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Mittelaufstockung für Freie Musikszene

Strukturförderung fehlt

Gelsenkirchen, 05.04.2019
TEXT: Bernd Zimmermann | 

Mit, für die Freie Musikszene erfreulich hohen Beträgen, will die Landesregierung im Laufe der Legislaturperiode auch Jazzmusiker und -musikerinnen fördern. [wir berichteten...] Und das ist gut und richtig so. Auch die Förderung des „Europäischen Zentrums für Jazz und Aktuelle Musik Stadtgarten Köln“ sowie die Aufstockung der Preisgelder für die Spielstättenprogrammprämie sind sehr zu begrüßen. Bei aller Freude über diese Anerkennung der bisherigen Arbeit, dürfen aber die vielen Initiativen im Lande nicht vergessen werden, die den Großteil der Veranstalter ausmachen und in meist ehrenamtlicher Arbeit flächendeckend Jazzkonzerte durchführen. Und das wird leider getan. Wie der nrwjazz e.V. bereits 2016 in der Studie zur Situation des Jazz in NRW deutlich gemacht hat, braucht die Jazzszene in besonderem Maße finanzielle Hilfen zur Strukturverbesserung. Was nutzt es den exzellent ausgebildeten Jazzmusikern, wenn es keine Auftrittsmöglichkeiten gibt, wenn sie vor oft viel zu kleinem Publikum spielen und über ihre Kunst nicht berichtet wird.

Hier fehlt der Landesregierung noch das Bewusstsein durch finanzielle Unterstützung die strukturellen Rahmenbedingungen für landesweite, flächendeckende Auftrittsmöglichkeiten, für Berichterstattung und Werbung zu gewährleisten. Vor allem durch die WDR3-Programmreform im Bereich Jazz steht zu befürchten, dass die Wahrnehmung des Jazz weiter abnehmen wird. Bei den bisherigen und aktuellen Programmplätzen war die Entdeckbarkeit der Aktivitäten der NRW-Jazzszene eh nur für Insider gegeben. Hier braucht es Initiativen, die den Jazz auch für nicht am Jazz Interessierte erlebbar machen.

Seit Jahren steht das Jazzportal nrwjazz.net für eine verlässliche, kontinuierliche Berichterstattung der Aktivitäten der NRW-Jazzszene. Eine Förderung ist allerdings bisher ausgeblieben. Fairerweise muss allerdings festgestellt werden, dass hier die Landesregierung nicht allein in der Verantwortung steht, smarte, strukturfördernde Förderprogramme aufzulegen. Auch die MusikerInnen und VeranstalterInnen der Jazzszene selbst müssen begreifen, dass nur ein landesweites solidarisches Miteinander die Strukturen verbessern hilft. Die reine Konzentration auf wenige Spielorte und Musiker im Sinne einer Exzellenzförderung ist da nicht der Weisheit letzter Schluss.

Was es braucht sind auflagenspezifische Förderungen für Veranstalter im Bereich Audience Development, eine Förderung landesweit tätiger Initiativen zur Wahrnehmbarkeit des Jazz und, vor allem eine Ausweitung der Spielstättenprogrammprämie auf Veranstalter von Konzertreihen ohne eigenen Spielort. Erst wenn auch diese Bereiche durch Förderungen abdeckt werden, wird zusammen mit den bisher lobenswerten Förderprogrammen daraus ein intelligentes Strukturförderprogramm.

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