Pausengespräch...
...mit dem Beatboxer Jens "Köpi" Kupschus
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Bernd Zimmermann
"Köpi" alias Jens Kupschus wollte schon immer etwas Originelles mit seiner Stimme anstellen. Gerne wäre er auch Synchronsprecher geworden, dann zog es ihn aber in die Musik hinein. Nein, nicht als Sänger wie Millionen andere auch – den in Moers lebenden fasziniert alles, was eher abseitig ist. Beats, Rhythmen, Scratches und Klänge erzeugte er allein mit seinen Stimmbändern – und für diese Leidenschaft ging er sogar schon einst im Kinderzimmer in Klausur. Heute gehört der mittlerweile 28jährige zu Deutschlands führenden Beatbox-Artisten. Dazu ist er Mitglied der offiziell zweitbesten deutschen Beatboxcrew, den BEATFREAKZZ`, der Beatbox On Time Crew. Mit dieser hatte er schon zahlreiche Erfolge.
Wie bist Du zu dieser Kunst gekommen?
An erster Stelle muss man nen ziemlichen Knacks im Kopf haben. Und ansonsten war ich immer schon stimmenbegeistert. Mein Traumberuf war es, Synchronsprecher zu werden. Und immer was mit meiner Stimme anzufangen. Mit Singen habe ich nicht so viel im Sinn.
Also eher die Abwege und Grenzbereiche?
Die schrägen Einlagen von Michael Winslow in der Serie Police Akademie hatten mich sehr inspiriert, wie der da seinem Zimmer an seinem imaginären PC sitzt und schräge Sounds hervorbringt. So etwas hat mich immer schon verfolgt - das habe ich versucht nachzumachen. Mit 11 und 12 kam ich dann schon zum richtigen Beatboxing. Dabei geht es darum, ein richtiges Schlagzeug zu imitieren und auch Melodien einzuführen.
Ich fand diesen Variantenreichtum unglaublich. Das muss man erst mal aus einem guten Drumcomputer rausholen können.
(winkt bescheiden ab…) Die Technologie dieser Maschinen ist schon sehr weit heute.
Du hast dich bestimmt schon ganz gut reingearbeitet hier, um erst mal diese ganzen Sounds bewusst zu hören, um sie als Idee im Kopf zu haben und dann mit der eigenen Stimme daran zu gehen.
Ich hab ja schon lange daran gearbeitet, habe mich schon mit 13 tagelang in meinem Zimmer eingesperrt, weil ich einfach nur neue Sachen ausprobieren wollte. Auch mit Freunden, die angefangen haben mit Beatboxing. Viele von ihnen haben nicht durchgehalten, sondern irgendwann eine Blockade bekommen. Man muss sich einfach sehr tief drauf einlassen. Beatboxen macht den Effekt, dass er sich immer weiter ausbreitet. Es entstehen ständig neue Sounds. Da hab ich mich mal bei der Snare verschluckt, und schon kam wieder was Neues heraus. Es ist ein ständiges Sich selber öffnen. Auch mit der Atmung. Es ist Zirkulationsatmung im Spiel.
Gibt es beim Beatboxing ein klare Lehr- und Lernmethode?
Wenig. Ich habe selber schon Workshops gegeben, es gibt einige Leute auf jeden Fall auch in Deutschland, die vereinzelt mal hier und da Workshops machen. Man kann Beatboxing leider noch nicht studieren. Aber es wäre schon gut, wenn es einen Beatbox-Professor gäbe. Man denke allein an Bobby Mc Ferrin, der schon ganze Beatbox-Lesungen gehalten hat. Das war schon sehr sehr interessant, um Leuten eine Neugier zu vermitteln, diese zu lernen.
Es gibt auch Battles zwischen den Beatboxern, analog den Rappern?
Ja klar, die gibt es auch hierzulande. Ich bin deutscher Vizemeister im Team-Battlen und gehöre auch zu den Top-Elite-Beatboxern aus Deutschland.
Die Wurzeln des Beatboxing liegen klar im Hiphop, oder?
Auf jeden Fall. Da hatten sich Bands in New York und anderen Städten zusammen getan und um gewisse Ecken in Amerika gestritten. Da sind dann sehr bekannte Beatboxer hingegangen und auch DJs wie Africa Bambaata, die haben gesagt: Leute passt mal auf Jungs, ihr müsst euch nicht einfach gegenseitig abknallen oder abstechen. Tanzt doch einfach!