Bild für Beitrag: ​ Jazzig, lässig, kuschelig | Diana Krall in Düsseldorf
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​ Jazzig, lässig, kuschelig

Diana Krall in Düsseldorf

Düsseldorf, 08.10.2015
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Ihre beiden neunjährigen Zwillinge, die dieses Mal mit auf Tour seien, mögen eher die Musik des Vaters, erzählt eine Diana Krall in Plauderlaune während ihres Konzertes in der mit zweieinhalb Tausend Menschen gefüllten, bestuhlten Mitsubishi Electric Halle ihrem Publikum. Und findet das offensichtlich gar nicht so schlimm. Die Kinder haben eben Geschmack, ist der Papa doch der britische Musiker Elvis Costello.

Geschmack hat auch die Mama. Sicher, die aktuelle, rechtzeitig zum Deutschlandtourauftakt der blonden Kanadierin mit etlichen Bonustracks neu aufgelegte CD „Wallflower“ ist viel mehr ein weichgezeichneter Ausflug in den Pop der 60er-, 70er- und 80er Jahre als handfester Jazz.

Ein paar Stücke aus diesem Album singt Diana Krall auch in Düsseldorf. Aber erst viel später im Programm eines zwar unterhaltsamen, aber nie richtig mitreißenden Abends. Erst einmal bringt Diana Krall mit ihrer fünfköpfigen Band, bei der vor allem der vorzügliche Gitarrist Anthony Wilson und der nicht minder überzeugende Fiddle-Spieler Stuart Duncan viel solistische Freiräume bekommen, eine ganze Handvoll Jazzsongs zu Gehör. Den beliebten Standard „On The Sunny Side Of The Street“ etwa, als erstaunliche Sinti-Swing-Nummer gespielt.

In diesen Momenten spürt man, dass die Sängerin mit derherben, lasziv-lässigen Stimme sich mindestens genau so sehr als lustvolle, improvisationsfreudige Jazzpianistin fühlt. Die dann ganz alleine am Klavier auf der mit Röhrenverstärker-Attrapen retromäßig gestylten Bühne das Publikum entscheiden lässt, was es als nächstes solo von ihr hören möchte. Die Liebeskummerschnulze „Cry Me A River“ wird lautstark gefordert, ebenso Joni Mitchells Ballade „A Case Of You“.

Letzteres Stück ist auch auf der neuen „Wallflower“ dabei, zu der die 50-Jährige danach kommt. Und nun weiter viel Kuschelfaktor liefert. Mit „California Dreamin´“, dem alten Hippie-Lied der Mamas & Papas, bei dem sich Gänseblümchen sanft im Wind auf einer großen Leinwand wiegen. Oder beim Bossa Nova „So Nice“. Diana Krall ist nicht zuletzt auch mit solchen lieblichen Klängen so berühmt geworden.

CD-Tipp: Diana Krall „Wallflower (The Complete Sessions)“ (Verve/Universal)


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