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‚The legend of Monk` mit Milli Häuser

Konzert und Interview

Bochum, 19.12.2023
TEXT: Heinz Schlinkert, Milli Häuser | FOTO: Heinz Schlinkert

Eine Warteschlange bildet sich am 13. Dezember vor dem Eingang des Bahnhofs Langendreer, schon drei Wochen vorher war das Konzert ausverkauft. Der Saal ist trotz zusätzlich aufgestellter Stühle voll besetzt. Milli Häuser ist im Ruhrgebiet inzwischen ‚bekannt wie ein bunter Hund‘, als Sängerin, als Instrumentalistin und als Veranstalterin der Bochumer Tatort Jazz Reihe.
`The Legend Of Monk` ist viel mehr als ein Konzert, denn Milli Häuser singt nicht nur, sie tanzt auch und rezitiert Texte. Begleitet wird sie dabei von der Tatort Jazz Hausband mit Matthias Dymke (p), Uwe Kellerhoff (dr), und Alex Morsey (b).
Es ist eine Art Programm wie es im Jazzbereich selten zu sehen ist. Hier wird die musikalische Welt in vielen Facetten betrachtet und dargestellt. Zu erleben sind neben der Musik auch Improvisation, Gesang, Tanz und poetisch-biographische Momente über den afro-amerikanischen Pianisten und musikalischen Architekten Thelonious Monk. Schon seit 9 Jahren singt und spielt Milli in wechselnden Konstellationen (s. Interview) und mit großem Erfolg das Monk-Programm.
Während des ersten Stücks 'Straight No Chaser', bei dem ein Solo auf das andere folgt, warten alle auf Milli. Doch schon bald trägt sie die erste Textsequenz vor mit Szenen aus dem Leben des Pianisten Thelonious Monk. Das Publikum ist begeistert, mehr noch als sonst, Nonstop folgt nun ein Monk-Stück dem anderen. Milli singt englisch und deutsch, die deutschen Texte, die sie selbst verfasst hat, passen sehr gut zur Musik. Neben ihren gesanglichen Darbietungen improvisiert sie Sequenzen auch übers Megaphon, z. B. bei ‚Blue Monk‘, sie spielt auf Bongos, singt Mundtrompete und lässt sich von der Musik immer wieder tänzerisch inspirieren. Musik und Bewegung, das ist für sie eins, denn sie hat auch eine Tanzausbildung absolviert. Manchmal singt sie mit dem Rücken zum Publikum, ihre Körpersprache verrät aber, dass dies ganz und gar nicht so zu verstehen ist wie bei Miles Davis. Wenn Milli in ihrem schwarzen Outfit auftritt, fühlt man sich manchmal an Shows der 20er Jahre erinnert, besonders bei ‚Round Midnight’. Die Musik scheint wie gemacht für Millis Texte, Vokalisen begleiten Text und Tanz. ‚The Legend Of Monk` hat viel Potential und ist inzwischen auch überregional bekannt.

Interview mit Milli Häuser

Hallo Milli, ihr spielt ja schon eine ganze Zeitlang ‚The legend of Monk`. Wann hat es begonnen und was hat sich im Lauf der Zeit verändert?
Begonnen hat es in einem Kloster in der Provence, vor ca. 10 Jahren, als ich wiedermal einen Musikworkshop dort gegeben habe. Dort habe ich mich intensiv mit der Musik und dem Menschen Monk beschäftigt. Die besonderen Melodien und seine eigene Rhythmik haben mich so gefesselt, so dass ich sofort begann Texte dazu zu schreiben. Ich wollte das singen! Auf Englisch und auf Deutsch. Letzteres war schon nicht ganz so einfach. Bedingt durch die meist eigenwilligen Melodien und Rhythmen musste ich meiner eigenen Muttersprache schon ziemlich auf den Leib rücken. Aber letztendlich hat es doch Erfolg. Bei 4 Titeln in meinem Monk Programm habe ich auf Texte zurückgegriffen, die es bereits gab.
Zunächst habe ich die Stücke für mich arrangiert und suchte dann Musiker, die mit mir das Programm dann musikalisch weiter erarbeitet haben. Ich fand dazu Joachim Raffel (p) und Uwe Kellerhoff (dr). Wir spielten dann zunächst eine Zeit lang im Trio, dann kam Nils Imhorst (b) dazu und wir nahmen eine CD (vor ca. 9 Jahren) auf. Diese Premiere fand im Prinz Regent Theater Bochum statt. Nach einiger Zeit erweiterte ich das Programm mit künstlerischen Videoanimationen und Licht und spielte damit an verschiedensten Orten. Die Besetzung änderte sich später dann mit Laia Genc (p) und Markus Braun (b). Auch wir tourten eine Zeitlang gemeinsam bis nach Rostock durch die Gemeinden. Dann kam Laias Babypause und der Pianist wurde kurzzeitig Martin Scholz (ehem. Tatort Jazz Hausbandmusiker). Nach einem Konzert in Bremen beschloss ich, Monk auch nur für ein Duo zu arrangieren. 2018 spielte ich das Ganze mit Matthias Dymke (Tatort Jazz Hausbandmitglied). Dann machte ich Pause mit ‚Mr. Monk’ und widmete mich anderen Projekten. Nach Corona haben wir das Programm dann zusammen mit der Hausband bei Tatort Jazz wieder auf die Bühne gebracht und noch woanders gespielt. Das hat so großen Spaß gemacht.
Denn das Programm befindet sich im Wandel und hält trotzdem an Monk fest. Natürlich hat sich im Laufe der Zeit mit mir und den verschiedenen Musikern die Darbietung der Musik verändert. Denn jeder einzelne von uns gibt sein eigenes Gefühl und musikalisches Können ganz in die Musik des Bebop-Meisters und musikalischen Architekten Monk ein. Und das macht Freude und Lust auf mehr.

Warum hast du Thelonious Monk ausgewählt? Monk war ein Mann und Pianist, du bist eine Frau und Sängerin. In welcher Rolle siehst du dich da – als Fan, Mittlerin oder Dokumentaristin?

Natürlich trifft jetzt im Nachhinein alles drei zu. Aber eigentlich war und ist es so, dass Monk mich einfach fasziniert. Punkt. Man hört bei seinem Spiel richtig, dass er immer auf der Suche nach dem nächsten Ton ist, der eine besondere Wendung in die Musik bringen könnte… . Das ist spannend. Zudem: Grundsätzlich aber lerne ich ja auch als Sängerin viel von „Instrumentalisten“ und deren Improvisationen. Und da hab ich natürlich auch so meine Lieblinge. Es gibt auch viele Bläser, denen ich ganz wunderbar finde u.a. Charlie Parker oder John Coltrane. Aber auch so mancher Tatort Jazz Gastsolist inspiriert mich, egal welchem Instrument ich lausche. Wichtig ist für mich die besondere Eigenart, Einzigartigkeit, die ein Künstler rüberbringt, nicht nur das spielerische Können.
Um bei Thelonious zu bleiben: „Monk konnte nicht alles, aber er konnte alles was er wollte“. Und das hat mich „getoucht“.

Die Tatort Jazz Konzerte haben großen Zulauf und sind oft ausverkauft, während andere Veranstalter Konzerte absagen müssen. Wie erklärst du dir das?
Kurz: Tatort Jazz ist eine mit viel Liebe zur Jazzmusik gewachsene „Marke“ geworden.
Die hat sich im ganzen Ruhrgebiet und darüber hinaus seit bald 18 Jahren herumgesprochen. Dafür sind wir sehr dankbar! Wir sind nicht bei Facebook, nicht bei Insta oder Tic Toc. Trotzdem funktioniert es super. Das Publikum kommt mittlerweile zu 50 Prozent aus anderen Städten. Ich glaube es fast selber manchmal nicht, aber: von hier bis Köln reist das Publikum an, um unsere Konzerte zu erleben.  Die Atmosphäre macht´s. In einem großen, gewachsenen Club wie z.B. dem Bahnhof Langendreer vor vollem Haus spielen zu dürfen ist wunderbar für alle Beteiligten.
Nicht zuletzt hat Tatort Jazz eine musikalisch hochkarätige und menschlich empathische Hausband mit Matthias Dymke, p, Alex Morsey, b und Uwe Kellerhoff, dr, die unsere ausgewählten, wunderbaren Gastsolisten offen in Ihrem Schoß aufnimmt und wirklich immer alles gibt, damit das Konzert für die Gastsolisten und für das Publikum ein musikalisches Erlebnis wird. Weiteres Internes verrate ich nicht.

Wie siehst du die Berichterstattung über Jazzkonzerte in der Lokalpresse?

Als Tatort Jazz in 2006 begann, spielten wir 6 Jahre lang wöchentliche Konzerte und zu der Zeit gab es noch mehr Pressemedien, sprich Tageszeitungen. Die haben uns überdurchschnittlich gut begleitet. Vielleicht lag es am Namen 'Tatort Jazz', keine Ahnung. Es gab wöchentliche Ankündigungen, sowie war immer ein/e Redakteur*in vor Ort, die eine wöchentliche Rezension geschrieben haben, sowie auch immer mal große Berichte schrieben. Das hat sich eklatant geändert. Heute hat - vor allem im Ruhrgebiet - die 'Funke Mediengruppe' alles im Griff und reduziert Kulturberichte. Auch im Radio. Wenn man heute einen Bericht in einer angesagten Tageszeitung mit Foto möchte, muss man entweder teuer Werbung machen oder einen Prommi im Programm haben. Aber zum Glück sind wir davon nicht (mehr) abhängig. Wir freuen uns deshalb ganz besonders, das NRW Jazz und seine Redakteure für uns da sind und sich Zeit für Rezensionen nehmen, so dass wir nach außen sichtbar sind. Das ist ein äußerst wichtiges Medium in Sachen Jazz.

Wie wird es weitergehen mit ‚The legend of Monk` oder hast du andere Pläne?

Ich möchte wieder mehr 'The Legend Of Monk' spielen. Weil wir Musiker*innen es lieben und weil das Publikum unsere Konzerte liebt. Insofern, da muss jetzt in die Phase des Bookings kommen.
Ach ja… . Das ist für uns Musiker*innen ja nicht so einfach. Es gibt eigentlich Schöneres zu tun. Aber so ist das Leben. Man muss es eben MACHEN!  Ich habe jetzt mit der Tatort Jazz Hausband Lust bekommen, nochmal mit der Monk-Musik in medias res zu gehen und vielleicht bald das Ganze nochmal neu aufzunehmen und eine aktuelle CD 'The Legend Of Monk' herauszubringen. Wie gesagt, alles ist im Wandel. Und der Wandel soll sichtbar und hörbar sein.  
Liebe Milli, vielen Dank für das Gespräch.



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