Über kulturelle Vielfalt und Nöte junger Musiker
Interview mit Till Brönner
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Andreas Bitesnich
In der letzten Woche erschien ein Interview mit Till Brönner im Handelblatt, der Wirtschaftszeitung in Deutschland. Der in Bonn aufgewachsene gebürtige Viersener sprach dort über sein Leben als Unternehmer, die wirtschaftlichen Nöte junger Musiker und erklärte, warum das Radio die kulturelle Vielfalt in Deutschland zerstört. Statements, die wir den nicht unbedingt das Handelblatt Lesenden nicht vorenthalten möchten.
So antwortete Till Brönner zum Thema originelle Talente in Verbindung mit seinem Statement, dass im Radio immer der gleiche Einheitsbrei gespielt wird. "Die Zeiten, wo ein Radiomoderator sich traute, ganz persönlich einen Künstler oder Song zu empfehlen, sind lange vorbei. Die Stücke müssen ins Programmschema passen, sonst werden sie nicht gespielt. Überraschungen werden dem Publikum nicht mehr zugemutet, du steigst ins Auto und hörst den Song, den du morgens auch schon gehört hast. Musikalische und kulturelle Vielfalt hat es heute in Deutschland schwer. Musik muss sich in Sekunden erschließen, sonst wird sie nicht mehr gespielt.
Zur Frage der Nöte junger Musiker wird Till Brönner, der selbst als Dozent tätig ist, sehr deutlich. So sagt er hierzu: "Es geht in den Bereich der Fahrlässigkeit, so etwas (gemeint ist Jazz, die Redaktion) heute zu studieren, wenn man nicht unbedingt für die Musik geschaffen ist. Wenn du Pech hast, triffst du auf einen Professor, der sowieso nichts vom Jazz-Markt hören möchte, weil er selber nie einen kennen gelernt hat. Was soll der seinen Studenten als Berufsvorbereitung mit auf den Weg geben? Wir bilden meist Lemminge aus, die wir hinterher über die Klippe schubsen und sagen: "Sie selber zu, wie Du klar kommst"". Und auf die Nachfrage, wie er selber dieser Gefahr entgangen ist, antwortete Brönner weiter: "Ich hatte Glück, und ich hatte Lust, mich vielen Dingen zu öffnen. Viele junge Musiker sind schockiert darüber, wie viel Zeit des Tages man aufwenden muss für Dinge, die nichts mit Musikmachen zu tun haben, um schlussendlich eine oder zwei Stunden auf der Bühne zu stehen. Ich sage immer im Spaß, ich werde fürs Reisen und Mailen bezahlt. Das Musizieren selber, das würde ich auch kostenlos machen.
Das Interview erschien am 20.2. im Handelblatt und wurde von Florian Kolf geführt.
Leider steht das ganze Interview auf der Website des Handelsblatt nur kostenpflichtig zur Verfügung. Aber wer mal für gute journalistische Arbeit im Internet bezahlen möchte, hier der Link zum Interview...