die sich deutlich vom Gangsta Rap abheben. Die Texte handeln nicht nur von Boyfriends, Klunkern, Streetgangs, Dealen und wilden Feten, sonder hier äußert sich afroamerikanisches Bewusstsein gegen Unterdrückung und Rassismus. Hier wird an die Bürgerrechtsbewegung und an das Black Power Movement angeknüpft. “I will tell you the story of my people. The story of slavery, colonialism, imperialism und racism“. Sie sagt dem Publikum, dass sie als Afroamerikanerin ihre Geschichte erzählen müsse, denn nur wenn der Löwe die Geschichte erzähle, werde der Jäger nicht gewürdigt. Sie rezitiert den Namen von Trayvon Martin und all den anderen jungen Schwarzen, die in den letzen Jahren von der Polizei erschossen wurden. Aber sie muss abbrechen, es sind zu viele, sie kann sie nicht alle aufzählen. All das sagt sie dem Publikum oder singt und rappt darüber in ihren Songs. Sie beherrscht die Bühne und hat engen Kontakt zum Publikum. Sie steigt von der Bühne ins Publikum oder setzt sich an den Bühnenrand, nimmt Leute aus dem Saal in den Arm. Die Leute hören ihr zu, singen oder skandieren Sätze wie: “Justice Right Now“. Sie bringt das Publikum zum Tanzen, aber auch zum Zuhören und Nachdenken. Tatsächlich Hip Hop und Conciousness.
Wer Akua Narus Musik hört, der kann hören welche Bandbreite Jazz besitzt. An einem Ende steht die Kunstmusik Jazz, die der Neuen Musik nahe ist, am anderen steht groovige Tanzmusik wie Akua Naru sie macht. Oft stellt sich die Frage bei Jazz Konzerten, wo bleibt das junge Publikum, die ZuhörerInnen sind meist Ü 50. Bei Akua Naru ist der Saal voll mit jungen Leuten. Man kann die Frage umdrehen: Wo bleiben die älteren Leute bei diesem Konzert? Offensichtlich bevorzugen eher jüngere Leute den Jazz in seiner tanzbaren Version. Da kommt der Saxophonist der Band nach vorn und spielt mehrere Minuten eine Improvisation und das Publikum klatscht und johlt, genauso bei einem langen Keyboard Solo. Ist es nicht normal, dass junge Leute am Samstagabend nicht mucksmäuschenstill in irgendeinem Saal abstrakte Tonfolgen hören wollen, sondern eine Musik die auch den Körper anspricht, die rhythmisch und harmonisch durchaus vielschichtig ist, die aber auch einen Groove und einen Beat hat. Vielleicht müssen wir einfach sehen, dass Jazz viele Spielarten hat, die auch unterschiedliche Zielgruppen (und Altersgruppen?) ansprechen. Immerhin gibt es dabei jede Menge Schnittmengen. Max Roach, der große amerikanische Schlagzeuger hat vor ein paar Jahren im Down Beat ein Interview gegeben und dabei die Hip Hop Musik seiner Enkelin sehr positiv als die schwarze Musik der Gegenwart bezeichnet. Herbie Hancock, Roy Hairgrove, Steve Coleman und viele andere Jazzmusiker haben ebenfalls Hip Hop und Jazz miteinander verschmolzen. Wer guten jazzy Hip Hop mit klugen Texten hören will, der sollte ein Konzert von Akua Naru besuchen.
Termine:
02.7. COLOGNE, Summerjam Festival
29.4. BREMEN, Lagerhaus
27.4. BERLIN, SO36