Bild für Beitrag: ​Krefelder Jungs | Aftershow Talk mit dem Horst Hansen Trio

​Krefelder Jungs

Aftershow Talk mit dem Horst Hansen Trio

Krefeld, 24.08.2020

Sehr ernst ist es ihnen aber mit dem eigenen Namensgeber, dem Krefelder „Jazz-Urgestein“ und Tanzmusiker namens Horst Hansen, weswegen sich Trompeter Otto, Saxofonist Manfred, Pianist Hans-Dieter Zimmermann, Bassist Heinz sowie Schlagzeuger Eberhardt nach ihm benannten. Im Gespräch nach ihrem gefeierten Sommerkonzert auf der Kolvenburg durfte die Frage also nicht fehlen, wie Krefeld und der dortige Jazzklub für die Karriere prägend war:

Ihr seid eine Krefelder Band. Hat euch der Jazzklub bzw der Jazzkeller maßgeblich geprägt?

Auf jeden Fall. Wir sind schon als Schüler dahin gegangen, zum ersten Mal war ich mit 15 dort und hab da Konzerte erlebt, die ballerten alles weg. „Hey, das will ich auch!“ - war ein starker Wunsch von mir! Dieser Jazzkeller it schon krass. Ein winziges Ding, so eckig und verwinkelt, du sitzt da zwangsläufig zwei Meter von den Leuten weg. Wenn wir dort selbst spielen, feiern uns die Krefelder immer sehr gefeiert. Manche im Club waren irritiert von unserer Auffassung. Wir haben ja auch mal neue Dinge ausprobiert: Etwas Dave Brubecks „Take Five“ in Viervierteln als Reggae gespielt. Man kritisierte uns: Ihr seid bescheuert, ihr verkümmert das doch total. Nee! Wir haben das zu etwas greifbarem gemacht, womit sich die Leute, die wir kennen, unsere Freunde identifizieren können.

Einfach mal den Jazz von seinen heiligen Sockeln runterholen und sich nicht von der Jazzpolizei erwischen lassen ...

Das war megagut. Es gab so ein paar Leute, die das super fanden und manche, die damit nicht klarkamen. Aber es hat sich gut entwickelt. Mittlerweile stehen die komplett hinter uns. Ich glaube, die sind jetzt auch stolz, dass wir von dort kommen. Wir pflegen unsere Kontakte, und wenn wir dort etwas planen, sind immer helfende Hände da.

Gerade euer unkonventionelles Auftreten beschert euch viel Ausstrahlung, dass ihr auch in anderen Locations jenseits der Jazz-Nische gefragt seid.

Wir spielen im Oktober im Berghain in Berlin. Ein Glücksfall ist unsere Berliner Booking-Agentur, die bringen uns an wunderbare Orte. Es zahlt sich einfach immer wieder aus, dass unsere Musik greifbar und nicht so unnahbar ist. Das, was wir machen, sind ja immer wir. Ich glaube, das nimmt man uns auch ab!

Was für neue Einflüsse sind durch euren Trompeter in die Band gekommen?

Zum Beispiel Tanzmusikstilistiken. Aber wir analysieren unsere Einflüsse gar nicht. Wir schreiben einfach etwas und machen uns erst hinterher klar, was es ist, wenn wir mal drüber nachdenken. Das kann ein Gesangschorus sein, der im nächsten Moment nach Dubstep klingen darf oder wir haben so ein Mambo-Ding, das ziemlich oldschool ist. Angefangen haben wir heute mit einer Bebop Linie - aber darunter haben wir einfach mächtig geholzt.

Wir bringen einfach alles sein, womit wir aufgewachsen sind. Wir hören ja auch Musik aus den 1950er und 1960er Jahren ebenso wie Hiphop und Rock. Wir wollen alles erhalten und nichts mit Füßen treten.

CD Horst Hansen Trio

Live in Japan

jazzhaus records 2020

Suche