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Publicity, Networking, Visitenkarten

Die jazzahead! ist längst viel mehr als eine Messe

Bremen, 30.04.2014
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Dass der Jazz eine künstlerische Haltung präsentiert, die vor allem von Kommunikation lebt, setzte sich auf der jazzahead! in allen Aspekten rund um das Musik machen fort. Es wird "genetworked" überall auf den drei Ebenen in der Messehalle - und es gibt kaum jemand, der hier nicht ohne ein Anliegen unterwegs ist. Musiker treffen auf Agenten, Plattenlabels und Konzertveranstalter. Fachmedien, von denen es in Deutschland überdurchschnittlich viele gibt, machen sich für die Publicity rund um die Künstler und Labels stark. Also füllten sich bei den Messebesuchern ganz schnell die Taschen mit Promo-CDs, die von ungehemmter, gerne auch selbstausbeuterischer Produktivität zahlloser Musikerinnen und Musiker zeugen.

Der Diskurs wird in Bremen gepflegt - nicht nur bei Labelbetreibern, die nach neuen Wegen für den Vertrieb ihrer Produkte suchen – vor allem dies ist keine leichte Aufgabe angesichts zurück gegangener Verkaufszahlen bei den Musiktonträgern. Und CDs finden auch im Zeitalter digitaler Downloads nach wie vor als künstlerische und sinnlich greifbare Visitenkarten Verbreitung. Reiselust wecken in Bremen überdies die vielen Länderstände auf der jazzahead!. Sie geben so vielfältige Einblicke in die überaus lebendigen, pluralistischen Musikszenen quer auf dem Globus. All dies ist für den Fachbesucher wie auch für den privat angereisten Musikliebhaber eine Horizonterweiterung, die zeigt, dass der Jazz nicht stillsteht - und die letztlich jenes Statement des künstlerischen Leiters Ulrich Beckerhoff bekräftigt, demnach Deutschland "im internationalen Vergleich eine der besten und beeindruckendsten Jazz-Szenen der Welt" repräsentiert.

Ihren Willen zur adäquaten Honorierung der harten Arbeit von Musikern bekundeten Deutschlands Jazzmusiker und Konzertveranstalter im Rahmen der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ), um damit ein Signal zur noch ernsthafteren Anerkennung des eigenen Berufsstandes zu setzen. Das bedeute zum Beispiel auch, verbindliche Maßstäbe bei Konzertgagen zu etablieren, wie es in Bremen die Musiker Gebhard Ullmann und Angelika Niescier forderten. Ullman schlägt in diesem Zusammenhang auch kritische Töne an, was den Umgang der Veranstalter mit den auf der jazzahead auftretenden Künstlern betrifft: "Es ist nicht vertretbar, dass Musikerinnen und Musikern weder Hotel- und Reisekosten erstattet werden, noch eine Vergütung für den Rundfunkmitschnitt der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten gezahlt wird; von einer Gage ganz abgesehen", so Gebhard Ullmann, "Eine Veranstaltung, die sich dem Jazz verschreibt, kann nicht in finanzieller Hinsicht völlig unangemessen mit seinen wichtigsten Protagonisten umgehen".

Dabei sind es vor allem die "Showcases", jene auf dreißig Minuten komprimierte Dreißigminutenkonzerte, in denen ausgesuchte Musiker und Bands eben das tun, wodurch sich Jazz auszeichnet: Sich auf den Moment zu konzentrieren, in kurzer Zeit auf den Punkt zu kommen. "So etwas bin ich ja wohl meinem Publikum schuldig, dass ich von der ersten Sekunde an alles gebe" sagt der Schweizer Schlagzeuger Lucas Niggli, der in Bremen im Duo auf den Stimmakrobaten Andreas Schaerer traf. Der subversiver Humor und die unglaubliche Energie dieser Begegnung brauchten wirklich keine Anlaufzeit.

Wie sehr moderner Improvisationsmusik mit der Kammermusik des 20. und 21. Jahrhunderts verbunden ist, zeigte die überragende Formation des Posaunisten Nils Wogram. Dessen vollendete Improvisationskunst traf auf den feinnervigen Klang eines Streicherensembles, dem unter anderem kein weniger Prominenter als Adrian Brendel, Sohn des Jahrhundert-Pianisten Alfred Brendel angehörte.

Viel mehr als eine Fachmesse

Bremens internationale Fachmesse rund um die improvisierte Musik ist mittlerweile viel mehr als eine solche – sie ist vor allem ein riesiges Festival der Kultur(en) überall in der Hansestadt. Sehr voll wurde es bis in die Nacht in zahllosen Konzerten und Clubnächten. Vor allem für jenen engagierten Messebesucher, der Gespräche und Begegnungen maximiert und sich treiben lässt, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Wer es dennoch (nicht zuletzt dank eines komfortablen Shuttle-Services) schaffte, auch in entlegene Örtlichkeiten vorzudringen, konnte an so exquisiten Örtlichkeiten wie dem Sendesaal von Radio Bremen noch einmal Nils Wograms Streicherprojekt lauschen. Oder ins Bremer Theater gehen, wo der Schlagzeuger Christian Lillinger ganz solistisch seine Begabungen auslebte.

Ach ja – man konnte angesichts der breit gestreuten Internationalität fast aus dem Blick verlieren, dass die jazzahead ja einen Länderschwerpunkt hatte. Und dem war auch das große Finale im BLG-Zentrum in den Hafenanlagen gewidmet: Der Trompeter Palle Mikkelborg und sein Landsmann, Pianist Carsten Dahl standen im Zentrum einer suitenartigen Komposition für die WDR Bigband. Ganz viel Magie wurde frei, als neutönerische Harmonien auf sphärische Impressionen trafen, dann wieder kochte alles in druckvollen Tutti-Ausbrüchen über, um einen wagemutigen Bigbandjazz voller Eleganz und Modernität frei zu setzen. Vor allem faszinierte die sensible Interaktion zwischen Mikkelborgs sphärischen Trompetensounds und einzelnen Mitgliedern der Bigband. Er macht es so wie Miles auf der Bühne: Meist mit dem Rücken zum Publikum hört er ganz bewusst ins Spiel der einzelnen Mitglieder hinein.

Einer der größten Jazz-Sponsoren in unserem Lande ist eine Automarke. Großzügig durften sich auf der Bremer Jazzahead alle Messebesucher von VIP-Limousinen zu den Konzertlocations chauffieren lassen. Und es ist auch die Firma Skoda, die einen Jazz-Preis für diese Messe auslobt. Den diesjährigen "Skoda-Jazz-Award" bekam der dänische Jazzfotograf Jan Perrson, dessen Bilder im Art-Dock in den weitläufigen postindustriellen Hafenbauten zu sehen sind. Im Zeitalter heutiger Hightech-Digital-Materialschlachten muten sie erst mal unspektakulär an. Natürlich in schwarzweiß und oft grobkörnig bilden Perrsons Fotografien prominente Musiker aus 50 Jahren Jazzhistorie ab – so wie sie dem fotografierenden Dänen bei zahllosen Liveauftritten vor die Linse kamen. Sie zeigen keine großen Posen, dafür umso mehr die Tiefe des Moments - so wie es der Jazz will. Deshalb sind Perrsons Bilddokumente so wertvoll und einzigartig.

Eine Füllhorn von Livemitschnitten findest Du hier...

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