Multiphonics Festival 2021
Interview mit Annette Maye Teil 2
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Vom 27.9. bis zum 7.10.21 findet wieder eine neue Ausgabe des Multiphonics Festivals in Köln, Dortmund, Düsseldorf, Wuppertal und Meschede statt. NRW Jazz hat mit Annette Maye über das Festival und über das Instrument Klarinette gesprochen. Im ersten Teil des Interviews geht Anette auf die Musiker*innen und das Programm ein. Hier folgt nun der 2. Teil des Interviews, in dem sie besonders auf das Instrument Klarinette und seine Musik eingeht.
Ein Ziel des Multiphonics Festivals war es, die Klarinette als Instrument zu popularisieren und ihre vielfältigen Klangmöglichkeiten bekannter zu machen. Ich beobachte seit ein paar Jahren, dass die Klarinette wieder sehr auf dem Vormarsch ist. Man findet sie nicht nur im Jazz, auch in der Neuen Musik, selbst in Bereichen der elektronischen Musik wird sie oft eingesetzt. Man stößt immer mehr auf die Klarinette, oft auch auf die Bassklarinette.
Annette Maye : Ja, das beobachte ich auch. Viele Saxophonisten interessieren sich zunehmend für die Bassklarinette. Der Schritt vom Saxophon zur Bassklarinette ist nicht ganz so groß, wie zur Klarinette. Vom Spielgefühl her, auch vom Ansatz, wie man das Mundstück im Mund hat, die die Anforderungen an die Gesichtsmuskulatur, der Winkel zum Mundstück, der S-Bogen oben, all das nähert die Bassklarinette dem Saxophon.
Viele Musiker*innen finden auch die tiefen Frequenzen der Bassklarinette toll. Es schon ein Unterschied zum Spielen der B-Klarinette. Sie fühlt sich enger im Mundbereich an und man sehr viel üben, um einen schönen Klang aus dem sonoren Instrument heraus zubekommen.
Natürlich braucht es auch viel Übung um die Bassklarinette schön zu spielen, aber man kann sie auf unterschiedliche Arten spielen. Sie klingt immer cool und der Ansatz ist etwas lockerer. Ich glaube der Zugang zu Bassklarinette ist für viele Saxophonisten einfacher. Sie wird schon seit vielen Jahren in der Filmmusik eingesetzt. Es fällt auf wie häufig Bassklarinette im Hintergrund zu hören ist, bei verschiedenen Serien und Filmen.
In der Neuen Musik höre ich die Klarinette besonders häufig.
In der Neuen Musik werden Klarinetten schon seit längerer Zeit eingesetzt. Sie haben eben ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Etwa die ganzen Multiphonics, diese Spaltklänge, bei denen man unterschiedliche Obertöne hörbar macht, wo also mehrer Töne gleichzeitig hörbar gemacht werden. Oder Flatterzunge, schnalzende Geräusche, mit oder ohne Tonhöhe, Luftgeräusche usw., es gibt wirklich ein ganz großes Spielfeld auf der Klarinette, was man an nicht so gängigen Sounds dem Instrument entlocken kann. Deshalb mögen auch viele Komponisten neue Stücke für die Klarinette zu schreiben. Auch im Jazz taucht sie häufiger auch und vielleicht hat das Festival auch einen kleinen Beitrag dazu geleistet Musiker*innen zu ermutigen sich mit der Klarinette zu beschäftigen und die Klarinette öfter in die Hand zu nehmen. Sie ist ja ein Doubling Instrument für Saxophonisten, neben der Querflöte.
Wenn das tiefere Ziel des Festivals in gewisser Weise erreicht wurde, braucht es dann in der Zukunft noch ein Multiphonics Klarinetten Festival?
Annette Maye : Ja, auf jeden Fall. Es ist ein Herzensprojekt von mir. Ich finde es schön neue Musiker*innen aus der europäischen Szene kennenzulernen, es tauchen immer neue Gesichter auf. Und ich glaube schon, dass man da nachhaltig dabei bleiben sollte, dass es nicht nur eine Modewelle mit der Klarinette ist. Es geht ja nicht nur um den Jazz, es geht ja um die Klarinette in ihren vielen Sparten. Und ich finde, dass sie vielen Leuten noch ein unbekanntes Instrument ist. Ich werde selbst immer wieder auf verschiedenen Konzerten darauf angesprochen, dass sie die Klarinette so nie gehört hätten. Ich höre auch oft solche Sätze wie: „Ich mag eigentlich keine Klarinette, aber so gefällt sie mir doch." Die Möglichkeiten der Klarinette abseits der klassischen Orchester sind vielen Menschen nicht bekannt. Von daher ist es gut und wichtig, wenn das Festival weiter gemacht wird. Außerdem bringen wir ja nicht nur die Klarinette auf die Bühne sondern auch viele andere Instrumente. Das Multiphonics Festival ist schon ein Klarinetten Festival, aber es ist nicht nur für ein Fachpublikum gedacht, es sind schon viele andere Instrumente dabei, keine reinen Klarinetten Ensemble. Wir bringen dem Publikum Musik nahe. Musik aus aller Welt, aus dem Nahen Osten, aus den USA, aus Brasilien, aus verschiedenen Ländern Europas, Musiken, die viele Menschen so noch nicht kennen. Es geht nicht nur um die Klarinette als Instrument, sondern um die Musik, um Emotionen, um Stimmungen, die transportiert werden.
Wir dürfen uns also auch in den nächsten Jahren auf weitere Multiphonics Festivals freuen?
Annette Maye : Ja, das hoffe ich doch sehr. Aber wir müssen nicht so weit in die Zukunft gehen, denn es steht das Multiphonics Festival 2021 mit einem vielfältigen spannenden Programm vor der Tür. Siehe dazu den ersten Teil des Interviews mit Annette Maye :
https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2021/Interview_Annette_Maye_Multiphonics_Festival/
Das vollständige Programm des Festivals: