Robert Landfermann
Das Schöne und das Abenteuer
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Auf Festivals wurde schon so manches geboren – zum Beispiel das neue Quintett von Robert Landfermann . Mit frischen kompositorischen Ideen im Gepäck war der Kölner Bassist nach Krefeld gereist – sein neues Quintett fühlte sich auf Anhieb extrem zuhause, musizierte traumwandlerisch spontan und intuitiv. Vielleicht gerade, weil alles so neu und spontan war? Robert Landfermann wusste backstage einiges zur künstlerischen Haltung, zum verbesserten Ideenaustausch über das Internet und über Schönheit und Abenteuerlust in der Musik zu sagen.
Wie lange gibt es dein neues Quintett überhaupt schon?
Das war heute der definitiv erste Gig von dieser Band, der war ja sogar als Weltpremiere angekündigt (lacht). Heute morgen haben wir uns alle zum ersten Mal gesehen. Wir kennen uns zwar schon von vorher, aber in dieser Konstellation haben wir zum ersten Mal miteinander gespielt. Der Soundcheck war sozusagen unsere Probe – und dann lief es einfach.
Willst du künftig noch mehr in großen Besetzungen arbeiten?
Ja, auf jeden Fall.
Kam das musikalische Material ausschließlich von dir?
Ja, die ursprünglichen kompositorischen Ideen schon. Aber es war alles sehr offen - wir haben viel improvisiert. Es stand meist nur sehr wenig auf den Notenblättern drauf.
Wie viel schon vorher festgelegt ist, und was sich aus der Improvisation entfaltet, ist für den Hörer oft eine sehr spannende Frage. Wie war bei den Stücken, die wir gerade gehört haben, das Verhältnis? Ich hatte das Gefühl, dass sämtliche Spieler sehr genau wissen, was sie zu spielen haben und was sie tun.
Gutes Zusammenspiel vergleiche ich am liebsten mit einem Gespräch. Wir kannten uns ja alle. Also kann man sich hier darauf verlassen, dass mnn sich versteht.Wenn einer etwas sagt, dann meint er es ironisch, und wenn er jetzt einen Witz macht, dann lache ich. Da weiß man schon, wie man zu reagieren hat. Auch wenn einer mal ein neues Thema anspricht.
Mein Eindruck war weniger der einer heiteren lockeren Konversation, sondern eher der einer sehr intensiven musikalischen Debatte - eines hitzigen Diskurses über große Ideen. Tiefgehend und offensiv geführt. Dabei brannte ja manchmal wirklich die Luft. Einige im Publikum waren schon richtig narkotisiert dadurch. Sag mal was über deine Einflüsse und Inhalte
Ich hol da mal ganz weit aus. Die Palette an Einflüssen ist heutzutage riesig. Die ganze jüngere Jazzgeneration inklusive uns wächst ja heute sehr so offen auf. Und es hat auch viel mit dem Internet zu tun, dass man wahnsinnig schnell an verschiedene Sache rankommt. Da ist es schon fast selbstverständlich bei jungen Musikern, dass die sowohl klassische Musik rezipieren, aber auch neue Musik. Und noch viel mehr: Popmusik, Folk, World Music, traditionelle Musik. Da ist sehr vielseitiges Interesse. So war es bei uns auch. Zum Beispiel haben wir vorhin über ganz schlichte Melodien improvisiert haben - die stammten von Luciano Berio - einem Komponisten der Neuen Musik. Das sind im Original schlichte, schöne Kinderlieder. Aber es gab auch zwei neue Stücke von mir, die etwas komplexer waren. Aber ich wollte heute auch nicht zu viele Noten mitbringen - dann hätten alle nur abgelesen und es hätte sich keiner mehr auf das Reden konzentriert und es wäre kein richtiges Gespräch draus geworden.
Als Zugabe habt ihr ein Stück von Paul Motian gespielt. Die Klanglichkeit von ECM-Produktionen war ja auch immer latent vorhanden.
Klar, dieser Labelname steht natürlich schon für ein sehr weites Feld von Musik. Und diese Musik hat doch immer wieder ein sehr lyrisches Potenzial, das aber zugleich sehr abenteuerlich bleibt. Diese Haltung passt gut auf diese Band. Wenn die freien Spieler zu sehr das schöne ablehnen oder das schöne umgekehrt, sich nicht mehr frei gebädet, ist das nicht gut.
Wie geht es weiter mit dem Quintett?
Wir hoffen auf jeden Fall, im nächsten Jahr auf Tour zu gehen. Ein Aufnahmetermin für eine CD beim Münchener Pirouet-Label ist für den kommenden Februar geplant!
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Robert Landfermann
Quintett":
Christian Weidner (sax) | Sebastian Gille (sax) | Elias Stemeseder (p) Jim Black (dr)