Keine Gespensterkonzerte ohne Publikum!
Stimmungscheck bei Axel Fischbacher
TEXT: Stefan Pieper |
Axel Fischbacher mag sein Publikum gerne und schickt ihm Botschaften, dass er da ist. Vor einer Kamera virtuell spielen, ist für ihn aber eine traurige Angelegenheit und ein falsches Signal dazu. Als Jazzer mit viel Freiheit im Blut erzeugte der augenblickliche, angst-dominierte Zeitgeist der letzten Wochen viel Unbehagen. Wenn irgendwann die beiden Veranstaltungsreihen „Jazz Attack“ in Krefeld und „Blue Monday“ in Hilden wieder anlaufen, gilt es, einen Stau aus zu vielen Veranstaltungen zu verwalten. Gerade noch stand Fischbacher mit seinem Quintett im Rampenlicht. Im Februar 2020 sorgte die Uraufführung seines neuen Projekts FIVE BIRDS AND STRINGS zusammen mit der Kammerphilharmonie Wuppertal für Furore. Die dritte geplante Aufführung in Krefeld stand unter keinem guten Stern: Erst wurde sie wegen Sturm abgesagt und dann zerschoss Corona sowieso alles, also den Ausweichtermin beim Krefelder Jazzklub. Also jetzt erstmal den Keller aufräumen....
Wie gehst Du mit der aktuellen Situation um?
Ich räume meinen Keller auf, ich räume meinen Keller auf, ich räume meinen Keller auf, ich räume meinen Keller auf, ich räume meinen Keller auf, ich räume meinen Keller auf, ich räume meinen Keller auf......
Hat sich Deine Gefühlslage zwischen den ersten Tagen des corona-bedingten Tätigkeitsverbots und jetzt bereits verändert?
Ja. Während ich dem NIX am Anfang noch was abgewinnen konnte, habe ich jetzt Angst. Angst vor der Obrigkeitshörigkeit der Leute. Selbst bei solchen, deren Geisteshaltung ich ganz anders eingeschätzt hatte.
Was belastet am meisten? Der Blockwart und die Sinnlosigkeit der Masken. Ist ein finanzieller Schaden entstanden und wie hoch ist er ungefähr?
Das ist noch gar nicht abzuschätzen. Ich bin ja persönlich ganz gut im Geschäft gewesen und kann nun keine Zukunft planen. Die Hilfen aus der öffentlichen Hand sind zwar dann letztlich -trotz ausgeprägtem Dilettantismus bei der Abwicklung- erstmal da und nützen auch was. Allerdings nur, wenn man sich über die Rechtsfragen bzgl. der Verwendung nicht schon im Vorfeld allzu verrückt macht. Wie bewertest Du das Verhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Politik? Ogott das wäre jetzt zu lang. Ich denke, die tun ihr Bestes aber das Beste ist nicht wirklich gut. Ein breites Verständnis für Leute wie uns auf Seiten der Politik vorauszusetzen wäre naiv.
Wie hältst Du Kontakt zu eurem Publikum und wie ist die Resonanz?
Ich sage jedes Konzert einzeln ab und poste die Absage in einem kleinen Video. Ich mag meine Leute gern und möchte diese Kontakte pflegen.
Wie gestaltet sich die Kommunikation mit Medien, Sponsoren und Lokalpolitik?
Überall Warteschleife. Man hat den Eindruck, alle starren wie gebannt auf Dr. Drosten.
In welchem Umfang hat es Ticketrückgaben gegeben?
Keine. Es ist bislang alles auf Nachholtermine gepolt. Was muss hier dringend verbessert werden?
Bei den Soforthilfsmaßnahmen sind dringend die Rechtsfragen zu klären, damit es keine Unsicherheiten mehr gibt. Wenn es jetzt irgendwann zur Wiederaufnahme des Konzertbetriebs käme, könnt ihr euch besondere Vorkehrungen für eure Venue vorstellen? Wäre es zum Beispiel denkbar, das Publikum zu reduzieren und würde sich das dann noch rechnen?
Nein, definitiv nicht.
Konzertbesuch und Maskenpflicht? Könnte dies zusammen gehen?
NEIN. Auf jeden Fall mache ich das nicht mit.
Wie stehst Du zum Verschieben der Konzerte?
Das führt zu einem Veranstaltungsstau, sobald es beginnt. Ich mache da so richtig konsequent nichts.
Was für positive Erfahrungen sollten auch nach der Corona-Krise weiter genutzt werden?
Daß es auch ein Leben ohne Affenrennen gibt.
Führen Streaming-Konzerte zu einer Zerstörung der Livemusik-Szene oder sind sie ein überfälliges Marketing-Instrument, von dem der Livesektor noch profitieren wird?
Für mich ist zunächst mal klar, daß wir KEINE Gespensterkonzerte ohne Publikum nur für das Internet spielen werden. Das würde so ziemlich Allem zuwiderlaufen, was den Geist unserer Konzertreihe jetzt so viele Jahre schon ausmacht. Und mir persönlich wäre es auch zu traurig, ohne euch Leute da im Publikum.
Kann die Krise eine Chance für die Solidarisierung zwischen Starken und Schwachen sein?
Nur wenn die Starken WIRKLICH mitmachen. Wenn uns der neue grosse Messias Gates als einzige Lösung seine Impfung anbietet, ist das Bluff.