Zwei Brüder im Geiste
Émile Parisien Quintet feat. Joachim Kühn
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese (Archiv)
Wenn er am Mikrofon steht und in seinem Englisch mit starkem französischen Einschlag ein paar wenige, knappe Ansagen macht, wirkt Émile Parisien fast ein wenig schüchtern. Aber wehe, der kleine Franzose hat sein Sopransaxofon am Mund.
Dann schießen die Tonkaskaden nur so aus seinem Instrument. Dann krümmt sich Parisien, formt den fortwährenden Notenschwall förmlich mit seinem ganzen Körper. Folkloreeinflüsse seiner Heimat Frankreich hört man in seinem Spiel, vor allem aber freigeistigen Jazz, der sich an harmonischen und melodischen Abstraktionen nur zu gerne reibt.
Die Musik seines Quintetts pulsiert fast unaufhörlich, biegt um viele spannende Ecken, ist ein purer Energieschwall. Und schrammt immer wieder geschickt, angeführt vor allem durch die Stromgitarre von Manu Codja, am Rock entlang.
Und dann sitzt im Grillo-Theater ja noch Joachim Kühn am Konzertflügel, der Leipziger Freigeist auf den schwarz-weißen Tasten. Seit zwei Jahren spielen die zwei Brüder im Geiste Kühn und Parisien zusammen. Eine wunderbare Kombination. Ist Kühn ja auch so einer, der hemmungslos und mit Rasanz improvisiert. Um dann wiederum auch ganz strukturiert den Fluss dieser jederzeit packenden Musik mit zu gestalten.